Kuriositäten im alten Weinkeller

GRAACH. Im ehemaligen Zehnthaus in Graach eröffnet sich dem Besucher eine umfangreiche Sammlung alter Geräte und Utensilien, die den harten Winzer- und Bauernalltag anno dazumal lebendig werden lassen. Der Graacher Winzer Walter Frank hat im Laufe der vergangenen zehn Jahre ein privates "Museum" geschaffen, das seinesgleichen sucht.

Dort, wo einst im geräumigen Weinkeller bis zu 14 Fuder Moselwein lagerten, haben heute alte Gerätschaften, Werkzeuge und allerlei nützliche und unentbehrliche Utensilien aus Landwirtschaft und Weinbau Platz gefunden.Und wenn der 80-jährige Walter Frank seinen Besuchern anhand der unzähligen Exponate den Winzer-Alltag nahe bringt, spürt man, mit wie viel Liebe zum Detail er seine Sammlung zusammengetragen hat. Das historische Haus aus dem Jahre 1580, das bis zu Napoleons Zeiten als Zehnthaus diente, gelangte nach 1800 in Familienbesitz. Aber nicht nur in den Wohnräumen findet man überall Gegenstände aus früheren Zeiten. "Auf dem Speicher haben wir etliches gefunden, das heute einen Ehrenplatz im Museums-Keller hat", bemerkt Elfriede Frank.Sammelleidenschaft begann vor zehn Jahren

Und was war der Auslöser zur Sammlung? "Mir war der Keller nach Aufgabe meines Betriebes einfach zu leer", schmunzelt Frank. So begann vor zehn Jahrenseine Sammelleidenschaft: Alles, was er selbst noch besaß, wuchs zusammen mit Gekauftem und Geschenktem schnell zu einer beachtlichen Sammlung heran.Seine Ehefrau Elfriede war ihm beim Auflisten der einzelnen Stücke eine Hilfe, sie versah die Exponate mit beschrifteten Schildern, damit die Besucher auf den ersten Blick sehen können, womit sie es zu tun haben.Zu den kleinsten Austellungsstücken gehört das Probefläschchen-Sortiment, mit denen die Weinkommissionäre früher von Winzerhaus zu Winzerhaus gingen.Eines der größten Exponate ist die schwere Korkmaschine aus der Vorkriegszeit. Und dann zeigt Frank die älteste Rarität - einen überdimensionalen Korkenzieher. Dabei wurde die Weinflasche auf eine Schiene in den Hals gelegt und der Korken herausgedreht. Das funktionierte wie die moderneren und handlicheren Korkenzieher heute. Doch Ausprobieren geht nur noch "gestellt" fürs Foto, denn die heutigen Flaschen passen nicht mehr auf die Schiene.Ob alte Traubenmühle, Weinhefefilter oder Schieferbott, schier endlos präsentieren sich die kleinen und großen Geräte in Franks Raritätenkabinett. Sie alle geben Einblick in den Arbeitsalltag in Weinbau und Landwirtschaft.Hier steht ein altes Butterfass und dort hängt neben anderen Haushaltsutensilien ein historisches Waffeleisen und ein Wäschestampfer für den Waschkessel. "Da war Wäschewaschen noch Schwerstarbeit", bemerkt Elfriede Frank.Und weiter geht´s durch die Ausstellung, wo es unzählige "Schätze" zu entdecken gibt. "Wo ich das alles herhabe, das weiß ich gar nicht mehr", gibt Frank zu. Was für andere unbrauchbar geworden war, hat er gesammelt, von Privatleuten gekauft, geschenkt bekommen oder auf Trödelmärkten erstanden. So ist sein Museumskeller mittlerweile prall gefüllt, "doch wenn ich noch irgendwo etwas Schönes entdecke, dann juckt es mich doch wieder", sagt der alte Herr lachend.Jedermann- und -frau ist in Franks unterirdischem Gewölbe jederzeit willkommen. Den interessierten Besuchern weiß er stundenlang über alte Zeiten, über Traubenlese mit Pech-Legel und Gräwes im Armittche, die schwere Hand-Spritzarbeit im Weinberg oder die langen Winterabende beim Weidenschlitzen zu erzählen.So hat jedes der "Kleinigkeiten" in Franks "Museum" seine Geschichte. Viel Detail-Arbeit steckt in seiner Sammlung. Da freut es das Ehepaar Frank besonders, dass Enkel Sascha als Restaurator in die obere Etage des alten Zehnthauses einzieht und später auch das "Museum" seines Großvaters weiter hegen und pflegen will.

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