Liebeserklärung an die Mosel

MÜLHEIM. (urs) Monika Keuthens Reisebuch für Genießer und Geschichts-Interessierte lädt ein zum Schlemmen und Stöbern.

Wie wär´s mit lauwarmen "Schweinsbäckle" auf Linsengemüse? Und im Anschluss vielleicht ein Tresterparfait? Für Literatur-Liebhaber ist es ab sofort ein Leichtes, kulinarische Mosel-Spezialitäten wie diese, empfohlen von Spitzenköchen der Region, nach zu kochen. Dank des Reiseführers "Mosel, du schroffe Schöne" können sie dazu obendrein souverän den passenden Wein kredenzen. Doch das handliche Reisebuch, von Autorin Monika Keuthen im Mülheimer Weinromantikhotel Richtershof vorgestellt, hat weit mehr als leibliche Genüsse zu bieten. "Gewürzt mit einer Prise Mystik und Romantik" - so die Autorin - präsentiert es sich als eine Liebeserklärung an die Mosel. Denn diese scheint, so der Eindruck der Wahl-Zellerin, mit ihrem porösen Schiefergestein und dem harten Quarzit eine "heitere Gemütsverfassung" zu befördern, obwohl "die Begrenzung der Landschaft einem schon mal die Luft zum Atmen nehmen" könne. Über Jahrhunderte haben daher Dichter und Denker ebenso ihre Spuren hinterlassen wie immer neue Eroberer. Das Erbe der ersten, die Trier, das römische Augusta Treverorum, gründeten, prägt die Mosel bis heute.Hauch von Süden bis heute geblieben

"Der Weinstock und Bacchus sind geblieben - und auch ein Hauch von Süden", bilanziert die Mittvierzigerin. Mit lebhaften Bildern lässt sie den "üppigen Luxus" römischer Beamter und Unternehmer Revue passieren, die wohl gern auf dem Land, wie etwa in der Villa Nennig, lebten. Zu Wort kommen aber auch Reisende - wie der unerwartete Trarbach-Besucher Johann Wolfgang von Goethe oder der große Sohn der Mittelmosel, Nikolaus von Kues. Da Landschaft und Literatur mitunter untrennbar verbunden sind, spickt Keuthen ihre Exkursion von Trier nach Koblenz mit Zitaten und Gedichten. So begleiten Clara Viebigs "Goldene Berge" die Mosel-Reisenden ebenso wie Rainer Maria Rilke. Mal ist es dessen "Schwan", der am Fluss gelassen seine Runden zieht, mal "Die blaue Hortensie", die sich in den Fluten des Wassers spiegelt. Denn, so Keuthen, "Leben heißt Veränderung", und genau das spiegele das Thema "Rilke und die Mosel" wider: "Der Dichter, der die Dinge radikal sehen kann, und die Mosel, die kulturellen Reichtum birgt." Schauspielerin Renate Kohn, bekannt geworden als Sekretärin Helga in "Ein Fall für zwei", setzte Rilkes Verse in Szene. Im Wechsel mit Keuthen, die aus ihrem Buch las, trug sie die Gedichte vor. Kohns Bekanntschaft mit der Autorin geht auf die 90er Jahre zurück, als die Wiesbadener Schauspielerin mit der Weinkultursendung "Schorle" auf Sendung ging.

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