Lust auf mehr

WITTLICH. (peg) Zielgruppe erreicht: Bei der ersten Vorlesestunde in der Buchhandlung "Am Trierer Tor" lauschten Kinder gebannt der Vorleserin Ulrike Möhn.

Es ist ein kleiner Beitrag zum in Deutschland viel beklagten Lese-notstand nach der Pisastudie. Michael Scheid, Inhaber der Buchhandlung "Am Trierer Tor", hatte Kinder zwischen fünf und acht Jahren geladen, damit sie das Vorlesen genießen können.Wer jung nicht zum Buch findet, liest später nicht

Die Experten sind sich einig: Wer nicht in jungen Jahren am eigenen Leib erfahren hat, welch schöne Geschichten es in Büchern zu entdecken gibt, wird auch später nicht lesen. Die Vorleserin Ulrike Möhn, selbst eine erklärte Leseratte, trug auf hinreißende Weise die Geschichte des kleinen Franz vor, der stets für ein Mädchen gehalten wird. Sie kennt das Leid "andersrum", gestand sie den Kindern: "Als ich klein war, hielten mich immer alle für einen Jungen!" Für manche der Kinder war es das erste Mal, dass jemand ihnen etwas vorlas. Maria etwa erzählte, dass das bei ihr zu Hause niemand tut. Um so schwieriger die Aufgabe der Vorleserin, die mutig noch ein zweites Buch aus den Regalen holte. Diesmal mit vielen großen Bildern, was den Jungs und Mädchen aus dem Jahnplatz-Hort entgegen kam. Schnell war Ulrike Möhn, die den Sessel verließ und sich auf den Boden setzte, eingekreist; jeder konnte mitreden und sich von den Bildern anregen lassen zu Fragen und Vermutungen über Anette, die den ersten Schultag vor sich hatte. Ja, wo war er denn, der Ernst des Lebens, von dem alle seit Monaten gesprochen hatten? Anette entdeckte ihn dann doch noch: In Form ihres Banknachbarn, einem freundlichen Jungen namens Ernst, der schnell ihr Freund wurde.Weitere Vorlesestunden sollen folgen

Die Kinder würden gerne wiederkommen. Jenny und Joelle nutzten die Gelegenheit, in den Bücherregalen zu stöbern, um vielleicht für die nächste Vorleserunde etwas anderes zu finden als den anspruchsvollen, dicken Harry Potter, den sie offenbar einzig mit dem Begriff "Buch" verbinden. Die Auswahl ist groß, und Michael Scheid verspricht, Veranstaltungen dieser Art an kommenden Montagen wieder anzubieten. Denn: "In der Gruppe ist das Vorgelesen-Bekommen noch ein bisschen schöner als allein."

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