Luftsprünge beim Ausrufezeichen

BINSFELD. (noj) Still sitzen war früher. An der Grundschule Binsfeld bekamen nun Schüler, Lehrer und Eltern Nachhilfe in Sachen Bewegung.

Lesen einmal ganz anders: Bei jedem klein geschriebenen Wort gehen die Schüler in die Hocke, bei den groß geschriebenen recken sie sich, und ein Ausrufezeichen ist Anlass für einen Luftsprung. Für die Schüler der dritten Klasse der Grundschule Binsfeld ist so ein Unterricht sehr unterhaltsam. Alle lesen und turnen begeistert mit. Auch die Rechenaufgaben, bei denen sie auf der Stelle laufen und nur stehen bleiben dürfen, wenn das Ergebnis der Aufgabe 20 ist, bringt die Mädchen und Jungen nicht nur körperlich, sondern auch geistig auf Trab. Für Marga Adams von der Aktion "Bewegte Schule", die vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung Rheinland-Pfalz, der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung sowie der Innungs- und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen wurde, sind diese Übungen keine Spielerei. Sie ist überzeugt, dass man Informationen in der Bewegung schneller und nachhaltiger speichern kann. "Bewegung ist ein Grundbedürfnis, wie Essen und Schlafen", sagt sie.Auch der Schulweg wird thematisiert

An der Grundschule Binsfeld geht sie in jede Klasse, um den Schülern die Freude an der Bewegung zu vermitteln, aber auch um ihnen anschaulich zu verdeutlichen, wie wichtig Bewegung für die Rücken ist. Dafür hat sie das Modell einer Wirbelsäule mitgebracht, das die Kinder eingehend untersuchen. Auch mit Hilfe eines Schwammes erzählt sie den Kindern, wie es um das Wohlbefinden einer Bandscheibe bei viel und bei wenig Bewegung bestellt ist. Ein weiteres Anliegen ist für Marga Adams das richtige Sitzen. Dafür fragt sie erst einmal die Schüler, wie man sich setzen kann. Ein Trick: Vor wichtigen Aufgaben sollte man Hände und Füße überkreuzen, so könnten die beiden Gehirnhälften besser verbunden werden. Doch es hilft nicht viel, wenn Kinder Spaß an der Bewegung haben, aber zum Stillsitzen aufgefordert werden. Deshalb umfasst das Programm auch einen Nachmittag für die Lehrer und einen Elternabend. "Spiele, die man selbst gespielt hat, behält man besser", sagt Schulleiterin Irene Haas. Bei dem Elternabend wird auch der Schulweg zum Thema gemacht. Marga Adams und Irene Haas wünschen sich, dass die Kinder nicht bis vor die Schule gefahren werden, sondern den Weg nach Möglichkeit zu Fuß gehen. Bei den Eltern ist beim Elternabend nicht einfaches Zuhören gefragt, auch hier versucht Marga Adams, Bewegung in die Sache zu bringen, meist mit großem Erfolg. Alle Eltern blieben mit Interesse dabei, auch wenn am Anfang des Abends zunächst noch etwas Zurückhaltung bei einigen zu spüren war, sagt Adams. Das ist auch notwendig, denn die Informationen für die Mütter und Väter sind doch recht umfangreich. So redet Marga Adams ihnen auch ins Gewissen, auf die Schulranzen der Kinder zu achten. Beim Schulranzen-Tüv zeigt sich wieder einmal, dass die Kinder viel zu viel Gepäck tragen. Zehn Prozent des Körpergewichtes sollte ein Ranzen haben, ein Wert, der aber sehr häufig überschritten wird. In Binsfeld hofft man nun, dass die "Bewegte Schule" bewegte Köpfe und gesunde Rücken bringt.

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