Marienkirche weicht Wohnheim für Behinderte

Bernkastel-Kues · Die Marienkirche im Stadtteil Kues ist seit mehr als drei Jahren entweiht. Nach dem geplanten Abriss ist eine neue Nutzung in Sicht. Der Neubau einer Wohnanlage für 24 Geistigbehinderte soll 2015 beginnen und mehrere Millionen Euro kosten.

 Der Turm (linker Pfeil) könnte stehen bleiben. Die Kirche soll abgerissen werden. Auf dem Gelände ist eine vierstöckige Wohnanlage geplant (rechter Pfeil). Foto: Projektgemeinschaft Schmitz/Junglen Architekten Traben-Trarbach

Der Turm (linker Pfeil) könnte stehen bleiben. Die Kirche soll abgerissen werden. Auf dem Gelände ist eine vierstöckige Wohnanlage geplant (rechter Pfeil). Foto: Projektgemeinschaft Schmitz/Junglen Architekten Traben-Trarbach

Bernkastel-Kues. Sie ist ein markanter Bau. Die 1962 geweihte Marienkirche verkörpert einen neuzeitlichen Stil. Sie wurde errichtet, weil der Stadtteil Kues damals stark wuchs und das zweite Gotteshaus, die St. Briktius-Kirche, zu klein wurde. Der Weg über die Brücke in die Michaelskirche der Pfarrei St. Michael kam vielen Gläubigen nicht in den Sinn. Die Zeiten haben sich geändert. Die Pfarreien St. Briktius und St. Michael sind mit weiteren Pfarreien zu einer Seelsorgeeinheit verschmolzen. Denn das Bistum muss sparen. So ist auch das Ende der Marienkirche gekommen. Sie soll abgerissen werden.Anlage für 24 Menschen


Die St. Raphaels Caritas Alten- und Behindertenhilfe GmbH (siehe Extra) will auf dem Gelände eine Wohnanlage für 24 Menschen mit geistiger Behinderung errichten. Im Erdgeschoss des vierstöckigen Gebäudes ist eine Tagesförderstätte geplant, die auch von Nichtbewohnern genutzt werden kann. Etwa 24 Mitarbeiter sollen bei voller Auslastung dort arbeiten. Um eine Nutzung realisieren zu können, war eines Voraussetzung: Das Gotteshaus, das in den Vorjahren kaum mehr genutzt wurde, musste profaniert, das heißt entweiht, werden. Bischof Stephan Ackermann erließ das Dekret am 14. Februar 2011. Darin heißt es unter anderem: "Der Bau kann einer anderen aber nicht unwürdigen Bestimmung zugeführt werden." Das schließt auch einen Abriss mit ein. Der separat stehende Glockenturm bleibt eventuell erhalten. "Um zu zeigen, dass dort einmal eine Kirche stand", sagt Thomas Buckler, Geschäftsbereichsleiter Wohnen/Bildung/Freizeit/Altenhilfe von St. Raphael.
Der Kreis habe eine Bauvoranfrage positiv beschieden. Derzeit laufen Gespräche mit dem Land, dem wichtigsten Kostenträger bei der Versorgung von Menschen mit Behinderungen. Die Baukosten trage St. Raphael, teilt Buckler mit. Über die genaue Höhe kann er noch nichts sagen. Er geht aber von einer Summe im unteren einstelligen Millionenbereich aus.
Die Pfarrgemeinde St. Briktius bleibt nach Auskunft von Pastor Georg Moritz Eigentümer des Geländes. Der Geistliche und Markus Ruf, Mitglied des Verwaltungsrates, betonen, dass eine Lösung und ein Träger gefunden worden seien, die im Einklang mit den Werten der Kirche stehen.
Die Bauarbeiten veranschlagt Thomas Buckler auf gut ein Jahr. Der Beginn werde nicht vor 2015 sein. Zu den Gründen für den Standort Bernkastel-Kues sagt er. "Wir streben eine Dezentralisierung an. Menschen aus dem Raum Bernkastel-Kues sollen vor Ort wohnen und nicht in Maria Grünewald in Wittlich." St. Raphael ist auch Träger dieser Einrichtung.Extra

Als gemeinnützige Tochtergesellschaft des Caritasverbandes für die Diözese Trier ist die St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe GmbH (Sitz in Mayen) Träger von Einrichtungen und Diensten in der Alten- und Behindertenhilfe. Mit über 1400 Mitarbeitern und rund 40 Standorten sowie vielfältigen Arbeits-, Wohn-, Bildungs- und Freizeitangeboten ist sie ein großer sozialer Dienstleister. Standorte im Kreis Bernkastel-Wittlich sind: das Altenzentrum St. Wendelinus in Wittlich, das Altenzentrum Mittelmosel in Bernkastel-Kues, bestehend aus den drei Häusern St. Nikolaus in Kues, Kloster zur Heiligen Familie in Bernkastel und St. Josef in Ürzig, Maria Grünewald, Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung in Wittlich, sowie ambulante Dienste in Wittlich. cb

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