Maringer und Moselfranke

MARING-NOVIAND. Raymund Weber hat seinem Heimatort Maring-Noviand den Weg geebnet für eine besondere Chronik. Die seit 1998 erscheinenden "Hefte" erlauben eine unendliche Dokumentation von Geschichte, Landschaft, Mensch und Sprache.

Wer sich für Maring-Noviand oder den Klosterhof Siebenborn interessiert, ist bei Raymund Weber in besten Händen. Obwohl der heutige Ruheständler seit Jahrzehnten in Trier lebt, kennt er sich in seinem Heimatort bestens aus. Kaum ein Straßenzug, ein Platz oder ein Haus, zu dem ihm keine Geschichte einfällt. Vieles davon hat er mittlerweile niedergeschrieben und seit 1998 in einer Art Fortsetzungschronik für die Nachwelt fest gehalten. Die Liebe gehört der Muttersprache

In den etwa zweimal jährlich von der Gemeinde herausgegebenen Heften findet sich aber weit mehr als "Erlebte Geschichte". So widmet sich jedes Heft auch der "erforschten" Dorfgeschichte und stellt auch Ergebnisse der "Spurensuche" in Archiven oder anhand topografischer Karten vor. Ein Themenkomplex, der dem 74-Jährigen besonders am Herzen liegt, ist die Muttersprache: "Meine ganze Liebe gehört dem Moselfränkischen", gesteht er ein. Die Entscheidung für eine Veröffentlichung in Heftform hat sich Weber gut überlegt. Eines wollte der Romanist und frühere Stellvertretende Schulleiter des Hindenburg-Gymnasiums Trier auf jeden Fall nicht: Ein Buch schreiben. Was ihn vor allem davon abhielt, war die "Endgültigkeit" einer Chronik. "Mein Anliegen war, nicht etwas Fertiges hinzulegen, sondern zum Mitschreiben anzuregen", erklärt er. Zu seiner großen Freude ist ihm das auch gelungen, wie die vielen Heft-Beiträge von Menschen beweisen, die sich als Co-Autoren beteiligt haben. Webers Lebensweg ist für den Sohn eines einfachen Winzers und Fassküfers alles andere als typisch. Das Gymnasium in Bernkastel konnte er nur er aus "eigenartigen Gründen" besuchen, wie er es formuliert. Sein Vater hatte ihm auf diese Weise erfolgreich einen anderen, von der Obrigkeit vorgesehen, Werdegang erspart. Denn Raymund sollte zur "Napola" (Nationalpolitische Erziehungsanstalt), einer Internatsoberschule der Nationalsozialisten. Durch die Anmeldung am Gymnasium war das jedoch vom Tisch. Allerdings musste sein Vater von da an weitgehend ohne seinen Sprössling zurechtkommen. "Als ich einmal Feuer gefangen hatte, war ich nicht mehr zu bremsen", erinnert sich Weber. Selbst als der Vater krank wurde und den Sohn von der Schule abmelden musste, änderte sich daran nichts. Denn die Lehrer ließen nicht eher locker, bis Raymund wieder zum Gymnasium gehen durfte. Rückblickend meint Weber dazu: "Es gab eine ganze Menge eigenartiger Zufälle, die mein Leben geprägt haben." Dazu zählt er auch die später aufgrund einer "Fleißprüfung" erhaltenen "Barbeihilfen", ohne die er wohl nie hätte studieren können: "Geld hatten wir ja alle nicht." Doch gerade dieses Milieu, in dem er als Winzersohn aufwuchs, habe ihn geprägt. Wohl deshalb kann selbst die Auszeichnung "Chevalier des Palmes Académiques" der Französischen Botschaft sein Leben nicht auf den Kopf stellen: "Für mich ist Maring die Mitte meiner Welt." Die "Hefte", von denen das elfte in Arbeit ist, sind zu beziehen über Tourist-Information Maring-Noviand, Telefon 06535/944200. Außerdem hält die Stadtbibliothek Trier von jeder Ausgabe ein Exemplar vor.

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