Lieserer feiern ihren Posthof

Lieser · Der Festreigen in Lieser nähert sich am 29. Oktober seinem Ende. Die Dorfgemeinschaft des Moselortes hat es nämlich in diesem Jahr geschafft, gleich drei große Feste auf die Beine zu stellen.

Der Auftakt war Ende August mit einem ersten Wein- und Musikfest auf den Moselwiesen gewesen, gefolgt vom Lieserer Wein- und Straßenfest in der Ortsmitte zwei Wochen später. Außerdem gab es Karnevalsveranstaltungen, ein Pfarr- und ein Backfischfest.

Und am Sonntag, 29. Oktober, geht es weiter mit der 500-Jahr-Feier des alten Posthofes zu Lieser. Um 12 Uhr spielt der Musikverein Lyra, ab 14 Uhr gibt es Live-Musik. Außerdem werden regionale Leckereien angeboten. Am Nachmittag können sich Kinder schminken lassen, und regionale Künstler zeigen ihre Werke. Das Fest wird vom Heimat- und Verkehrsverein organisiert. Lange vor Trier und vielen weiteren Orten in der Region wurde in Lieser diese Poststelle errichtet. Von ihr zeugt heute noch der Posthof, der damals im Ortskern gebaut wurde.

Das Gebäude ist noch erhalten und befindet sich im Privatbesitz der aus Hamburg stammenden Familie Meyer, die es restauriert und sich intensiv mit seiner Geschichte auseinandergesetzt hat und am 29. Oktober auch Interessierte durch das Gebäude führen will.

Warum wurde nun ausgerechnet in Lieser in dieser Zeit eine Poststation gebaut? Der Ort wurde vermutlich deshalb ausgewählt, weil es eine Moselfähre gab und keine Stadtmauern vorhanden waren. Das war damals eine ideale Bedingung für einen schnellen Reiter- und Pferdewechsel. Denn die Post des Fürstenhauses von Thurn und Taxis ermöglichte es damals mit diesem System des "fliegenden Wechsels" von Pferd und Reiter, einen Brief innerhalb von fünf Tagen von Brüssel in Belgien bis nach Innsbruck in die Alpen zu transportieren. Die Thurn- und Taxis'sche Poststation in Lieser, die urkundlich das erste Mal 1522 erwähnt wurde, befand sich auf der niederländischen Postroute von Brüssel über Augsburg und Innsbruck nach Italien.

1728 wurde die Poststation geschlossen, weil eine neue Strecke über die Eifel eingerichtet worden war. Bereits ab 1725 waren die Gebäude im Posthof zu Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden umgebaut und seine Arkaden zugemauert worden. Das Posthaus wurde geteilt. 1883 befand sich im einen Teil eine Schmiede, im anderen eine Bäckerei. Weitere Umbauten erfolgten 1896 und 1934. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen Winzer dort ein. Von 1994 bis 2005 restaurierten Hans-Ludwig und Gudrun Meyer das Posthaus, angrenzende Wirtschaftsgebäude und die Keller.

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