Krumme Baumstämme sind heiß begehrt

NEUMAGEN-DHRON. Im Spätsommer 2007 soll der Nachbau des Neumagener Weinschiffes auf der Mosel fahren. Bis dahin muss aber noch viel Aufwand betrieben werden.

Das Fällen von Bäumen gehört für Förster Theo Anell (Forstrevier Trittenheim) und seine Mitarbeiter Alfons Bollig und Eugen Dornoff zum Alltagsgeschäft. Die mächtigen Eichenstämme, die an diesem Vormittag aus dem Wald im Neumagen-Dhroner Ortsteil Papiermühle transportiert werden, unterscheiden sich auch nicht von anderen Gewächsen. "Trotzdem ist es nicht alltäglich, was wir hier machen, es ist schon eine besondere Aufgabe", erläutert Anell. Des Rätsels Lösung: Das Holz (acht Kubikmeter Eiche, zwölf Kubikmeter Lärche), das den Neumagen-Dhroner Gemeindewald in diesen Tagen verlässt, wird für den Nachbau des berühmten Neumagener Weinschiffs verwendet. Wie berichtet haben sich für dieses Projekt das Land Rheinland-Pfalz, die Gemeinde Neumagen-Dhron und die Handwerkskammer Trier zusammengetan. Das Land ist neben der EU einer der Geldgeber. Die Gemeinde Neumagen-Dhron steuert das benötigte Holz (Wert zirka 35 000 Euro) kostenlos dazu. Lehrlinge der Trierer Handwerkskammer werden den Nachbau eines römischen Frachtschiffes fertigen. Im Spätsommer 2007, und damit im Konstantinjahr, soll das knapp 19 Meter lange Schiff im Charterbetrieb auf der Mosel fahren. Der Nachbau des Schiffes soll möglichst nahe an das Original herankommen. Dafür sind aber Fachleute notwendig. Allzu viele gibt in diesem speziellen Fall allerdings nicht. Doch die Initiatoren haben einen gefunden: den pensionierten Diplom-Ingenieur Dieter Falke aus Rathenow (Brandenburg). "Ich habe schon viele Boote gebaut", erzählt er. Meist hobbymäßig oder zur Aufbesserung der Haushaltskasse. Er hat aber auch nach der Wende im Rahmen einer ABM-Maßnahme mit arbeitslosen Jugendlichen das Wikinger-Schiff gebaut, das im vergangenen Jahr beim Mittelalter-Spektakel in Bernkastel-Kues auf der Mosel fuhr. "Diese Arbeit macht mir sehr viel Spaß", sagt Falke. Dafür nimmt er gerne in Kauf, dass er in Zukunft öfter die 700 Kilometer (ein Weg) an die Mosel fährt, um die Bootsbauer fachlich zu beraten. Er schaut sich die gefällten Bäume ganz genau an. "Im Gegensatz zum Möbelbau brauchen wir hier auch viele krumme Stämme", erzählt er. Unterstützung erfährt er von einem Schiffsbauer aus dem niederländischen Venlo. Groß sind die Erwartungen natürlich auch in Neumagen-Dhron, wo der Heimathafen des Schiffes sein wird. "Das ist eine spannende Sache", sagt Ortsbürgermeister Willi Herres. Spannend auch deshalb, weil es in den kommenden Monaten zu einem Spagat kommen wird: zwischen Originalttreue und den behördlich geregelten Anforderungen an die Verkehrssicherheit im 21. Jahrhundert. "Es kann aber nur ein Vorteil für die Mosel sein", glaubt er. Involviert ist auch der Gewerbeverein Neumagen-Dhron, an der Spitze Vorsitzender Michael von Scotti. Derzeit, so von Scotti, laufen die Vorbereitungen für die Gründung eines Fördervereins. "Ich gehe davon aus, dass der Gewerbeverein dem Förderverein geschlossen beitritt", sagt er. Die Vereinigung wird es sich zur Aufgabe machen, bei der Wartung, dem Betrieb und der Vermietung des Schiffes tätig zu werden. Mit dem Fällen der Bäume hat die heiße Phase der Arbeiten begonnen. Die Stämme werden in den nächsten Tagen in einem mobilen Sägewerk in Papiermühle zurechtgeschnitten und kommen dann in eine Trockenkammer. Erst danach beginnen auf dem Gelände der Trierer Handwerkskammer die Schiffsbauarbeiten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort