Kurzer Goldrausch am Goldbach

MONZELFELD. Die Monzelfelder machten in ihrer langen Geschichte mit mehr Kriegen, Seuchen und Bränden Bekanntschaft als ihre Nachbarn. Sie hatten aber auch berühmte Besucher, wie Napoleon und Goethe.

Im Feiern sind die Monzelfelder eine Klasse für sich. Fünf Tage lang lang begingen sie 1984 die 1350-Jahr-Feier. Wobei zu bedenken ist, dass solche Feste immer nur an die erste urkundliche Erwähnung erinnern. Die datiert als "Munzelvelt" in das Jahr 634 zurück. In der Chronik, die Franz Schmitt verfasst hat, ist allerdings schon von römischen Siedlungsspuren aus dem ersten Jahrhundert nach Christus die Rede. Nicht immer kann im Rückblick auf viele Jahrhunderte alles bewiesen werden. So soll Napoleon einmal im damaligen Hause Frenzer übernachtet haben. Damals hielten die Franzosen die linksrheinischen Gebiete besetzt. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1792 bei seiner Reise nach Frankreich am 25. August in "Munzerfeld" die Pferde wechselte. Zumindest hat dies Goethes Diener Paul Götße im Tagebuch vermerkt. Der Alltag der Menschen sah anders aus. "Kriege, Seuchen und Brände schlugen den Monzelfeldern nachweislich größere Wunden als den Einwohnern umliegender Ortschaften", schreibt Franz Schmitt. Großbrände setzten dem Ort heftig zu

1761 vernichtete ein Großbrand das Hab und Gut von 17 Familien, einem Drittel der Bevölkerung. Im Juli 1870 fielen gar 80 Wohn- und Wirtschaftsgebäude dem "Leichtsinn einiger Knaben" zum Opfer. "Die Hitze war so groß, dass die Löschmannschaften fast verschmachteten. Da das Brunnenwasser für die Löscharbeiten benötigt wurde, mussten die Gastwirte an die Feuerwehrmänner Wein, Bier und Branntwein verabreichen", heißt es in der Chronik. Ob daher der Begriff "den Durst löschen" kommt? Gut ging es den Monzelfeldern damals nicht, aber das war auf den Höhen normal. Es gab im 19. Jahrhundert einige Leute, die ihr Heil in der Auswanderung - zumeist nach Brasilien - suchten. Landwirtschaft und Handwerk ernährten die Menschen mehr schlecht als recht. Es ist vielleicht schon in Vergessenheit geraten, aber einige Orte waren damals auch Bergbau-Gemeinden. Bernkastel und Monzelfeld hatten seit dem 15. Jahrhundert Teil am Blei- und Silbererzbau in ihren Gemarkungen. Der Bergbau war auch so etwas wie die Geburtsstunde des Ortsteils Annenberg. Bergleute gründeten die Kleinsiedlung im Hinterbachtal. Deren Kupfer- und Erzgruben wurden 1502 erstmals urkundlich erwähnt. Gefunden und gefördert wurden damals unter anderem Erz, Blei und Silber. Es gab sogar einen kleinen Goldrausch. Die Chronik spricht von einem Hühnerei großen Goldstück, das ein paar Jungen fanden. Der Goldbach spielte sogar in einer der ersten "Heimat"-Episoden von Edgar Reitz eine Rolle. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es ein besonderes Phänomen: Gastarbeiter. Unter anderem aus Tirol und Sachsen wanderten Erz-Metallgräber und Schlossmacher ein. Ein Zehntel der geförderten Metalle war, wie damals üblich, an das Erzstift abzuliefern. Funde von Gold und Silber mussten unverzüglich dem Erzstift gemeldet werden. Die Steuerliste von Monzelfeld weist beispielsweise für das Jahr 1624 unter 61 Haushalten elf Bergmannsfamilien aus. Nicht unwichtig für Monzelfeld: Der Ort lag an der Poststrecke. 1824 wurde in Monzelfeld ein Postkontor für Bernkastel errichtet. Bernkastel selbst erhielt erst 1837 eine Poststation. Der Bergbau machte durstig, die Poststrecke brachte ebenfalls Leben ins Dorf. Die Folge: Es gab damals zwei Brauereien, sieben gut gehende Gastwirtschaften sowie mehrere Huf- Beschlag- und Pinnenschmiede. Liebe Leserinnen und Leser. Wie könnte Monzelfeld im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Vision zur Zukunft des Orts in maximal 30 Zeilen mit jeweils 33 Anschlägen bis Mittwoch, 4. Mai, 10 Uhr, an mosel@volksfreund.de.

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