Lebensberatung zieht um

WITTLICH. (peg) Die Lebensberatung zieht um: Ab dem 7. November finden Hilfesuchende das Team aus Psychologen, Sozialpädagogen und Sozialarbeitern im Haus der Vereine.

Da ist die 13-jährige Ladendiebin, die der Geschäftsführer mit einem geklauten Lippenstift erwischt hat. Er nimmt sie ins Gebet, stellt fest, dass er die Eltern gut kennt. Nur unter der Bedingung, dass die Kontakt zum Jugendamt aufnehmen, verzichtet er auf eine Anzeige. Das Mädchen wird vom Jugendamt zum Gespräch an die Lebensberatungsstelle des Bistums Trier verwiesen. Hier sprudelt endlich alles aus ihr heraus, was sich schon seit Jahren angestaut hat. "Die Geschichte ist konstruiert", gesteht Peter Rütten, "und darf dennoch als typischer Fall gelten." Die Qualifikationen des Leiters der Geschäftsstelle nehmen einige Zeilen ein: Psychologe, Theologe, Psycho- und Familientherapeut, Ehe-, Familien-, Lebensberater und Supervisor. Warum er seine Arbeit in der Lebensberatung so gerne macht? "Diese Aufgabe hat mir auch privat sehr geholfen, meine persönlichen Beziehungen sorgfältiger auszugestalten." Innerbetrieblich pflege das sechsköpfige Team ebenfalls einen gepflegten, sorgfältigen Umgang miteinander - keinen konfliktfreien, wohlgemerkt. Beim Erarbeiten eines gesunden Umgangs mit Konflikten, unter Berücksichtigung des Paragraphen Eins des Grundgesetzes, der die Unantastbarkeit der Würde des Menschen garantiert, helfen die Lebensberater in Wittlich seit 1976. 1179 Menschen suchten 2004 Hilfe

Ihre Hilfe ist dabei für die Klienten kostenlos. Im vergangenen Jahr haben sich 1179 Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen an sie gewandt; 985 Menschen nahmen an Gesprächen und Veranstaltungen teil. Sie suchten Hilfe bei vielfältigen Erziehungs-, Ehe- und Scheidungsproblemen. Manche kommen über lange Zeit, manche nur einige wenige Male. In jedem Fall gibt der Ratsuchende das Ziel vor und bekommt es nicht vom Berater "aufgedrückt". Der Ansatz ist ein familien-therapeutischer im Gegensatz zum individual-therapeutischen: Hier liegen die Schwächen, aber auch die Stärken und Chancen für die Verbesserung oder sogar Heilung problematischer Situationen. Bei der Lebensberatung werden in Abgrenzung zu psychiatrischen oder psychologischen Praxen keine Krankheiten behandelt, sondern Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten. Man arbeitet im Kontext des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Deutlich gewandelt hat sich im Lauf der Jahre die Aufgabenstellung im Bereich der Eheberatung. Rütten: "Früher war unser Auftrag eigentlich zu Ende, wenn sich ein Paar zur Trennung entschlossen hatte." Heute beginne hier oft erst die Arbeit: Eltern begreifen zunehmend, dass sie auch nach Trennung oder Scheidung noch gemeinsam Eltern bleiben müssen - und können. "Und dabei helfen wir ihnen", sagt Rütten. Derzeit werden, mitten im laufenden Beratungsgeschäft, die Kisten gepackt. Das Meiste erledigen die Mitarbeiter selbst. Für die etwas komplizierte Telefonanlage rückt allerdings ein Unternehmen an: Schließlich soll die Arbeit auch in der neuen Bleibe technisch reibungslos weitergehen. Wer Hilfe braucht, kann sich freuen: Die Beratungsstelle macht wegen des Umzugs keine Pause. Die neue Adresse ab Montag, 7. November: Haus der Vereine, Kasernenstraße 37, Telefon 06571/4061.

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