Kurze Nächte und wahnsinnige Tage

Ideales Wetter sorgte beim Weinfest der Mittelmosel für sehr zufriedene Mienen. Am Samstag und Sonntag drohte die Stadt überzulaufen. Und es blieb weitgehend friedlich. Heute geht das Treiben weiter.

 Das Weinfest wird Anziehungspunkt für zigtausende Menschen sein. Einer der Höhepunkte ist der Festzug. TV-Foto: Archiv/Willi Speicher

Das Weinfest wird Anziehungspunkt für zigtausende Menschen sein. Einer der Höhepunkte ist der Festzug. TV-Foto: Archiv/Willi Speicher

Bernkastel-Kues. Bad Wurzach? Da war doch was. Richtig! "Skippi" das Känguru, das einen Ausflug in die Freiheit mit dem Leben bezahlte und tagelang in den Medien präsent war, lebte dort in einem Tierpark. Was das mit dem Weinfest in Bernkastel-Kues zu tun hat? Nichts! Aber aus dem Ort in der Nähe des Bodensees kommt auch die Schalmeiengruupe D' Riedspatzen — und die ist schon seit circa 20 Jahren fester Bestandteil des moselländischen Spektakels.Samstagmorgens geht es für die 30 immer fröhlichen Musikerinnen und Musiker los und nach dem Festzug wieder zurück. Dazwischen liegen mehrere Konzerte auf verschiedenen Plätzen, die Teilnahme am Festzug und eine kurze Nacht. Die Gruppe ist wegen ihrer in hiesigen Breiten nicht so bekannten Musik immer wieder eine Attraktion. "Wir kommen gerne hierher, das ist ein Vereinsausflug", sagt Edwin Gropper. "Die Leute hier sind immer gut drauf ", ergänzt Reinhold Haller. "Es ist immer wieder ein tolles Fest", sagt die musikalische Leiterin Michaela Scherer.

Es ist ein tolles Fest! 2006 kamen alleine samstags etwa 90 000 Menschen zum größten Weinfest der Mittelmosel. "In diesem Jahr könnten es sogar noch ein paar mehr gewesen sein", sagt Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues, nach der ersten sonntäglichen Lagebesprechung. Es sei schon "Wahnsinn", was in den Stunden vor und nach dem Feuerwerk los sei. Viele auswärtige Besucher hätten ihn in dieser Einschätzung unterstützt.

Sehr gute Umsätze an den Weinständen

Und das Wetter spielt auch mit. Es bleibt trocken, ab und an kommt sogar die Sonne heraus. "Ideales Trinkwetter", nennt man das an der Mosel. Und am Sonntagmorgen hört man an den 30 Weinständen, auf die Bilanz des Vortages angesprochen nur wenige Worte. "Sehr gut".

"Wenn es heiß ist, trinken die Leute viel Schorle. Das ist dieses Jahr nicht so", sagt Winzer Marcus Haag (Brauneberg). Es sei viel Wein in Flaschen verkauft worden, heißt es am Graacher Stand. Das erleichtert die Arbeit, weil nicht selbst ausgeschenkt werden muss.

Mehr Flaschen — mehr Scherben: Diese Rechnung stimmt. Allerdings stehen in diesem Jahr an neuralgischen Punkten, zum Beispiel auf der Brücke, große Müllbehälter. Die werden auch genutzt, wenn auch noch nicht in dem Maß wie es ideal wäre. Flaschen und Scherben lagen aber nicht so zahlreich herum wie in den Vorjahren, heißt es aus Richtung Polizei und Bauhof.

Apropos Flaschen: Beim Empfang im Festsaal des Weinmuseums kommen sie im launigen Zwiegespräch zwischen Stadtbürgermeister Wolfgang Port und Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, auch zu ihrem Recht. "Nach der Flasche ist vor der Flasche", sagt Hangert. "Ich habe genug Flaschen vor mir", erwidert Port im Angesicht von 310 geladenen Gästen.

Die Verkehrsführung, im Vorfeld ein Problemkind, macht am Samstag wenig Stress. Unter anderem sorgen zwei Polizisten auf Motorrädern für eine entspannte Anreise der Besucher.

Das Feuerwerk wird zum zweiten Mal mit Musik untermalt. Peter Tschaikowskys "Schwanensee" hat dabei genauso Platz wie Rock-Legende Freddy Mercury. Und wie versprochen ist auch das traditionelle Schlussbild, der im Vorjahr fehlende Wasserfall von der Burg, wieder da. Und er kommt mystisch daher: erst in Blau und dann in Rot.

Musikvereine reisen von weither an

Nur wenige Stunden später droht die Stadt fast wieder überzulaufen. Auch der große Festzug zieht zigtausende Menschen auf die Straße. "Auch mehr als 2006", sagt Helmut Kaspar. Und da waren es geschätzte 80 000. Auch hierfür hat der Beamte nur ein Wort. "Wahnsinn". Trotzdem läuft der Verkehr ohne große Unannehmlichkeiten.

98 Gruppen ziehen ab 14 Uhr durch die Stadt. Wie attraktiv der Umzug ist, zeigt die Tatsache, dass einige Musikvereine hunderte von Kilometern Anfahrt auf sich nehmen. Die weiteste Reise hat in diesem Jahr der Spielmanns- und Fanfarenzug aus Quickborn (Schleswig-Holstein). Das Weinfest wird heute, Montag, fortgesetzt und endet in der Nacht zum Dienstag.

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