Madonna vieler Menschen

MANDERSCHEID. Sie sollte die Botschaft der Lebensbaumkirche St. Hubertus aufgreifen und komplettieren. Am Sonntag enthüllte der Künstler Christoph Anders seine moderne Interpretation einer Schutzmantelmadonna auf dem Kirchenvorplatz in Manderscheid.

 Irdene Stücke mit religiösen Symbolen, im selben offenen Feuer wie die Madonna gebrannt: Der Künstler Christoph Anders verteilt diese "Plätzchen" nach der Enthüllung der Manderscheider Madonna nicht nur an Michael und Philipp Grün sowie Ellen Hooghoff (von links).Foto: Petra Geisbüsch.

Irdene Stücke mit religiösen Symbolen, im selben offenen Feuer wie die Madonna gebrannt: Der Künstler Christoph Anders verteilt diese "Plätzchen" nach der Enthüllung der Manderscheider Madonna nicht nur an Michael und Philipp Grün sowie Ellen Hooghoff (von links).Foto: Petra Geisbüsch.

Die Botschaft vom Leben, die dem Architekten der Kirche St. Hubertus, Karl Peter Böhr, vor nunmehr 35 Jahren schon wichtig gewesen war, greift auch die neue Madonna auf dem Vorplatz wieder auf. "In der Schöpfungsgeschichte vollendet die Frau den Mann", so steht es im Begleitblatt zur neuen Madonna zu lesen. "In ihre Obhut ist das werdende Leben gegeben." Und darin sieht Christoph Anders das verbindende Band zu Maria. Die von ihm geschaffene Figur zeigt eine schwangere Maria, deren rechte Hand schützend auf dem noch ungeborenen Leben in ihrem Leib liegt. Der Künstler schuf jedoch noch mehr aktuelle Bezüge in seiner Arbeit. In ihrer linken Hand hält Maria einen Rosenstrauß: die Entsprechung für einen Lebenszyklus: "Knospen blühen auf und verwelken", sagte Anders in seiner Ansprache bei der feierlichen Enthüllung der Statue. "Am Ende des Lebens zeigen sich die Früchte." Unter dem weiten Mantel der Madonna finden Tiere und Pflanzen von starker Symbolkraft Schutz und Unterschlupf. Sie weisen auf nicht artgerechte Tierhaltung, sinnlose Ausrottung und Missbrauch der Natur hin. Im fünften Buch Mose, Kapitel 8.8, werden die sieben Schöpfungstage als Wachstumsarten genannt: Weizen, Gerste, Wein, Feige und Granatapfel. Für den sechsten Tag steht die Olive, die später das Öl für den Gesalbten spendet. Mit der Dattelpalme für den siebten Tag schließt sich der Zyklus. Mit den Arbeiten hatte Anders bereits im September begonnen. Die Gelder flossen aus einem gemischten Topf: Rund ein Drittel kam von der Kirche und der Stadt Manderscheid, den Rest hatte ein Spezialfond des Fördervereins Heimatmuseum und privates Engagement beigesteuert. So hatte beispielsweise Auftraggeberin Elisabeth Steffens sich zum 70. Geburtstag von ihren Gästen keine Geschenke, sondern Geldspenden für die Figur erbeten - und reichlich erhalten. "Ich finde die Madonna wunderschön", gestand Steffens am Sonntag. Von unten wachse die ganze Schöpfung zu ihr hoch. Während des Schaffensprozesses des Künstlers hatte sie ihm regelmäßig Besuche im Atelier abgestattet und mit kreativen Ideen seine Arbeit begleitet. Christoph Anders hat sich gefreut: "Für mich war es eine besondere Herausforderung, immer wieder ein anderes Auge zu hören." Zur Enthüllung der Schutzmantelmadonna war neben Pfarrer Michael Jaspers auch Manderscheids ehemaliger Pfarrer Erich Gansemer zugegen. Weihrauch und Weihwasser schlossen die kirchlichen Feierlichkeiten ab, zu der der Kirchenchor Marienlieder sang. Für die Anwesenden hielt Anders später kleine "Plätzchen" bereit: Irdene Stücke mit religiösen Symbolen, die er im selben offenen Feuer wie die Madonna gebrannt hatte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort