Leistungsdruck steigt

WITTLICH. Der demografische Wandel schreitet voran. Die Zahl älterer und vielfach auch pflegebedürftiger Menschen nimmt zu. Um eine bestmögliche Pflege zu gewährleisten, wurde auf der Regionalen Pflegekonferenz in Wittlich über ein Netzwerk gesprochen, bei dem alle Institutionen zusammen arbeiten sollen.

Ministerin Malu Dreyer gab zu Beginn der Pflegekonferenz einen Überblick über die Initiative "Menschen pflegen". Dabei nannte sie als Säulen unter anderem die Qualitätssteigerung, eine bedarfsgerechte Anzahl an Fachkräften sowie eine nachhaltige Sicherung der Finanzierbarkeit. Als einen Schritt, um diese Ziele zu erreichen, will Dreyer Netzwerke ins Leben rufen. Dabei stieß sie bei Landrätin Beate Läsch-Weber auf offenen Ohren. "Wir wollen der Motor sein", versprach die Kreis-Chefin. Wichtig sei, dass alle gemeinsam in der Verantwortung stünden. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion hatten Vertreter der unterschiedlichen an der Pflege beteiligten Institutionen Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Hermann-Josef Huggenberger, Geschäftsführer bei der Pflegekasse der AOK Regionaldirektion, bemängelte fehlende Kooperation, wenn beispielsweise ein Patient aus dem Krankenhaus entlassen werde. Da würde morgens angerufen, dass mittags ein Pflegebett da sein müsse. Dr. Martin Canzler, Gutachter des Medizinischen Dienstes, wies auf die besonderen Schwierigkeiten bei der Pflege von Demenzkranken hin.Überfrachtung mit Verwaltungstätigkeiten

Deutliche Mängel nannte Dr. Thomas Zimmer, ärztlicher Direktor des Verbundkrankenhauses. Personal und Zeit würden knapper, der Leistungsdruck steige: "Ohne die Ressource Zeit ist gute Pflege nicht zu gewährleisten." Dr. Joachim Faude, Vorsitzender der Netzpraxis Mittelmosel, wünschte sich eine verbesserte Kommunikation und gab zu, dass er selbst noch nichts von der Beratungs- und Koordinierungsstellen (Beko) bei den Sozialstationen gehört habe. Diese Stellen beraten Menschen über Hilfsmöglichkeiten bei der Pflege. Ralf Juchem, Vertreter der Pflegeeinrichtung klagte, dass die Belastung der Mitarbeiter immens zugenommen habe und nannte dabei vor allem die Überfrachtung mit Verwaltungstätigkeiten. Heinz Werner Steffen, der als Vertreter der ambulanten Einrichtung auf dem Podium saß, kritisierte die mangelnde Vernetzung zwischen stationärer und ambulanter Pflege. Vor allem bei Entlassungen am Wochenende müssten die ambulanten Pflegeeinrichtungen sich noch um die Verordnung kümmern, um an das Geld für die erbrachten Leistungen zu kommen. Die Aussagen bestätigten Malu Dreyer in ihrem Wunsch nach einem Netzwerk. Das habe allerdings nur Sinn, wenn die Politik dahinter stehe und jeder bereit sei, ein Stück von seiner Position abzurücken. Irene Krames, die einen Gesprächskreis für pflegende Angehörige leitet, wünschte sich aus ihrer Position allerdings weniger einen großen Gesprächskreis, sondern einen kleineren Kreis, in dem spezielle Probleme von pflegenden Angehörigen besprochen werden könnten. "Viele haben nicht die Zeit und das Ausdrucksvermögen", befürchtete sie. Malu Dreyer ging zum Schluss noch mal auf die Anforderungen ein, die solche Netzwerke erfüllen müssen: "Sie müssen zielorientiert arbeiten."

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