"Mainz fehlte der Mut"

BERNKASTEL-KUES. Während der Weinbauverband die Erhöhung des Mindestmostgewichtes für Dornfelder ablehnt, der rheinhessische Weinbaupräsident wegen der Proteste seinen Rücktritt angekündigt hat, rät die Fachststelle für Weinbau Bernkastel den Winzern, den Ertrag zu reduzieren.

 Wolfram Börker, Berater für Weinbau und Kellerwirtschaft, rät, die kurzen Triebe beim Dornfelder zu entfernen und überzählige Trauben rauszuschneiden.Foto: Maria Adrian

Wolfram Börker, Berater für Weinbau und Kellerwirtschaft, rät, die kurzen Triebe beim Dornfelder zu entfernen und überzählige Trauben rauszuschneiden.Foto: Maria Adrian

Das Mindesmostgewicht für Dornfelder wurde von 60/62 Grad Oechsle auf 68 Grad Oechsle angehoben und gilt für die Erzeugung von Qualitätswein zum Herbst 2003 verbunden mit einem Alkoholgehalt von mindestens zwölf Prozent. Mit dieser neuen Qualitätsverordnung sind viele Winzer und auch die Weinbauverbände Mosel-Saar-Ruwer, Ahr und Mittelrhein nicht einverstanden (der TV berichtete)."Anhebung ist der falsche Weg"

Der rheinhessische Weinbaupräsident Werner Hiestand, der die vom Weinbauministerium geplante Anhebung mit seinen Kollegen von Nahe und Pfalz mitgetragen hatte, hat wegen der Proteste aus den eigenen Reihen jetzt seinen Rücktritt angekündigt. Hiestand hatte die Anhebung der Qualitätskriterien wegen des Rotweinbooms gefordert, der zu Qualitätsverlust und Preisverfalls führe. "Wir sind auch für eine optimale Qualitätspolitik, aber die Anhebung des Mostgewichts ist beim Rotwein der falsche Weg", sagt Adolf Schmitt, Präsident des Weinbauverbands Mosel Saar Ruwer, der zudem auch die Vorgehensweise des Weinbauministeriums und der Kollegen von Nahe, Pfalz und Rheinhessen im TV- Gespräch kritisierte. Man sei leider nicht gefragt worden, sonst hätte man sicher einen Kompromiss gefunden, ist sich Schmitt sicher. So sei über die Köpfe der Winzer von Nahe, Mittelrhein und Mosel-Saar Ruwer hinweg entschieden worden. Die Oechslegrade seien regional sehr unterschiedlich und "über die Mostgewichte der Mosel hätten wir gern selbst mit geredet", so Schmitt. An der Mosel könnten nur bei Superjahrgängen solche Mostgewichte erzeugt werden. In normalen Jahren würden zu viele Fäulnis-Trauben anfallen, während die Winzer auf die hohen Mostgewichte warten müssten. Dennoch werde auch bei geringeren Oechslegraden an der Mosel eine optimale Qualität erzielt. Der Weinbaupräsident glaubt, dass den Beteiligten der Mut gefehlt habe, den richtigen Weg zur Regulierung der Ertragsmenge und zur Vorbeugung des Preisverlustes beim Dornfelder zu gehen. Richtig wäre seiner Meinung nach gewesen die Mengenregulierung getrennt nach Rebsorten vorzugeben. Pfälzer und Rheinhessen hätten ihr Kontingent hauptsächlich mit dem lukrativen Rotwein ausgeschöpft und dadurch das Problem erzeugt, glaubt auch Hubertus Klein, Vorsitzender des Kreiswinzerverbands. Die auf Rebsorten bezogene Kontingentierung hätte Mainz umsetzen können, glaubt Schmitt. Leider sei das entscheidende Instrument nicht angewandt worden. Schmitt hatte Ministerpräsident Kurt Beck angeschrieben, die Verordnung zu stoppen. Die Antwort lautete: "Das prüfen wir." Aber prüfen, so Schmitt, müssten man eine solche Verordnung doch vorher. "Im übrigen war das schlechter demokratischer Stil", findet Schmitt. Der Weinbaupräsident hofft, dass das Thema Riesling wieder in den Mittelpunkt rückt. Die Ertragsrebflächen im Anbaugebiet Mosel Saar Ruwer betrug im letzten Jahr 9534 Hektar. Davon wird auf etwa 600 Hektar Rotwein angebaut und davon wiederum 241 Hektar Dornfelder. "Es ist der Qualität dienlich, wenn das Mostgewicht hochgesetzt wird", glaubt Wolfram Börker, Berater für Weinbau und Kellerwirtschaft bei der Fachstelle für Weinbau in Bernkastel. "Es war klar, dass es so kommen musste. Für Winzer, die Qualität erzeugen, ist das der richtige Weg", sagt auch Peter Seidel, Versuchstechniker bei der Fachstelle. Beide raten den Winzern zu weinbaulichen Maßnahmen, damit die gesetzliche Vorgabe erreicht werden kann.Mostgewicht anhand der Beerenprobe

Die Höhe der Erntemenge wirke sich auf die Qualität aus. Erfahrungen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass mit hohen Erträgen ein Mostgewicht von 68 Grad Oechsle nicht erreicht werden konnte. Bei Reduzierung des Ertrags gab es je nach Alter und Lage Steigerungen des Mostgewichts bis über 70 Grad Oechsle. Zu folgenden Maßnahmen rät die Fachstelle: "Hohen" Laubschnitt ausführen, um Geiztriebe zu erhalten (Entblätterungsmaßnahmen sind nicht sinnvoll), dritte und vierte Traube am Trieb entfernen, Kümmertriebe ebenfalls entfernen, eingekürzte Schnabeltriebe völlig abschneiden, junge Weinberge zur Stockentlastung auf eine Traube pro Trieb stellen. Bei Beginn des Verfärbens weiteres Ausdünnen auf 1,5 Trauben pro Trieb vornehmen. Dabei Trauben mit Reifeverzug bevorzugt herausnehmen. Vor der Lese Mostgewicht anhand einer Beerenprobe ermitteln.

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