Kreativ seit über 30 Jahren

BRUCH. Am nächsten Donnerstag wird Peter Knödgen 80 Jahre alt. Sein vielleicht schönstes Geburtstagsgeschenk präsentiert dem Künstler das dritte Fernsehprogramm: In der Landesschau wird ein Beitrag über ihn gesendet.

 Eines seiner witzigsten Werke ist das Selbstbildnis aus Stein, das aus der Wand seines Wohnhauses herauszuwachsen scheint. Peter Knödgen wird am kommenden Samstag 80 - und ist so kreativ wie eh und je. Foto: Petra Geisbüsch

Eines seiner witzigsten Werke ist das Selbstbildnis aus Stein, das aus der Wand seines Wohnhauses herauszuwachsen scheint. Peter Knödgen wird am kommenden Samstag 80 - und ist so kreativ wie eh und je. Foto: Petra Geisbüsch

Einen ganzen Tag lang waren die Leute vom Fernsehen bei ihm zu Besuch. Das verwundert kaum: Wenn Peter Knödgen inmitten seiner unzähligen Werke steht, werden sie wieder lebendig. Gleich vor dem Haus empfangen den Gast die ersten: Mutterliebe heißt eine mannshohe Figur aus Sandstein, Pfeifen-Oma die andere, Pitt die dritte, und am Rande steht die echte Brucher Lins. Und ist es nicht der Bildhauer selbst, der da aus der Wand schaut, die Brille auf der Nase und die Quetsch im Arm? Ja, er ist es, und als das Fernsehteam da war, hat er sich einen Spaß erlaubt: Unsichtbar spielte aus dem Keller heraus sein Lieblingsinstrument. Im Haus geht es weiter mit den alten Bekannten, diesmal aus Ton oder Holz, manchmal auch gemalt. Erstaunlich, da der Künstler zumindest teilweise an Farbenblindheit leidet. "Wenn er rotes Laub an die Bäume malt, wird es interessant", sagt Gattin Margret lachend. Mit ihr, seiner dritten Frau, entdeckte Peter Knödgen 1974 überhaupt erst seine kreative Ader. Er sei zwar in der Schule ganz gut im Malen gewesen, aber dass er auch töpfern, bildhauern und in Holz arbeiten könne, das habe er nicht gewusst. Das Leben hätte ihm auch wenig Zeit dazu gelassen: 1925 in ein bäuerliches Elternhaus geboren, musste er jung in den Krieg. 95 Pfund wog er, als er im November 1945 aus russischer Gefangenschaft zurückkehrte. Auf dem Tisch stand gerade eine Pfanne Bratkartoffeln. Er hat sie komplett verschlungen. "Ich dachte in der Nacht, ich müsste krepieren." Knödgen wurde Maurer und erbaute seine beiden Häuser mit eigener Hand. Sechs Kinder hatte er, als 1968 auch seine zweite Frau starb. Da traf er Margret wieder, die Duisburgerin, die während des Krieges in Bruch bei der Tante gelebt hatte. Sie wurde seine dritte Frau und kennt ihn gar nicht anders als kreativ. Mit dem Malen begann es, mit dem Töpfern ging es weiter, durch Zufall, wie er sich erinnert. "Dreimal war aus einem Bildstock im Dorf die Muttergottes geklaut worden." Er wurde gebeten, sie zu erneuern. Das Relief steht bis heute. Sein nächstes Töpferwerkstück hängt über dem Küchentisch: Das Kreuz hätte er schon oft verkaufen können. Doch da ist Knödgen eisern: An den meisten Dingen, die er schuf, hängt er zu sehr, als dass er sie hergäbe. Oder aber, er verschenkt sie, wie die vielen Krippen, die er getöpfert hat. Lediglich zwei stehen noch bei ihm, gleich unter dem Kreuzweg in blau und grau. 42 Knödgen-Werke stehen in Bruch. Und wieder spielte der Zufall Schicksal: Als die Dorferneuerung nach Bruch kam, fielen hier und da Steine ab, an denen Knödgen sich versuchte. Sein persönliches Lieblingsstück steht in Arenrath bei der Tochter. Ihr schuf er einen Brunnen, auf dem ihre drei Kinder sich vergnügen. Ein anderer Brunnen steht in Dreis am Haus des Schlachters, ein dritter in Bruch. Im Gemeindehaus zeugt eine große Holzskulptur von den Ereignissen des Jahres 2001. Absolut liebenswert bleiben jedoch die Figuren aus Ton. Sie erzählen wahre Geschichten aus einer anderen Zeit. Von der Arbeit im Heumonat, von Schmieden, die die Kuh beschlagen, vom Schuster Wintrich mit dem verkrüppelten Fuß und vom Schwager der Pfeifen-Oma, dem wilden Junggesellen, der sich einst "die gut Sonntagsbux" mit der Axt verkürzte. Sendeplatz der Landesschau mit Peter Knödgen: Donnerstag, 15. Dezember, 19.15 Uhr.

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