Kultstätte lebt wieder auf

Ein einzigartiges Zeugnis gallorömischer Kultur an der Mosel soll wieder aufleben und zu einer weiteren touristischen Attraktion werden. Der sogenannte Umgangstempel auf dem Calmont wird derzeit wieder aufgebaut. Am heutigen Freitag ist Richtfest.

 Der originalgetreue Umgangstempel auf dem Calmont nimmt Gestalt an. Foto: Peter Barzen

Der originalgetreue Umgangstempel auf dem Calmont nimmt Gestalt an. Foto: Peter Barzen

Ediger-Eller/Bremm. Am heutigen Freitag um 14 Uhr wird Richtfest für den gallorömischen Umgangstempel auf dem Calmont gefeiert. Der Bereich des früheren Höhenheiligtums auf dem Calmont zählt zu den bedeutenden Stätten aus keltischer und römischer Zeit an der Mosel. Im Jahr 2005 legte das Landesamt für Denkmalpflege die Grundmauern des Heiligtums frei. Derzeit wird es originalgetreu wieder aufgebaut.

Exponierter Standort



Das Heiligtum bestand vom zweiten bis zum späten vierten Jahrhundert. An höchster Stelle des Plateaus stand der Haupttempel, der sogenannte gallorömische Umgangstempel. Charakteristisch ist der hohe Mittelbau auf quadratischem Grundriss, der Innenraum (Cella), der eigentliche Kern des Heiligtums, vermutlich mit Altar ausgestattet und der offene Umgang unter Pultdächern, von Holz-Pfeilern getragen und die relativ geringe Neigung der Dächer. Ein weiteres Merkmal ist die exponierte Lage mit Blick ins Moseltal und auf den Petersberg.

Gallorömische Umgangs-tempel gab es nur in den ehemals von Kelten bewohnten römischen Provinzen. Bis heute sind rund 350 davon bekannt. An Mittelrhein und Mosel haben sich zwar einige vergleichbare Tempelanlagen in Resten erhalten, wie etwa auf dem Martberg, aber keine hat diesen grandiosen Ausblick.

Hinzu kommen - in direkter Nachbarschaft - die gegenüberliegende römische Höhenbefestigung auf dem Petersberg sowie die Reste eines römischen Bauwerkes in der Klosterruine Stuben. Während die Architektur des Tempels bekannt ist, bleiben die Fragen nach dem religiösen Ritual und der Ausstattung der Cella offen. Sicher ist, dass in der Cella als Kultraum Abbilder der verehrten Gottheiten standen und Weihegeschenke deponiert wurden. Nach denkmalpflegerischer Vorgabe wird der Tempel an alter Stelle in den Ausmaßen der freigelegten Fundamente mit authentischem Material wieder aufgebaut. Lediglich die zu verputzenden und daher nicht sichtbaren Steine des Mauerwerks weichen vom Original ab.

Höhepunkt der "Straße der Römer"



Mit der Rekonstruktion und einer vorgesehenen dokumentarischen Inszenierung des Höhenheiligtums wird die Calmont-Region zu einem Höhepunkt der internationalen "Straße der Römer". Laut Landesdenkmalpflege ist das Bergheiligtum auf der extrem steilen Weinbergsfelsenlandschaft einmalig in den nördlichen römischen Provinzen.

Es soll künftig Touristen-Führungen, Sonderveranstaltungen für die Fachwelt, umfassende Themenwanderungen durch die römische Geschichte mit dem Tempel als Ziel- und Höhepunkt und Weinproben mit "römischem" Imbiss in der wettergeschützten Cella geben.

Der Förderverein Calmont-Region übernimmt Pflege, Unterhaltung und Vermarktung der Anlage. Der Wiederaufbau des Tempels wird von Bremm, Ediger-Eller und der Verbandsgemeinde Cochem-Land realisiert und vom Amt für Denkmalpflege begleitet.

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