Kraftausdrücke machen die Runde

BERNKASTEL-KUES. Stadtbürgermeister Wolfgang Port wird ein Protestschreiben nach Mainz schicken. Der Inhalt: geballter Ärger über die Präsentation der Stadt bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin.

Wenn in einem Parlament Kraftausdrücke wie "Schweinerei", "Verarschung" und "Unverschämtheit" fallen, muss etwas Besonderes vorgefallen sein. Im Stadtrat Bernkastel-Kues fielen diese Bemerkungen am Donnerstagabend. Sie waren aber nicht Ausdruck eines Streits zwischen den Fraktionen, sondern hatten nur einen Adressaten: die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT). Wie angekündigt, arbeitete der Stadtrat die Präsentation der Stadt bei der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin auf. Es ging nicht mehr so sehr darum, dass die Stadt dort keinen eigenen Stand hatte (der TV berichtete mehrfach), sondern um die allgemeine Arbeit der RPT, die an ihrem Stand das Land Rheinland-Pfalz präsentierte. In dieser Beziehung musste sich die RPT einiges anhören. In erster Linie natürlich von Stadtbürgermeister Wolfgang Port, der vor Ort war. Der Stand der RPT sei allerhöchstens von Mittelmaß geprägt gewesen. Port: "Er war einem vom Tourismus geprägten Land wie Rheinland Pfalz nicht würdig und nicht auf der Höhe der Zeit." An anderen Ständen, zum Beispiel bei den neuen Bundesländern, sei viel zielgerichteter geworben worden. Port erneuerte seine Kritik, dass im Zusammenhang mit der Qualitätsoffensive in der Stadt nirgends der Name Bernkastel-Kues erschienen sei und nirgendwo die Anstrengungen gewürdigt worden seien. "Das ist eine Unverschämtheit", sagte Port. Dabei sei die Stadt in Sachen Service mit 100 Qualitätscoaches führend. Statt dessen sei in Berlin mit der Rheinland-Pfalz-Card geworben worden. "Die wird sowieso ein Flop", glaubt Port. Trotz allem seien die 20 000 Euro, die die Stadt für das Service-Projekt bereit gestellt habe, gut angelegt. Auch Frank Hoffmann (CDU), der beruflich bei der ITB weilte, zeigte sich enttäuscht. Das Standkonzept sei anonym ausgelegt, die Mosel werde nicht ihrer Bedeutung gemäß vertreten. Hoffmann: "So kann das nicht weiter gehen." Lange Zeit sei man davon ausgegangen, einen eigenen Stand zu bekommen, sagte Bernd Gelz (SPD). Deshalb fühle er sich von der RPT "verarscht". Gelz forderte den Stadtbürgermeister auf, eine Protestnote an das zuständige Wirtschafts-Ministerium zu schicken. "Das könnte dann die erste Aufgabe des neuen Ministers sein", sagte er. Ein Austritt aus der RPT ist nicht ausgeschlossen

Auch Robert Wies (FDP) kritisierte, dass über Monate hinweg von einem eigenen Stand die Rede war. Dass die Stadt dann nur mit einem Prospektständer bei der ITB vertreten gewesen sei, bezeichnete er als "Schweinerei". Lothar Marmann (UBU) rügte die "bescheidene Kommunikation", Gertrud Weydert (Grüne) hob hervor, dass sehr lange hohe Ansprüche an die Präsentation im Raum standen. "Wenn man was erreichen will, muss man selbst tätig werden", sagte Beigeordneter Wolfgang Pastor. Deshalb solle ruhig darüber nachgedacht werden, aus der RPT auszutreten. Stadtbürgermeister Port wird einen Brief schreiben. "Wir werden das weiter beobachten", sagte er. "Und dann kann es vielleicht irgendwann zu dem kommen, was Wolfgang Pastor gesagt hat."

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