Kulturinsel ade

WITTLICH. Die Idee stammte vom früheren Bürgermeister: Der letzte Flügel des Hauses Mehs könnte von der Stadt aufgekauft werden und damit eine Kulturinsel geschaffen werden. Doch der Plan ist auf absehbare Zeit nicht finanzierbar.

Es klingt verlockend: Die Stadtbücherei ist bereits im Komplex Haus Mehs untergebracht, ebenso das Emil-Frank-Institut und das Kreis-Archiv. Auch der Garten gehört der Stadt. Was jetzt noch fehlt, ist der Flügel zum Schlossplatz hin. Im Kopf des ehemaligen Bürgermeisters Helmut Hagedorn entstand schon Ende der 1990er Jahre die Idee, auch diesen letzten Flügel aufzukaufen und darin eine Art Stadtmuseum unterzubringen. Doch daraus wird nichts. Der leere Stadtsäckel macht nun seinem Nachfolger Ralf Bußmer einen Strich durch die Rechnung.Die Kinder von Matthias Joseph Mehs, dem fast legendären ersten Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg, stehen seit Jahren in Verhandlungen mit der Stadt, berichtet seine Tochter Maria Wein-Mehs. Hagedorn habe sie seinerzeit auf die Idee einer Kulturinsel angesprochen. Für 145 000 Euro hätte Wittlich den Gebäudeteil erwerben können, berichtet Wein-Mehs. Der Hausflügel müsse möglicherweise komplett entkernt werden. Damit käme eine erhebliche zusätzliche finanzielle Belastung auf die Stadt zu.

Den Nachlass in die richtigen Hände geben

Elementarer Teil des angedachten Vertrags war eine Schenkung. Im Besitz der Familie sind neben Zeitdokumenten wie Bildern bereits nach Sachgebieten archivierten Zeitungsausschnitte private Briefe und die umfangreiche Korrespondenz des Vaters mit politisch bedeutenden Zeitgenossen - immerhin war Mehs Abgeordneter im ersten bundesdeutschen Parlament.

"Uns ist natürlich daran gelegen, diesen Nachlass noch zu unseren Lebzeiten in die richtigen Hände zu geben", sagt Wein-Mehs.

Gemeinsam mit dem zurzeit in Koblenz verwalteten Stadtarchiv würde das Mehs'sche Archiv einen geeigneten Grundstock für ein Stadtmuseum darstellen. Allein: Es fehlt das nötige Kleingeld sowohl für den Kauf als auch für die Sanierungs- und die durch ein Museum weiterhin entstehenden Personalkosten.

Erhebliche Renovierungskosten

"Bereits im Jahre 1999 durch Bürgermeister Hagedorn als auch später durch Bürgermeister Bußmer wurde das Interesse der Stadt am Kauf des Anwesens signalisiert, aber auch nachdrücklich auf die problematische Situation des städtischen Haushalts hingewiesen", so die Verlautbarung der Stadt. Noch heute würden sowohl Ankauf als auch Schenkung positiv gesehen. Dennoch musste sich der Kulturausschuss am 24. Februar dagegen aussprechen. Er beauftragte zugleich die Verwaltung mit der Weiterführung von Verhandlungen. Diese haben immer wieder stattgefunden, jedoch ohne ein für beide Seiten positives Ergebnis.

Inzwischen ist ein Wittlicher Makler mit dem Verkauf des Hauses beauftragt. "Der Zustand des Gebäudes erfordert, gleich welche Nutzung später beabsichtigt wäre, sicherlich erhebliche Renovierungskosten", so die Einschätzung der Stadt, die von Maria Wein-Mehs geteilt wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort