Löschen wie anno dazumal

KINHEIM-KINDEL. (ks) Drei Tage lang feierte die Freiwillige Feuerwehr Kinheim-Kindel ihren 100. Geburtstag. Ein Höhepunkt war eine historische Feuerwehr-Übung wie im Geburtsjahr 1905.

"Es brennt in der Judengasse." Aufgeregt läuft der Hornist durch die Gassen von Kinheim, bis sich alle Fenster in den umliegenden Gebäuden öffnen. Unmittelbar danach ist auch schon die Mannschaft der Kinheimer Wehr unter der Führung ihres Oberbrandmeisters Klaus-Rainer Schäfer mit der Brandspritze im Anmarsch. Mit dabei eine Holzleiter, deren Transport wegen der Länge in der engen Judengasse sehr schwierig ist. Ein zweiter Trupp mit dem Adjutanten des Oberbrandmeisters ist auch schon mit dem Sauger unterwegs. Er wird an der nahen Mosel gegenüber der Judengasse postiert. Unter der Leitung des Rohrführers werden Sauger und Brandspritze in Windeseile miteinander verbunden. Die "Pomchiers" übernehmen ihren Dienst an der Brandspritze, und kurz danach kann der zweite Rohrführer "Wasser marsch" melden. So lief der Einsatz wohl am 19. März 1905 in der Judengasse ab. Fünf Wohnhäuser und eine Scheune fielen den Flammen zum Opfer. Man stellte damals fest: Die Ausbildung des Brandcorps, einer Pflichtwehr, ist sehr unzulänglich. Es war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Kinheim-Kindel. Sie stellte nun aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens das Geschehen nach. Im Anschluss daran demonstrierte die Wehr gemeinsam mit den Kameraden aus Ürzig, Kröv, Traben-Trarbach und Lösnich den Einsatz einer Truppe auf hohem technischen Niveau. Es war beeindruckend, was die Jubiläumswehr bei ihrer dreitägigen Geburtstagsfeier auf die Beine stellte. Mit einer Party-Nacht hatte das Fest begonnen. Den Auftakt am Samstag bildeten die Jugend-Wettspiele der Wehren der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf. Die Jugendtruppe des Jubilars gewann den Wettkampf. Höhepunkt war dann die offizielle 100-Jahr-Feier mit anschließendem "Großen Zapfenstreich" unter Mitwirkung des Spielmannszugs Bausendorf und der Winzerkapelle Kinheim. Der Einsatz der Wehr für die Allgemeinheit weit über den Katastrophenschutz hinaus und die gute Jugendarbeit der Wehr standen im Mittelpunkt der Grußworte der vielen Ehrengäste, an ihrer Spitze der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf, Otto Maria Bastgen, als Schirmherr der Geburtstagsfeier.1942 standen elf Häuser und zwei Scheunen in Flammen

Gäste waren die Wehren der Verbandsgemeinde, aus Nalbach/Saarland und die Brandweer Harelbeke. Die Freundschaft zur belgischen Wehr besteht seit 1961. Die beiden Bürgermeister Eddy Glorieux und Günter Jacoby wiesen auf die Bedeutung dieser Partnerschaft hin. Seit 1997 sind beide Orte offizielle Partner-Gemeinden. Mit dem Feuerwehrehrenzeichen in Gold (35 Jahre aktiver Dienst) wurden Herbert Adamy und Otmar Zender ausgezeichnet. Wie bei den Ernennungen und Beförderungen die aktiven Frauen in der derzeitigen Wehr im Mittelpunkt standen (Stefanie Bechtel wurde zur Oberfeuerwehrfrau und Marina Zender zur Feuerwehrfrau ernannt), so ehrte Wehrführer Klaus-Rainer Schäfer die Frauen der "Damenlöschgruppe" bei seiner Laudatio. Sie war während des Zweiten Weltkriegs zum Brandschutz 1verpflichtet worden. Gerda Wagner, Alwine Schäfer und Gerdi Wagner erinnerten sich noch sehr gut an den großen Brand 1942, als elf Häuser und zwei Scheunen in Flammen standen. "Als danach die Männer in den Krieg mussten, wurden in Kinheim Mädchen und Frauen jeden Sonntagmorgen mit einer Trompete zu Übungen auf dem Schulsportplatz am Moselufer bei der alten Schule gerufen." Festgottesdienst und Gedenkfeier am Ehrenmal sowie eine Geräteschau aus Anlass des Verbandsgemeinde-Feuerwehrtags füllten das sonntägliche Programm.

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