Letzte Chance für die Stadt

BERNKASTEL-KUES. Zwar war die Zahl der Haus- und Grundbesitzer, die zum Infogespräch gekommen waren, überschaubar, dennoch ließen Stadtbürgermeiser und Regionalplaner nicht locker, um noch mehr Mitstreiter für das Geschäftsstraßenmanagement zu gewinnen. Denn: "Es geht um die Zukunft der Stadt."

"Wichtiger kann kein Thema sein", versicherte Stadtbürgermeister Wolfgang Port den Haus- und Grundstücksbesitzern in der Güterhalle. Er und Regionalplaner Kurt Lüthje hatten zwar mit einem größeren Zuhörerkreis gerechnet, sie gingen deshalb aber nicht mit weniger Herzblut an die Sache. Es führe kein anderer Weg aus dem Strudel heraus. Gemeint ist der Werteverlust von Immobilien in der Innenstadt, der Verlust von Käufern aus dem Umland, Leerstände und Läden mit Billigwaren und fehlende Fachgeschäfte.Um aus diesem Dilemma herauszukommen und die Gesamtattraktivität des Standortes zu verbessern, bedürfe es einer gemeinsamen Anstrengung. Port rekapitulierte, was in Sachen Stadtmarketing seit April schon geleistet wurde. Er und Lüthje sind davon überzeugt, dass ein neues Bewusstsein für die Probleme geschaffen wurde. Außerdem hatte eine Reihe von Arbeitsgruppen zu den Themen wie zum Beispiel Tourismus, Einzelhandel, Kultur und Cusanus, Gesundheitspark Plateau, Antiquitätendorf und Frauenteam eine Vielzahl von guten Ideen entwickelt. "Sie müssen bedenken, Wein und einen schönen Marktplatz gibt es auch in anderen Städten". Bernkastel-Kues habe aber ein großes Potential, das nicht genutzt werde. Und das gelte es zu aktivieren. Port hegt seine Zweifel daran, dass der Massentourismus die Lebensfähigkeit positiv begünstige. Die Saison müsse verlängert werden und die Gäste dazu bewegt werden, länger in der Stadt zu bleiben. Und dass sei mit einem attraktiven Gesamtangebot - einer gemeinsamen Anstrengung zu schaffen. Die Konkurrenz sitze nicht in der gleichen Straße, sondern in der anderen Stadt. "Es bringt nichts, wenn jeder sein Süppchen kocht", appellierte Port."Ideen müssen weiter verfolgt werden"

Damit die Gesamtkonzeption umgesetzt werden kann, sollen weitere Akteure eingebunden werden. Außerdem ist die Gründung einer Entwicklungsagentur notwendig, die sich dann auch um das Geschäftsstraßenmanagement kümmert. Das bedeutet, dass Grundeigentümer und Gewerbetreibende sich gemeinsam um Branchenmix, um die gemeinsame Vermarktung der Flächen und die Leerstände kümmern. "40 Hauseigentümer haben sich bereit erklärt, ihre Räume an das Geschäftsstraßenmanagement zu vermieten", sagte Regionalplaner Lüthje. Diese Akteure müssten bereit sein, eine einmalige Aufnahmegebühr und einen Monatsbeitrag zu zahlen. Je mehr sich daran beteiligen, um so günstiger wird es. "Bedenken Sie, wenn die Entwicklung so weiter geht, dann fahren ihre Immobilien einen Werteverlust von 400 Euro monatlich ein", rechnete Lüthje vor."Jeder muss sich beteiligen, diese Ideen müssen weiter verfolgt werden", meldete sich Rudolf Dahmen zu Wort."Das ist die letzte Chance für die Stadt. Wir sollten für die Ideen werben, dass alle mitmachen, damit wir auch unseren Kindern noch was hinterlassen können" appellierte Günther Hees.Renate Willkomm bemängelte, dass die Zieldefinition fehle und fragte, ob der monatliche Beitrag nicht vom Fremdenverkehrsbeitrag abgezogen werden könnte. Letzteres verursachte jedoch nur ein Schmunzeln beim Stadtbürgermeister."Wir brauchen eine klare Aussage der Akteure, um an Fördergelder zu kommen", sagte Lüthje. Dazu müssten Hauseigentümer, Eigennutzer und Mieter einen Fragebogen ausfüllen als Absichtserklärung, ob sie für die Einrichtung des Geschäftsstraßenmanagement sind und bis 20. Oktober im Rathaus abgeben. "Sie müssen entscheiden, wie es weiter geht mit der Stadt", sagte Port. Die Politik könne nur Anstöße geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort