Kreis Cochem-Zell: Jeder Elfte ist überschuldet

Manchem verdirbt es am Ende jedes Monats regelmäßig die Laune, wenn er feststellen muss, dass der Kontostand mal wieder gegen Null tendiert. Weitaus ernster ist die Lage jedoch für diejenigen, die Monat für Monat mehr ausgeben als sie haben.

Cochem. (pl) Die Schuldnerquote im Kreis Cochem-Zell ist rückläufig. Nach der jährlich erscheinenden Analyse des Creditreform-Verbandes (Unternehmen für Wirtschaftsinformation) waren im vergangenen Jahr 8,5 Prozent der Cochem-Zeller über 18 Jahren überschuldet. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als noch 2006.

Im Vergleich mit allen 36 rheinland-pfälzischen Kreisen hat Cochem-Zell die drittniedrigste Quote. Bundesweit steigt die Zahl überschuldeter Privatpersonen dagegen.

Frank Steimers, Schuldnerberater bei der Caritas in Cochem, sieht auch für den Kreis Cochem-Zell keine Entspannung der Lage. "Mein Eindruck ist, dass die Zahl derer wächst, die bei mir Hilfe suchen", sagt der Diplom-Sozialpädagoge. "Am Mittwoch zum Beispiel haben sich gleich drei neue Klienten wegen eines Erstgesprächs bei mir gemeldet. "Im vergangenen Jahr hat Steimers 269 Menschen beraten. 130 davon nahmen Langzeitberatungen in Anspruch, bei denen es mehr als zwei Treffen zwischen Steimers und dem Kunden gab. Einige Kunden aus dem Blankenrather Raum lassen sich außerdem beim Diakonischen Werk in Kirchberg beraten.

Vor einer Überschuldung ist niemand gefeit. Die Ursachen sind vielfältig. Im Kreis registriert Steimers Trennungen oder Scheidungen vom Lebenspartner und Arbeitslosigkeit als häufigste Gründe. Auch eine gescheiterte Selbstständigkeit, eine Krankheit oder eine gescheiterte Immobilienfinanzierung bereiten den Menschen Geldprobleme. Oft ist es auch die Kombination mehrerer dieser Faktoren, die die Cochem-Zeller in die roten Zahlen rutschen lässt. Hinzu kommt, dass das Einkommensniveau im Kreis Steimers zufolge ohnehin gering ist.

Inzwischen müssen neue Klienten schon drei Monate auf einen Beratungstermin bei Frank Steimers warten. "Die Tendenz ist, dass die Wartezeit weiter steigt", sagt er. Inzwischen hat die Caritas eine weitere Schuldnerberaterstelle beantragt. Ob und wann Steimers Unterstützung bekommt, ist noch offen.

Für die meisten Menschen findet sich eine Lösung. "Viele kommen jedoch ein Jahr zu spät, und durch die Wartezeit wird's nur schlimmer", hat Steimers beobachtet. "So bleibt oft nur noch ein Insolvenzverfahren."

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