Lob fürs Denkmal – Kritik von Philatelisten

TRITTENHEIM. Mit Ehrengästen wie dem Enkel von Stefan Andres hat Trittenheim den 100. Geburtstag des in der Breitwiese geborenen Schriftstellers gewürdigt.

Ein Künstler, der noch 36 Jahre nach seinem Tod die Menschen tief bewegt, muss schon ein besonderer Mensch gewesen sein. Auf Stefan Andres, heute vor 100 Jahren auf der Breitwiesermühe im Trittenheimer Ortsteil Dhrönchen geboren, trifft das zu. Bei der feierlichen Enthüllung des ihm in Trittenheim errichteten Denkmals hat sich das nun ein weiteres Mal gezeigt. Sie habe ihn als "sehr freundlichen Menschen, gebildet, beredt und zugänglich" in Erinnerung, erzählt Marianne Henning, die ihn von seiner Zeit in Zummet her kennt. Doch auch diejenigen, die sich nur von den Büchern des Schriftstellers her ein Bild von diesem machen können, sind beeindruckt von dem Müllerssohn. "Ich bin ein richtiger Andres-Fan", gesteht die Piesporterin Ursula Späder ein, die sich als Kind öfter in der Nähe der Breitwiese aufhielt: "Und da ging man ja immer zu dem Brunnen - das war so urwüchsig." Gundula Giering, Konzer Mitglied der Stefan-Andres-Gesellschaft, fasziniert an Andres, "dass er ehrlich ist und gegen die Politiker gekämpft hat und gegen die Kirche." Schließlich seien ja alle in dieser Hamstermühle: "Rückwärts kann man das Rad nicht drehen. Aber Andres wollte, dass es nicht so rasant weiter geht." Daher begrüßen wohl viele Trittenheimer, darunter Helga Kirsten oder Andres-Expertin Marlene Bollig, dass dem Schriftsteller nun ein Denkmal im Ort gesetzt wurde. Noch dazu eines, durch das im Dorf "wieder eine alte Mitte entstanden ist", sagte Ortsbürgermeister Helmut Ludwig, der unter den Gästen auch Andres-Enkel Dr. Christopher Andres und dessen Vater Hans-Joachim Klapperich-Andres begrüßte. Das von dem Wittlicher Steinmetz Sebastian Langner geschaffene Denkmal verhilft dem "Gemeindeplatz" demnach wieder zu früherem Glanz. Und das dank eines Schriftstellers, dessen Werke eine "Wohltat für unsere Seelen" sind, wie Landrätin Beate Läsch-Weber sich ausdrückte. "Mein Thema ist der Mensch" habe das Motto von Andres' Geschichten gelautet, sagte Festredner Professor Dr. Georg Guntermann, Präsident der Stefan-Andres-Gesellschaft. Eine vielzitierte Schlüsselszene sei jedoch die aus dem Werk "Der Knabe im Brunnen". Der Blick ins eigene Spiegelbild sei ein Zeichen "für die Notwendigkeit der Erinnerung".Briefmarken-Entwürfe besser als Original

Bei aller Anerkennung, die Lebenswerk und Denkmal des Schriftstellers finden, können sich mit der Wahl der eigens heraus gebrachten Andres-Briefmarke aber nur wenige anfreunden. Die Thalfangerin Sigrid Schmidt sagte ihre Meinung schonungslos: "Die hässlichste wurde ausgesucht", spricht sie von einem, ihr "aus Philatelistenkreisen" einhellig zu Ohren gekommenen, Urteil. Fiel die Wahl doch ausgerechnet auf das einzige Exemplar, das kein Bild des Schriftstellers ziert, sondern auffallend kühl gehalten ist. "Die Vorentwürfe sind schöner als die Marke, für die man sich entschieden hat", findet auch die Trittenheimerin Christel Schmitt. Der Verlauf des Festprogramms mit "Lebenswege"-Weinprobe, Nostalgie-Fahrten zu Original-Schauplätzen sowie Tänzen und Musik ließ diese Missstimmungen aber rasch in den Hintergrund rücken.

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