„Landeskirche hat über ihre Verhältnisse gelebt“

Simmern-Traben-Trarbach · Die evangelische Kirche hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen - das ist auf der Presbyter-Pfarrer-Konferenz in Gemünden deutlich geworden. Neben Finanz- und Strukturfragen bereitet besonders die abnehmende Relevanz der Kirche in der Gesellschaft Sorgen.

Der evangelischen Kirche bereiten nicht nur die Finanz- und Strukturfragen Kopfzerbrechen, problematischer für die Protestanten könnte die aktuelle Relevanzkrise werden. Diese Auffassung hat Johann Weusmann, der Vizepräsident der Evangelischen Kirche im Rheinland, bei einer Presbyter-Pfarrer-Konferenz im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach in Gemünden vertreten. "Die innere Verbundenheit der Menschen zu ihrer Kirche nimmt immer weiter ab, hier müssen wir verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und alles tun, damit Kirche auch öffentlich wahrnehmbar bleibt", umschrieb der leitende Jurist der rheinischen Kirche die kommenden Herausforderungen für die Protestanten.

Der Leiter des Landeskirchenamtes in Düsseldorf, seit 2013 im Amt, ist derzeit auf Antrittsbesuch in den Kirchenkreisen der Landeskirche unterwegs. "Um die Regionen besser kennenzulernen", wie Johann Weusmann betont. In den 80er-Jahren war er bereits im Hunsrück, als die Friedensdiskussion auch das kirchliche Leben vor Ort bestimmte. Angesichts der demografischen Entwicklung mit ihren Auswirkungen auch auf die Finanzen werde es im Rheinland zu weiteren Strukturveränderungen kommen, machte Weusmann in Gemünden deutlich. "Die Landeskirche hat in den vergangenen Jahren über ihre Verhältnisse gelebt, nun muss hier gegengesteuert werden", betonte er. Es gelte, Prioritäten zu setzen und sich auf Kernaufgaben zu konzentrieren. Dies beinhalte "schmerzliche Abschiede".

Mehr Sorgen als diese Finanz- und Strukturfragen bereite ihm allerdings die abnehmende Relevanz der Kirche in der Gesellschaft. "Das spüren auch andere wie Parteien oder Gewerkschaften, aber es hat auch eigene Gründe", meinte Weusmann. Darum sei wichtig, dass die Kirchengemeinden mit ihren Ressourcen stärker die Menschen in den Blick nehmen würden, die der Kirche zwar noch angehören, sich aber nicht am kirchlichen Leben beteiligen würden. "Hausbesuche, Gesprächsangebote sind hier wichtig", meinte er. Das sei ein langer Prozess. "Aber wenn religiös suchende Menschen bei Existenzfragen nicht mehr bei der Kirche fündig werden, dann ist das beunruhigend", mahnte der rheinische Vizepräsident. dju

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