Löschen in 90 Sekunden

FLUGHAFEN HAHN. Die 33 Berufsfeuerwehrleute auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn trainieren regelmäßig für den Ernstfall. Von den mehr als 5000 Einsätzen in 2002 waren jedoch nur die wenigsten wirklich brenzlig. Dennoch müssen die Männer jederzeit binnen zwei Minuten vor Ort sein und ein Feuer in 90 Sekunden gelöscht haben.

 Regelmäßiges Üben ist für die Truppe von Winfried Wöllstein, dem Leiter der Flughafenfeuerwehr (Mitte) und Wachabteilungsleiter Eberhard Fuhr (rechts) unabdingbar, um bei Schutz- und Brandeinsätzen wirkungsvoll agieren zu können.Foto: Ursula Schmieder

Regelmäßiges Üben ist für die Truppe von Winfried Wöllstein, dem Leiter der Flughafenfeuerwehr (Mitte) und Wachabteilungsleiter Eberhard Fuhr (rechts) unabdingbar, um bei Schutz- und Brandeinsätzen wirkungsvoll agieren zu können.Foto: Ursula Schmieder

"DasLöschen ist nie das Problem", stellt Winfried Wöllstein fest. DieSorge der Männer der Berufsfeuerwehr am Flughafen Hahn gelte demSchutz von Leib und Leben betroffener Personen. Dass dies imErnstfall leicht 190 Menschen sein können, ist dem Leiter derFlughafenfeuerwehr nur allzu bewusst. Denn so viele finden ineiner Boeing 737 der Ryanair Platz. Doch auch in Frachtmaschinen können Menschenleben gefährdet sein. Daher wird bei Schadensfeststellung immer Vollalarm ausgelöst. "Damit die Rettungskette anlaufen kann", wie Wöllstein es formuliert. Ein Positives an diesem Beruf sei eben, dass man immer wisse, wofür man da ist. Nur ist es der Wehr verständlicherweise lieber, wenn die Notfalleinsätze möglichst selten sind.

33 Männer im Alter von 21 bis 43 Jahren sorgen auf dem Hunsrücker Flughafen im Schichtdienst für Sicherheit. Eine beachtliche Zahl im Vergleich zu ähnlich stark frequentierten Konkurrenten. So sind in Münster-Osnabrück nur 24 Männer stationiert. Laut Wöllstein ist das "ein Standard, den Frankfurt uns mitgegeben hat." Sicherheit werde im Unternehmen sehr groß geschrieben.

Nach den Bestimmungen der ICAO, International Civil Aviation Organisation, müssen die Wehrleute im Ernstfall binnen zwei Minuten vor Ort sein. "Das wird regelmäßig trainiert, damit man diese Standards einhalten kann", kommentiert Pressesprecherin Maria Horbert die 154 Übungseinsätze in 2002. Alle zwei Jahre steht zudem eine Groß-Übung an. Nach Aussage des Wehrleiters soll diese "das Zusammenspiel der Kräfte üben." Denn neben der Berufswehr sind die Wehren der Kreise Rhein-Hunsrück, Birkenfeld, Cochem-Zell, Bernkastel-Wittlich sowie Rettungsdienste, Polizei und das eigene Vorfeld-Personal eingebunden. Eine Mitgliedschaft in einer Freiwilligen Feuerwehr ist daher eine der Einstellungs-Voraussetzungen für diese Mitarbeiter. Für die Berufsfeuerwehrleute ist Atemschutztauglichkeit, körperliche Top-Fitness und ein LKW-Führerschein Bedingung. Obwohl der Markt rings um den Hahn die Kapazitäten dafür anfangs nicht hergegeben hatte, sind die Stellen mittlerweile alle besetzt. Für Wöllstein nicht verwunderlich: "Jeder will Feuerwehrmann werden und hat einen kleinen Grisu in sich."

Auf der sicheren Seite dürfte die Flughafenwehr auch mit der vorzuhaltenden Löschmittel-Menge sein, die garantieren soll, dass ein Feuer nach 90 Sekunden aus ist. Statt der vorgeschriebenen 24 500 Liter - berechnet nach den am häufigsten landenden Flugzeuggrößen - hat die Hahn-Wehr 35 000 Liter dabei, wenn sie ausrückt. Das Fassungsvermögen der Löschfahrzeuge liegt zwischen 9000 und 14 000 Litern. Plus zusätzlich 1000 Liter flüssiges Schaummittel und 450 Kilo Pulver. Noch ist die Wehr mit gebrauchten Spezial-Fahrzeugen unterwegs, die europaweit hatten beschafft werden müssen. Doch im kommenden Jahr werden drei neue Fahrzeuge mit einer Planungs- und Bauzeit von bis zu drei Jahren auf dem Hahn im Einsatz sein. Weitere sechs orderte die Frankfurter Fraport selbst.

Die Einsätze der Wehr beliefen sich in 2002 auf insgesamt 5206. Davon galten jedoch über 50 Prozent dem vorsorglichen Brandschutz beim Betanken von Flugzeugen. 891 Einsätze waren zur Hilfeleistung auf dem Flughafengelände erforderlich und weitere 1172 aus medizinischen Gründen. Die Palette der Dringlichkeit reichte dabei nach Aussage des Feuerwehrchefs "vom Aua bis zum Herzinfarkt". Was ihn jedoch nicht verleitet, ein schlichtes Unwohlsein zu unterschätzen. Bei Einsätzen wie diesen ist in der Regel "MAS" mit vor Ort. "Medical Airport Services" ist wie die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH eine Tochter der Fraport AG und trägt zu 90 Prozent für den Behinderten-Transport Sorge.

Für Aufregung hatte Mitte Dezember der Flugzeugabsturz am Idarwald gesorgt. Zwar war die Flughafenwehr nicht ausgerückt, weil die Absturzstelle außerhalb ihrer Kontrollzone lag. Doch wurde die erste Einsatzleitung vom Flughafen aus gesteuert, bis klar war, wo die Maschine abgestürzt und wer zuständig war. Darüber hinaus hatte ein stehen gelassener Koffer die Maschinerie des Sicherheitssystems in Gang gesetzt. Bis sich herausstellte, dass dieser tatsächlich nur vergessen worden war.

Bei 31 Brandeinsätzen und drei vor dem Landeanflug gemeldeten Luftnotlagen konnte die Wehr ihre Leistungsfähigkeit beweisen. Letztgenannte können durch Vereisung oder einen geplatzten Schlauch hervorgerufen werden. Nicht minder wichtig waren 17 Gefahrguteinsätze - beispielsweise verursacht durch bei einem Triebwerk vergossenes Öl oder eine Leckage.

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