Männer gehen, Goldfische bleiben

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Ob Frust-Wohnungssuche oder Neurodermitis-Kampflied: Barbara Ruscher unterhielt im Kurgastzentrum mit skurrilen Alltagsthemen und bewies ihr Talent als Kabarettistin, Komikerin, Pianistin und Sängerin.

 Frech, unkompliziert, charmant: Mit amüsanten und zeitkritischen Szenen aus dem Alltag unterhielt Barbara Ruscher im Kurgastzentrum.Foto: Marita Blahak

Frech, unkompliziert, charmant: Mit amüsanten und zeitkritischen Szenen aus dem Alltag unterhielt Barbara Ruscher im Kurgastzentrum.Foto: Marita Blahak

Sie kam, setzte sich an den Flügel und sang eine Lobeshymne auf ihren besten Freund. Doch was die Kabarettistin Barbara Ruscher da besang, war nicht etwa ein treuer Mann, sondern Heiner, ihr süßer Goldfisch. "Die Männer gehen, Goldfische bleiben", gestand sie dem zustimmend lachenden Publikum im restlos ausverkauften Saal des Kurgastzentrums. "Und zudem ist bei Heiner alles Gold, was glänzt", setzte sie noch eins drauf. Damit hatte die junge Frau mit der Kölschen Zunge die weiblichen Zuhörer bereits zu Beginn auf ihrer Seite. Doch nicht nur die, auch die Männer amüsierten sich bestens. Und das lag sicher nicht nur an den Themen, mit denen sich Ruscher konfrontiert sah, sondern ebenso an ihrer unkomplizierten, charmanten, direkten Art, skurrile Szenen aus dem Alltag amüsant, zeitkritisch und nicht selten zynisch auszubreiten.Vom Radfahren zum Mutter-Tochter-Verhältnis

Sie bewies bei ihrem Frauentheater, das gleichermaßen für Männer geeignet war, ihr Talent als Kabarettistin, Komikerin, Pianistin und Sängerin. Kein Alltagsthema ließ sie unberührt, sie plauderte über Politik, Radfahren und andere sportliche Betätigungen, Mutter-Tochter-Verhältnis und natürlich das ewige Thema Erotik und Ehe.Doch hätte etwas weniger "Rundumschlag" dem roten Faden ihres Kabaretts besser getan. Ruscher nahm den heutigen "modernen Sprachstil", der dem Kunden nicht nur im Bikershop ("früher hieß das Fahrradladen") begegnet, ebenso aufs Korn wie das Thema Fitness."Sport, dat is für mich en janz fieses Wort, sehen sie sie sich doch an - die Klepper auf'm Stepper". Immer wieder erwischte es sie eiskalt - ob als Telefondame im Telekom-Callcenter oder bei der Frust-Wohnungssuche. So plauderte die Frau aus der "Generation der fidelen Allergiker" auch über Neurodermitis, "wer damit als Schüler geplagt war, durfte immer früher nach Hause", verriet sie und stimmte ein in das Neurodermitis-Kampflied "ich kratz mich so gerne". "Na, juckts schon" entließ Ruscher dann die Zuhörer in die Fünfzehn-Minuten-Kratzpause"."In der quirligen jungen Frau steckt noch viel Potenzial", bemerkte Barbara Mittelstädt, die zur Kur auf dem Plateau weilt und die abwechslungsreichen Veranstaltungen im Kurgastzentrum lobt. Auch Kurgast Armin Stumpf hatte seinen Spaß mit der Komikerin: "ein richtiges Multitalent". Als solches erwies sie sich auch im zweiten Teil, als sie zitternd, im schwarzen Nerz, mit Stock und unnachahmlicher Mimik als Oma Bertha voller Seniorinnen-Schläue allerlei "Wahrheiten" über Manndecker beim Fußball oder die "Akopalypse"- Stimmung so mancher Fans nach einem Spiel zum Besten gab.Zu guter Letzt begeisterte Ruscher mit der "Fanta"-stischen Anti-Diät-Geschichte, die sie ihrem zur Abmagerungskur entschlossenen Goldfisch vorlas.Sicher steht die junge Kabarettistin noch am Anfang ihrer Karriere, muss sie hier und da noch am einheitlichen Fluss ihrer Darbietungen feilen, doch mit ihrem Esprit, ihrer Mimik und ihrem besonderen Können in der Rolle der Pianisitn und Sängerin riss sie die Zuhörer zu lautstarkem Applaus hin.

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