Landluft fördert Existenzgründungen

Dörfer sind nur noch reine Schlafstätten und überaltern — ein Vorurteil, wie das Beispiel der kleinen Gemeinde Niederscheidweiler zwischen Hasborn und Gillenfeld zeigt. Die Existenzgründer Uwe Krämer und Martin Stolz nutzen für ihren erfolgreichen Start alte Bausubstanz, die sonst leer stünde.

 Die junge Handwerkergeneration bleibt im Dorf: Martin Stolz (links) und Uwe Krämer haben sich mit ihren neu gegründeten Unternehmen im Ortskern von Niederscheidweiler niedergelassen. Mit im Bild ist Uwe Krämers Sohn Paul. TV-Foto: Angelika Koch

Die junge Handwerkergeneration bleibt im Dorf: Martin Stolz (links) und Uwe Krämer haben sich mit ihren neu gegründeten Unternehmen im Ortskern von Niederscheidweiler niedergelassen. Mit im Bild ist Uwe Krämers Sohn Paul. TV-Foto: Angelika Koch

Niederscheidweiler. "Wir wollen zeigen, dass ein Dorf auch wirtschaftlich attraktiv sein kann und dass die demografische Entwicklung nicht zwangsläufig zum Ausbluten führen muss", sagt Niederscheidweilers Ortsbürgermeisterin Inge Sliwka und betont die Bedeutung eines Zeichens gegen den prognostizierten Niedergang der ländlichen Region. In der Tat ist "ihre" Gemeinde mit funktionierenden landwirtschaftlichen und bislang zwei handwerklichen Betrieben durchaus kein müdes Schlafdorf. Seit kurzem sind zwei weitere Firmen in dem Ort hinzugekommen: die von Martin Stolz, frisch gebackener Schreinermeister, und die von Uwe Krämer, ein versierter Reparaturservice und Handel für Land-, Forst- und Gartenmaschinen. Beide nutzen für ihre Existenzgründungen von den Eltern übernommene Altbauten im Ortskern, die sonst leer stünden und ein Problem für die Gemeinde wären. Die jungen Unternehmer profitieren ihrerseits von der Möglichkeit, das Gewerbe im Dorf zu lassen: "Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist hier viel einfacher, man ist in seinen alltäglichen Abläufen flexibler", schildert der junge Vater Uwe Krämer einen wesentlichen Vorteil des Lebens und Arbeitens in dörflicher Nähe. Er hat nach kurzer Zeit bereits zwei Arbeitsplätze geschaffen. "Die Firma kann von Schulden unbelasteter und organischer wachsen, wenn wir die vorhandenen Räume im Ort nutzen und keine Neubauten in ausgewiesenen Industriegebieten finanzieren müssen", beschreibt Martin Stolz einen anderen Pluspunkt, der für beide Gründer mitausschlaggebend für ihre Standortentscheidung war. Die Grundvoraussetzung für das erfolgreiche und zugleich bewusst begrenzte Wachstum eines Betriebs im dörflichen Umfeld sei die Solidarität der Nachbarn und die Unterstützung durch die Gemeinderäte, "beides finden wir hier in idealer Weise vor". Kunden begrüßen die Unternehmen im Ort

Auch die Kunden seien dank des sehr persönlichen und keinesfalls anonymen Arbeitens mitten im Ort besonders loyal und voller Vertrauen in die Kompetenzen der Gründer. Einziger Wermutstropfen, so schildern sie einhellig, sei die negative Bewertung von Unternehmensgründungen in dieser Umgebung seitens der Banken: "Aus deren Sicht gibt es größere Sicherheiten, wenn man in irgendeinem Gewerbepark eine neue Halle baut." Doch genau das sehen die jungen Chefs anders. Sie wollen gerade mit Nutzung der Altbausubstanz ihr Risiko minimieren und zugleich einen Beitrag zur nachhaltigen Lebendigkeit des Dorfs leisten. Und ihr Konzept geht bis jetzt auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort