Kunst-Tempel als Flaggschiff

WITTLICH. "Hervorragende Ideen und Überlegungen zu einer die Attraktivierung der Innenstadt fördernden Einrichtung eines Kunstgeschäfts", so beschreibt die Verwaltung das Kunstboutique-Konzept für das Alte Rathaus, das erstmals öffentlich im Kulturausschuss Thema war.

Im Mai 2004 erhielt der Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen ein Konzept für eine Nutzung des Erdgeschosses des Alten Rathauses von Jérôme Gascoin, Inhaber einer Werbeagentur. Die Idee ist, dort eine Kunstboutique unter dem Label M'Art einzurichten. Basierend auf das Cima-Maßnahmen-Handbuch sei Ziel, die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. "Wittlich hat ein sehr schönes Werkzeug, um dieses Ziel zu erreichen: im Mittelpunkt der Stadt ein Gebäude, das als Flaggschiff der Wiedergeburt der Innenstadt benutzt werden kann", argumentiert der Ideen-Geber für "M'Art".Kulturgut nicht kommerzialisieren

Ein Jahr später hat es das Konzept bis in den öffentlichen Teil des Kulturausschusses gebracht. Dort erklärt Justinus Calleen: "Es geht um die Einrichtung einer an Jung und Alt gerichteten Kunstboutique im Erdgeschoss auf 126 Quadratmetern mit Produkten von einem bis 900 Euro. Die Prüfung hat ergeben, dass sich die Einbindung eher für die Neustraße als für das Meistermann-Museum eignet." Nur für Letzteres allerdings ist das Konzept eindeutig "maßgeschneidert" worden. Dagegen steht allerdings auch in der Verwaltungsvorlage, dass diese Überlegung "neben anderen Gründen auch angesichts der Haushaltssituation" wohl scheitern werde: "Es müsste daher nach einer anderen Umsetzungsmöglichkeit, zum Beispiel durch Ansiedlung des Geschäfts in einem leer stehenden Ladenlokal, nachgedacht werden." Dazu sagte Hans Gaß im Kulturausschuss: "Keine Frage, die SPD begrüßt, dass endlich eine offene Diskussion um eine verstärkte Nutzung des Alten Rathauses in Gang kommt. Das Museum ist eine schöne Sache, aber es zieht einfach nicht genug Besucher an. Ich habe den Verdacht, Georg Meistermann ist für den einen zu flach und für den anderen zu hoch gestochen." Längst Zeit für eine Vermarktung

Franz Scherl, CDU, gab zu bedenken: "Dann würde ja das Museum in großen Teilen tangiert werden. Aber grundsätzlich würde ich begrüßen, dass das Rathaus besser frequentiert wird." Sein Fraktionskollege Michael Praeder sagte: "Grundsätzlich bin ich der Meinung wie Hans Gaß, dass das Rathaus attraktiver gestaltet werden sollte, aber mir widerstrebt es, dieses Kulturgut zu kommerzialisieren." Auf TV-Nachfrage sagt Karsten Mathar vom Stadtmarketingverein, da der Kulturausschuss anregte, der Verein solle sich einklinken: "Meines Erachtens ist es längst Zeit, die im Maßnahmenhandbuch des Cima-Gutachtens geforderte Vermarktung des GM-Museums und Nutzung des Alten Rathauses als Publikumsmagnet umzusetzen. Gerne begleiten wir dieses Anliegen im Rahmen unserer Möglichkeiten." Synergien für beide Seiten

Man habe schon vor einigen Monaten auf eine touristische Vermarktung innerhalb eines Pauschalprogramms unter dem Titel "Zu Gast bei Meistermann" hingewiesen: "Leider ohne Erfolg", so Mathar: "Eine sinnvolle Verknüpfung der vorhandenen Meistermannexponate mit einer attraktiven integrierten Kunstboutique ergibt Synergien für beide Seiten." Dass alleine historische Gebäude einen gewissen Anziehungs-Charme verbreiten, beweise die neue Nutzung des Bernkasteler Weinmuseums mit integrierter Vinothek und die des städtischen Trierer Museums Simeonstift mit integriertem Bistro." Eine kritische Stimme liefert außerhalb des Kulturausschusses auch Dietmar Beckhäuser, stellvertretender Fraktionsführer der FDP: "Wir von der FDP unterstützen das Konzept M'Art. Es kann unseres Erachtens nicht angehen, dass ein solch exponiertes Gebäude wie das Alte Rathaus im Herzen der Stadt nur mit einer Dauerausstellung von Herrn Meistermann blockiert wird. In der von der Zeitschrift ,Capital' seit 1970 alljährlich exklusiv gelisteten Top 100 der gefragtesten Künstler findet sich Georg Meistermann nicht." Eine stilvolle Kunstboutique mit überregionaler Ausstrahlung, ganzheitlichem Auftritt, Internetpräsenz und Shopfunktion sowie einer entsprechenden Medienpräsenz locke laut Beckhäuser sicherlich Käufer nach Wittlich: "So schaffen wir vielleicht eine höhere Besucherfrequenz der Innenstadt."

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