"Man fällt in ein tiefes, schwarzes Loch"

BERNKASTEL-KUES. Trauernde Eltern nicht alleine lassen, trauernden Eltern Hilfe geben, eine Anlaufstelle bieten zum Gespräch oder einfach zum Zuhören - das wollen Gaby Hörzer, Gabi Engel und Doris Elfert.

Die drei Frauen "verbindet" der gleiche Schicksalsschlag: Alle verloren in den vergangenen drei Jahre ein Kind. So riefen die Mütter die "Selbsthilfegruppe für Trauernde Eltern" ins Leben mit Unterstützung der DRK-Notfallnachsorge und der Ökumenischen Notfallseelsorge. Das erste Treffen findet am Mittwoch, 18. Februar, um 20 Uhr in den Räumlichkeiten des DRK-Ortsvereins Bernkastel-Kues oberhalb des Cusanuskrankenhauses statt. Gemeinsam den Schmerz, die Trauer aufarbeiten, dazu wollen Hörzer, Engel und Elfert alle einladen, die Gleiches erlebt haben.Gaby Hörzer verlor ihre Tochter Nadine durch einen Autounfall. Die 21-jährige verunglückte im Mai 2002 auf dem Weg zur Arbeit und verstarb wenig später in einem Trierer Krankenhaus. "Ich habe in den ersten schweren Stunden des Abschieds viel Beistand und Wärme erfahren von den Mitarbeitern der Notfallnachsorge, Ärzte und Seelsorger", berichtet Hörzer. Und noch bis heute nimmt sie an einer professionellen Trauer-Therapie teil. Ihre berufliche Tätigkeit als Krankenpflegerin in der Beschäftigungstherapie mit alten Menschen hilft ihr, das Leben im Alltag zu bewältigen. "Und ich finde Kraft im Schreiben von Gedichten", sagt sie. Mit Worten kann sie hier Trauer und Schmerz zum Ausdruck bringen, das helfe ihr "über den Berg".Die Trauergruppe will Betroffene zu Wort kommen lassen, sie über das traurige Erlebnis sprechen oder auch nur anderen zuhören lassen. Und dass Gespräche mit anderen Betroffenen Hilfe für die Seele sein können, das hat auch Doris Elfert erfahren, als sie vor zwei Jahren ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall verlor. "Man fällt in ein tiefes, schwarzes Loch", sagt sie. Elfert suchte das Gespräch mit Gabi Engel, die ein Jahr früher ebenfalls ein Kind zu Grabe getragen hat. Elfert fühlte sich verstanden in ihrem Schmerz. Familie Engel verlor im Oktober 2000 ihren damals 13-jährigen Sohn durch einen Traktorunfall. "Im Augenblick des Verlustes blockt man vollkommen ab, will nichts hören und hat Hass auf alles", berichtet Engel.Anfangs seien viele da, um Trost zu spenden, doch nach der Beerdigung sei man plötzlich alleine mit seinem Schmerz. Der Partner war ihr selbst eine große Hilfe, die Familie ist noch mehr zusammengewachsen. "Aber es gibt auch Fälle, wo der Zusammenhalt auseinander fällt, Ehe und Familie einem solchen Schicksalsschlag nicht standhalten und an der Belastung zerbrechen".So will die Gruppe Hilfe zur Selbsthilfe geben: Lernen, mit der Trauer umzugehen, über Hilfsangebote erfahren, um das Leben im Alltag besser zu bewältigen, Emotionen zulassen und mit unterschiedlichen Tätigkeiten in der Gruppe die Zeit nutzen, um die Phase von Entsetzen und Unglauben zu überwinden. "Wir würden Betroffenen auf eigenen Wunsch auch zu professionellen Hilfsstellen wie beispielsweise Psychologen oder Lebensberatung begleiten, denn viele scheuen den Schritt alleine dorthin", so Hörzer.Lotte Stüttgen begrüßt die Initiative. Der Bedarf sei da, weiß sie aus ihrer Arbeit in der Notfallnachsorge des DRK. "Wir wollen die Gruppe unterstützen, indem wir als Ansprechpartner jederzeit da sind und Räumlichkeiten zur Verfügung stellen". Dazu Hörzer: "Wir verstehen uns als offene Gruppe, hier geht keiner eine Verpflichtung ein, jeder kann kommen, wann immer man das Bedürfnis danach hat." Und noch ein Aspekt sei von großer Bedeutung: "In der Gruppe ist jeder gleich, jeder hat Ähnliches erlebt, jeder nimmt und jeder gibt".Informationen erteilen Gaby Hörzer, Telefon 06533/5828 sowie Lotte Stüttgen, Telefon 06534/ 8401 oder 06531/50519 (DRK).

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