Lieblingsspeise: Schnecken!

BURGEN. (lm) Der Alptraum für die Gemeine Wegschnecke hat einen Namen: Laufenten! In Burgen erblickten jetzt 14 Küken der unermüdlichen "Jäger" das Licht der Welt. Das Nesthäkchen überlebte allerdings nur dank menschlicher Hilfe.

Dies ist die Geschichte von Ben. Ben steht stellvertretend für alle Laufentenküken, deren Vorfahren vor 150 Jahren durch die Engländer aus Indien nach Europa gelangten. Denn indische Laufenten haben im Vergleich zu ihren hier heimischen Verwandten eine besondere kulinarische Vorliebe: Schnecken. Immer mehr geplagte Gartenbesitzer, die das Streuen von giftigem Schneckenkorn leid sind oder sich vor dem Anblick sturzbetrunkener Schnecken in der Bierfalle ekeln, greifen in Deutschland zur ökologischen Keule, dem Schnabel einer Laufente. Wie der Name schon sagt, bevorzugen Laufenten die Beine als Fortbewegungsmittel, denn die lebhaften Tiere können nicht fliegen. Ihre hohen schlanken Körper machen sie zu den Models unter den Enten; ihr aufrechter Gang erinnert an einen Pinguin oder eine Marionette an Fäden. Aber von all dem war der kleine Ben noch weit entfernt, als er an einem Nachmittag mit seinem Eizahn das erste Loch in die Schale seines Wohneis schlug. Die ganze Zeit über piepste er bereits mächtig, um Mutter Bette auf sich aufmerksam zu machen. Was Ben nicht wissen konnte war, dass er in seinem Ei alleine im Nest lag. Einen ganzen Tag früher waren seine 13 Geschwister geschlüpft, und die Großfamilie darum bereits mit den ersten Schwimmübungen außerhalb des Stalls beschäftigt.Der Schnecken Feind, des Gärtners Freund

Niemand hörte Ben, der sich in seiner Eierschale abmühte. Normalerweise sollte menschliche Hilfe beim Schlüpfen eines Vogels absolut tabu sein. In Bens Fall drohte jedoch die notwendige Überlebenswärme von 33 Grad abzusinken. Ben wäre wohl unmittelbar nach dem Schlüpfen an Unterkühlung gestorben. Also wurden er und sein Ei auf wundersame Art aus dem Nest gehoben und auf einem wärmenden menschlichen Schoß platziert. Trotzdem war es noch eine enorme Plackerei, bis Ben sich mit dem Kopf voran, dann den Stummelflügelchen und schließlich, unter Aufbietung aller Kräfte, dem Hinterteil mit den Schwimmflossen aus der Schale gehievt hatte. Dann lag da ein nasses erschöpftes Etwas mit gelbem Schnabel und riesigen Füßen, das als erste Bezugswesen in seinem soeben begonnenen Leben zwei Menschen erblickte. Was Konrad Lorenz bei seinen berühmten Gänsen beobachtete, lässt sich offensichtlich auch auf Laufentenküken übertragen. Ben wich seinen menschlichen Eltern nicht vom Bein und suchte begeistert Schutz in einer hohlen warmen Hand. Aber das menschliche Eiteitei und Tututu ist nun mal kein Ersatz für die Entensprache. Also sollte der Benjamin, als er nach etwa vier Stunden aufrecht gehen konnte und der gelbgraue Flaum getrocknet war, mit seiner großen Familie vereint werden. Und Mutter Bette hörte kaum das Piepsen ihres bis dato unbekannten Sprösslings, da flossen ihre Beschützerinstinkte über. Selbst menschlicher Geruch hielt sie nicht davon ab, den kleinen Ben augenblicklich zu den 13 anderen unter ihre Fittiche zu nehmen. Ente gut. Alles gut. Bei Interesse anrufen unter 06534-93120 oder www.laufenten.de.

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