"Legen Sie jedes Wort auf die Goldwaage"

ENKIRCH. (sim) Ungewöhnliches ereignete sich zu Beginn der Verbandsgemeinderatssitzung Traben-Trarbach am Mittwochabend. VG-Chef Ulrich K. Weisgerber ließ die Beratung über den Punkt "Wasserversorgung Enkirch" auf Tonband aufzeichnen, außerdem bestand er darauf, dass sich die Zuhörer persönlich vorstellten.

Ulrich K. Weisgerber ist misstrauisch geworden. Seit Wochen muss er sich nach eigenen Angaben mit mehreren Anwaltskanzleien auseinander setzen und erklären, was er wann wie gesagt hat. Ausgangspunkt ist die Bürger-Informationsveranstaltung der VG zum Thema Trinkwasser in Enkirch im Januar 2005. Damals soll Weisgerber aus Sicht des Flughafens und aus Sicht der Stadt Wittlich falsche Tatsachen behauptet haben. Damals bereits waren "Beobachter" des Flughafens und der Stadt Wittlich anwesend, um die Versammlung zu verfolgen. Auf der VG-Ratssitzung am Mittwochabend saßen nun erneut zwei Beobachter im Zuhörerraum: Frank Häuser aus Cochem, der unter anderem den Flughafen Hahn berät und juristisch vertritt, sowie Frau Scholz vom Flughafen Hahn. Weisgerber warnte die Ratsmitglieder: "Legen Sie jedes Wort auf die Goldwaage. Wir lassen die Diskussion aufzeichnen, damit es keine Missverständnisse gibt und der eine oder andere später an die Kandarre genommen wird." Weisgerber ließ vor der Versammlung sogar die Kopie eines Zeitungsartikels an die Ratsmitglieder und Zuhörer (außer Häuser und Scholz allesamt Enkircher Bürger) verteilen, in der Frank Häuser als Ehemann der Cochemer SPD-Landtagsabgeordneten Heike Raab mit Kindern zu sehen ist. "Als kluger Wirtschaftanwalt und gewissenhafter Analytiker" wird er dort beschrieben, außerdem seien Raab und Häuser "ein politisches Dreamteam". Die SPD-Fraktion wollte sich das nicht gefallen lassen. Es gebe keinen Grund, dass sich die Zuhörer persönlich vorstellen. Karl-Heinz Weisgerber (SPD) sprach von einem "seltsamen Demokratieverständnis", sein Fraktionskollege Hans-Joachim Weinmann monierte, dass eine Person - er meinte Frank Häuser - bereits lächerlich gemacht worden sei. Roland Bender (CDU) erwiderte: "Ich will wissen, wer hier sitzt." Die SPD bat darum, darüber abzustimmen. Das Ergebnis: 12 Räte stellten sich hinter Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber, sieben gegen ihn.

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