Landespolizeischule und Champignonzucht

Die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach hat die Initiative ergriffen, um möglichst schnell die Folgen des Abzugs der Bundeswehr zu kompensieren. Am Dienstagabend fand eine Konversionskonferenz statt. Fazit: Die "kommunale Familie" mit Gemeinden und Kreis sowie dem Land gehen das Problem gemeinsam an.

Traben-Trarbach. Alle Beteiligten waren gekommen. Kommunalpolitiker der Stadt und VG Traben-Trarbach sowie fast alle Ortsbürgermeister der Gemeinden im Umkreis von rund 15 Kilometern von Traben-Trarbach. Kaufkraftverlust und Steuerausfälle

Sie alle müssen mit den Folgen des Wegzugs des Bundeswehr-amts in Traben-Trarbach mit seinen 250 Beschäftigten fertig werden. Die Folgen sind unter anderem Kaufkraftverlust, Steuerausfälle und negative Auswirkungen auf die Infrastruktur. Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber machte deutlich: "Wir wollen keine Kirchturmspolitik betreiben, sondern das Problem gemeinsam bewältigen." Und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus sagte: "Wir stecken den Kopf nicht in den Sand."Aber wie kann eine Anschlussnutzung des großen Geländes mit seinen Gebäuden und mit seinem hermetisch abgeriegelten Bunker aussehen? Studenten der Universität Trier hatten bereits in einer Studie im Jahr 2003 die Folgen bewertet und auch Vorschläge für eine Folgenutzung gemacht, die Professor Dietrich Dickertmann von der Uni Trier vorstellte. Den unterirdischen Bunker abzureißen, würde viel Geld kosten, daher sollte man ihn nutzen. Zum Beispiel als Datenarchiv, als Flugsicherungszentrale, als gentechnisches Labor oder Forschungsinstitut zur Terrorismusbekämpfung. Auch Champignons könnten, so die Studenten, in den dunklen Räumen gezüchtet werden. Weitere Vorschläge: Einrichtung eines Wetterseminars oder eines Planetariums. "Alles kreative, zum Teil auch fantastische Ideen", meinte Weisgerber. Mehrmals fiel in der Diskussion auch das Wort Landespolizeischule. Die Schule befindet sich auf dem Hahn. Weil der Flughafen immer mehr Platz braucht, könnte ein Umzug nach Traben-Trarbach infrage kommen. Jens Carstensen vom Mainzer Innenministerium hatte zwar kein konkretes Projekt in der Tasche, doch er machte deutlich: "Wir haben sehr viel Erfahrung in Sachen Konversion." Diese Erfahrung soll nun auch Traben-Trarbach zugute kommen. Carstensen berichtete von etlichen Beispielen, wo es gelungen sei, eine einst militärische Nutzung in eine zivile umzuwandeln. Man werde eine Bestandsaufnahme machen, Investoren ansprechen und Investoren auswählen. Priorität habe dabei die Schaffung von Arbeitsplätzen. Und Carstensen versprach, dass das Land großzügige Fördermittel zur Verfügung stellen werde. Den Kommunalpolitikern vor Ort sowie Landrätin Beate Läsch-Weber geht es auch darum, Traben-Trarbach als Mittelzentrum zu erhalten, besser noch zu stärken, ein nachhaltiges Strukturkonzept zu entwickeln und die Verkehrsanbindung zum Hahn und nach Wittlich zu verbessern. In einer weiteren Konferenz im September sollen nun erste Ergebnisse präsentiert werden. Meinung Eine Krise, viele Chancen Traben-Trarbach muss den Schock, 250 Arbeitsplätze zu verlieren, verkraften. Wie es aussieht, wird dies der Stadt und der Region gelingen. Jede Krise bietet eine Chance. Und die Chancen für Traben-Trarbach stehen nicht schlecht. Das hat mehrere Gründe. Die Beschäftigen des Amtes gehen nicht von heute auf morgen, der Umzug wird mehrere Jahre dauern. Die Folgen werden also nicht schlagartig zu spüren sein. Außerdem: Die Verbandsgemeinde hat sich in weiser Voraussicht bereits vor vier Jahren mit dem möglichen Abzug der Bundeswehr beschäftigt. Die damals erstellte Studie der Uni Trier bietet den Akteuren, die sich mit der Konversion nun beschäftigen müssen, eine hervorragende Grundlage. Und: Rund um den Flughafen Hahn herrscht eine Goldgräberstimmung. Es wäre mehr als seltsam, wenn nicht irgendwann ein Investor auf das ehemalige Bundeswehrareal aufmerksam würde. Vor allem: Das Land wird mit Geld und Wissen alles daransetzen, damit auch diese Konversion ein Erfolg wird. w.simon@volksfreund.de

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