Madonna mit Gummistiefeln

Kein Beethoven, kein Dvorák und kein Bach beim Konzert der "Mosel Festwochen" im Weingut Dr. Melsheimer: Das Berliner Quartett "The Beez" gestaltete einen Abend, der abseits der normalen Festwochen-Wege lag. Am Ende konnte man nur sagen: Hier ging die Post ab.

 Hier tobte der Bär bei den Mosel Festwochen. Das Berliner Quartett „The Beez“ im Weingut Dr. Melsheimer in Traben-Trarbach. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Hier tobte der Bär bei den Mosel Festwochen. Das Berliner Quartett „The Beez“ im Weingut Dr. Melsheimer in Traben-Trarbach. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Traben-Trarbach. Die "Mosel Festwochen" — fast schon ein Synonym für Konzerte, die einen gehobenen Anspruch an Ernsthaftigkeit, Werktreue und natürlich ein sehr hohes Niveau vertreten. Bei den "Mosel Festwochen" geht es gediegen zu, da gibt es schwere Klassik. Wenn die Konzerte gut sind — und das sind sie häufig — dann wird kräftig applaudiert. Ab und zu steht das Publikum dazu auch auf, und manche rufen "Bravo". Vor Begeisterung pfeifendes Publikum, das laut skandierend eine Zugabe fordert, so etwas gibt es bei diesem Festival nicht. Wirklich nicht? Gibt es doch! Im Weingut Dr. Melsheimer konnte man so etwas jetzt erleben. Eingeladen war das Quartett "The Beez" aus Berlin, eine etwas verrückten Truppe, bei der so manch einer im Vorfeld bestimmt gedacht hat: Das passt nicht in das Gesamtkonzept der Festwochen. Schon alleine die Überschrift des Konzertes "Berliner Kitsch-Pop" mochte nachdenklich stimmen.Bevor irgendwelche Missverständnisse aufkommen: Der Abend in dem Traben-Trarbacher Weingut war keineswegs niveaulos. Er war locker, er war entspannend, er war ansprechend, er hatte Niveau. Was Deta Cordelia Rayner und Julischka (Charlotte Giuliani), Peter D'Elia und Rob Rayner ihrem Publikum anboten, war Entspannung, die Spaß machte, bei der man sich genüsslich zurücklehnen und sich des Daseins erfreuen konnte. Ihr Programm bestand aus Rock- und Pop-Musik die man eigentlich, und wenn auch nur aus der allgegenwärtigen medialen Dauerberieselung unserer Zeit, kennt. Nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sie in der Version der Berliner Bienen und nicht im Original erklangen. "Music" von Madonna war genauso vertreten wie "Don't bring me down" vom Electric Light Orchestra, "You shook me all night long" von AC/DC wie "I was made for loving you" von Kiss. Aber auch eigene Titel standen auf dem Programm und besangen das türkische Girl und die spanische Fliege.Dass der Abend die Lachmuskeln strapazieren würde, war schon direkt zu Anfang klar, als das Quartett im Minidirndl mit Gummistiefeln (Julischka), im türkischen Designeranzug (Rob) und mit apartem Strohhütchen (Deta) vor sein Publikum trat. Die äußerst virtuose Art, wie sie sich dann mit Hilfe von Gitarren, Akkordeon, Glockenspiel und Melodika der Titel der Bee Gee's und von Black Sabbath annahmen, führte dazu, dass kein Auge trocken blieb, der Applaus immer stürmischer wurde. Im ausverkauften Weingut tobte der Bär, ging die Post ab. Wenn vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr wieder "The Beez" im Programm der Festwochen erscheinen werden, kann man im Vorfeld ruhig sagen: Das passt gut ins Gesamtkonzept.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort