"Lovely" Kunsthandwerk

BERNKASTEL-KUES. Fachwerk, Lichterketten, geschmückte Bäume und mittendrin der Weihnachtsmarkt. Viele Leute genießen dieses Flair in Bernkastel-Kues. Doch der Euro sitzt den Besuchern nicht so locker.

Dass der Busparkplatz am Bernkasteler Moselufer während der Saison auch werktags voll ausgelastet ist, ist normal. Dass dort aber beispielsweise am Nachmittag des 2. Dezember, einem Donnerstag, 17 Busse in Reih und Glied standen, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Standbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt freut dieser Umstand natürlich. Zwölf der 17 Busse trugen englische Kennzeichen. Diese Zahl überrascht, denn der Werbekreis der Stadt, Organisator des Weihnachtsmarktes, hatte sich darauf eingestellt, dass die Engländer in diesem Jahr durch Abwesenheit glänzen würden. Bis 2003 war ihre Zahl stetig gestiegen. Vergangenes Jahr landeten viele Briten aber frühmorgens mit Ryanair auf dem Flugplatz Hahn und stiegen dort in Busse, die sie zum Trierer Weihnachtsmarkt brachten. Denn dort öffnen die Buden bereits um 10 Uhr, eine Stunde früher als in Bernkastel-Kues. Nun ist aber doch alles ganz anders gekommen. An manchen Tagen ist die Altstadt fest in britischer Hand. Es sind vor allem ältere Leute, die durch die Gassen bummeln. Und es scheint ihnen zu gefallen. Ausdrücke wie "wonderful" und "lovely" muss niemand übersetzen. Christa Dillinger, die an ihrem Stand Kerzen in vielerlei Formen anbietet, weiß nicht immer genau, wer bei ihr kauft. "Gegenüber dem letzten Jahr gibt es aber bisher ein Plus", sagt sie und registriert erfreut, dass auch immer mehr Skandinavier und sogar Italiener zum Weihnachtsmarkt kommen. Nicht ganz so froh ist Angelika Lomberg, die gemeinsam mit ihrem Mann seit mehr als zehn Jahren selbst hergestellten Schmuck und Keramik anbietet. Das Geld sitze nicht mehr so locker, sagt sie. "Ich lebe in erster Linie von den Stammkunden, die jedes Jahr kommen", erzählt sie. Auf Stammkundschaft kann Dietmar Aehnelt noch nicht bauen. Der Mann aus Gelsenkirchen, der Tiffany-Glaskunst anbietet, ist zum ersten Mal dabei, hat sich aber bereits entschlossen, im nächsten Jahr wieder zu kommen. "Ich werde auch mit drei anderen Handwerker-Kollegen reden und versuchen, sie zum Kommen zu bewegen", erzählt er. Aehnelt will dann einen größeren Stand mieten und den Besuchern auch seine Arbeitsweise demonstrieren. Das ist ganz im Sinne von Angelika Lomberg, die sich noch mehr Kunsthandwerker wünscht, die in ihrem Stand auch arbeiten.Kunden möchten Warenherstellung sehen

Die Besucher mögen diese Art der Präsentation. "Ich kaufe gern Selbstgemachtes und sehe auch gerne, wie es hergestellt wird", sagt Irene Ketter aus Kröv. Sie ist mit dem Angebot des Marktes zufrieden. "Ich habe auch schon einiges gekauft", verrät sie. Peter Leenders bietet kleine Fachwerkhäuschen aus Keramik an, unter anderem das Ensemble, das den Marktplatz säumt. Leenders ist aber auch der Marktmeister und hat einen Einblick in das Geschehen der ersten zwei Wochen. Die Zahl der Besucher sei wieder hoch. "Die Umsätze sind etwas geringer als im Vorjahr", erzählt er. Die wirtschaftliche Situation mache auch vor Weihnachtsmärkten nicht Halt. Doch vielleicht werden die Kassen noch klingeln. Die Buden sind noch bis einschließlich 22. Dezember geöffnet.

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