Lust auf mehr?

Traben-Trarbach. Es gab einmal Zeiten, da brauchte sich ein Theater keine Sorgen um die Zuschauer machen. Die kamen von selber. Heute ist das etwas anders, da wollen die Besucher umworben werden. Werbung für das Theater tut Not. Die macht nun auch das Trierer Theater.

Der große Musentempel der Region, das Theater Trier, hat für sich die Maxime ausgegeben, wenn das Publikum nicht zu uns kommt, dann kommen wir eben zum Publikum. Chefdramaturg Peter Oppermann und Peter Larsen, Dramaturg für Musiktheater und Konzerte, machten mit der Sopranistin Annette Johansson, den beiden Tenören Eric Rieger und Andreas Scheel, dem Schauspieler Peter Singer und dem Kapellmeister Christoph Jung auch Station im Schulzentrum Traben-Trarbach, um annähernd 100 potenziellen Theaterbesuchern Lust auf die Fahrt nach Trier zu machen. Keine leichte Aufgabe, vor allem, wenn man den Eindruck hinterlässt, dass man darauf nur unzureichend vorbereitet ist. Die beiden Dramaturgen sind neu an der Mosel. Oppermann kommt aus Niedersachsen, Larsens Tätigkeitsgebiet lag bisher in Thüringen. Da mag man die Tatsache, dass sie für die Wegstrecke von Trier nach Traben-Trarbach so lange brauchten, wie andere von Trier bis nach Bonn, noch humorvoll unter der Rubrik "das üben wir noch einmal" verbuchen. Es gab aber noch mehr, das für die professionelle Präsentation einer Theaterspielzeit geübt werden sollte. Die Aula des Schulzentrums hat ein Fassungsvermögen von über 200 Personen. Sie war also noch nicht zur Hälfte besetzt. Wie kann es dann passieren, dass bei weitem zu wenig Programmhefte der neuen Spielzeit da sind? Eine Präsentation hat die Aufgabe, eine Sache in ein positives Licht zu stellen. Hier musste man sich fragen, warum die Akteure nur bei Schummerbeleuchtung agierten, obwohl in der Aula noch etliches an Licht vorhanden gewesen wäre?Gespräche blieben an der Oberfläche

Oppermann und Larsen stellten das Programm in einer Art Talkshow vor. Betont locker und lustig versuchten sie das Publikum für die Spielzeit 2004/2005 zu begeistern. Dabei besteht natürlich immer die Gefahr, den Tiefgang zu Gunsten des Unterhaltungswertes zu vernachlässigen. So blieben die Gespräche mit Singer und Rieger ziemlich an der Oberfläche, konnten nicht gerade dazu beitragen, obwohl man die Tragikomödie "Cyrano de Bergerac" schon kennt, sich gerade die Trierer Aufführung doch einmal anzusehen. In seiner Rezension schrieb Dieter Lintz: "Nur lustig wäre fürs Theater auf Dauer zu wenig." Dies kann man an dieser Stelle nur wiederholen.Ausdrucksstarker Rezitator

Glücklicherweise hatten Oppermann und Larsen Ensemblemitglieder in ihrer Begleitung, die sich nach Kräften bemühten, die Mängel auszugleichen. Singer als ausdrucksstarker Rezitator mit kurzen Auszügen aus "Cyrano" und der textlichen Grundlage zum Musical "Das Orangenmädchen", das am 5. Dezember zur Uraufführung in Trier gelangt. Auch Singers Kollegen von der musikalischen Zunft lösten schon eher mit kurzen Einblicken in "Ein Maskenball" von Giuseppe Verdi (Premiere am 16. Oktober), "Der Vogelhändler" von Carl Zeller (Premiere am 13. November) und die Oper "Katja Kabanova" von Leo Janácek (Premiere am 18. Dezember) den Wunsch aus, sie einmal auf der Bühne erleben zu wollen. Werbung für Kultur ist gut, denn Kultur ist wichtig. Werbung aber muss überzeugen, muss Lust auf mehr machen. Hier kann man den Dramaturgen des Theaters Trier nur den Rat geben: Das üben wir noch einmal.

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