Letzter Ausweg: Florida

KLAUSEN. Die elfjährige Nadja Freiberger leidet seit ihrer Geburt an einer schweren geistigen und körperlichen Entwicklungsverzögerung. Sie kann nicht sprechen. Jetzt verbrachte sie ihre Ferien in Amerika, wo sie mit ihrer Familie an einer Delfintherapie teilnahm.

Die zweiwöchige Therapie in Key Largo bot ein Programm für die gesamte Familie. Geschwister wurden integriert, damit sie das Gefühl haben, dazu zu gehören. Auch sie leben im Alltag mit der großen Belastung, die ein behindertes Kind mit sich bringt. Nadjas Schwestern Kristina (13), Angelina (7) und Luca (21 Monate) hatten die Möglichkeit, mit Nadja an den Workshops teilzunehmen. Dort wurden ihnen verschiedene Aufgaben gestellt, die Nadja zur Nachahmung anregen sollten. Der Schwerpunkt der Therapie lag darin, sich bewusst zwischen zwei Dingen zu entscheiden, zum Beispiel zwischen zwei Farben beim Malen. Im Delfinbecken bekam Nadja einen eigenen Delfin zugeteilt, Delfindame Sarah. Delfine verfügen über ausgeprägte Sinne. Sie bemerken, wer ihre Hilfe benötigt und schwimmen im Wasser immer gleich zu den kranken Kindern. Trainer geben dem Delfin Anweisungen, er reagiert auf Zeichen und Laute. "Das war ein unbeschreibliches Erlebnis, mit welcher Begeisterung Nadja sich auf den Delfin einließ und welche Freude sie dabei hatte", sagt ihre Mutter Anette. Die Therapie bewirkte bei ihrer Tochter kleine Fortschritte. Mit Hilfe des Delfins lernte Nadja zu zeigen, wenn sie Durst oder Hunger hat. "Einmal kam sie mit Sprudelflasche und Becher aus der Küche", erzählt ihr Vater Harald. Auch zeige sie jetzt schon einmal ihre Gefühle. Etwa, wenn ihre Schwestern sich streiten. Oft stellen sich kleinere und größere Fortschritte noch Monate nach der Therapie ein, die in Deutschland weder angeboten noch von den Krankenkassen bezahlt wird. Dennoch ist sie oft der letzte Ausweg, den Eltern für ihr Kind sehen.Hurrikan zwingt zur Abreise

Das schwül-heiße Wetter an den letzten Therapietagen verhieß nichts Gutes - ein Hurrikan war im Anmarsch. Die Therapie wurde intensiviert, doch plötzlich ging alles ganz schnell: Der Abflughafen Fort Myers wurde gesperrt, Familie Freiberger evakuiert. Innerhalb einer Stunde musste alles gepackt sein. Harald Freiberger bekam eine Straßenkarte, und mit dem Mietwagen machte sich die Familie auf die Suche nach dem schon gebuchten Hotels in Miami. Nach einigen Aufregungen war am nächsten Tag doch noch Platz in einer Maschine, und so trat sie einen Tag früher als geplant die Heimreise an. Besonders positiv empfanden die Freibergers, dass die Amerikaner sehr aufgeschlossen Behinderten gegenüber seien und sie überall freundlich empfangen hätten. Anette und Harald Freiberger bedanken sich für die vielen Aktionen, die ihnen die Therapie ermöglicht haben. "Wir haben nicht mit so einer positiven Reaktion gerechnet, das Engagement von Vereinen, Privatleuten, Firmen, Kollegen und auch Kindern zur Spendensammlung war überwältigend." Auch heute noch zeigten ihnen viele Menschen durch ihr Interesse am Verlauf der Therapie ihre Unterstützung.

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