Maß nehmen für den neuen Knast

WITTLICH. Die ersten Teile der Außenmauer für den Neubau des Wittlicher Gefängnisses stehen bereits – ebenso wie die erste Zelle. In der Probezelle wird Maß genommen für die Installationstechnik.

Noch ist nichts zu sehen von den neuen Gefängnisgebäuden in direkter Nachbarschaft zum alten Kittchen. Lediglich die ersten Teile der 5,50 Meter hohen Mauer stehen bereits - und die Probezelle. Der kleine Bau mit einer Innenfläche von zehn Quadratmetern befindet sich nicht weit entfernt von der Gärtnerei. Eine Tür fehlt, das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite ist dafür aber schon mit Gittern versehen. Im Innern befinden sich eine Nasszelle mit Toilette, Waschbecken und Dusche, ein Bett, ein Spind, ein Kühlschrank, eine Tischablage und ein Bücherbord auf der kleinen Fläche.Wo kommen die Steckdosen hin?

"Realitätsnahes Provisorium", nennt Franz Kohlhaas, Leiter der Wittlicher Justizvollzugsanstalt, die Probezelle. "Sie dient dazu, Maß zu nehmen für die Installationstechnik." Wo werden am besten die Steckdosen angebracht? Wie soll das Heizungsventil aussehen? Solche Fragen können am dreidimensionalen Modell besser geklärt werden als im zweidimensionalen Plan. Das ist auch wichtig, denn die 660 neuen Zellen bestehen aus Betonfertigelementen, bei deren Herstellung klar sein muss, wo die Aussparungen für die Technik hinkommen. Theoretisch kann auch für die Möbel und das Außengitter an der Probezelle Maß genommen werden. Diese Teile werden in den Gefängniswerkstätten hergestellt. Welcher rheinland-pfälzische Knast was liefert, ist noch nicht geklärt. Einen Zellen-Prototyp zu bauen, ist keine ungewöhnliche Vorgehensweise. Kohlhaas: "Als das Gefängnis in Wöllstein gebaut wurde, stand in Wittlich auch eine Probezelle, weil die Inneneinrichtung hier gemacht wurde." Die Erweiterung der Justizvollzugsanstalt besteht aus einer Pforte, einem Krankenhaus mit 45 Betten, einem Verwaltungsgebäude und dem Haftgebäude für Männer mit 660 Plätzen. Bis Ende 2008 sollen die 70 Millionen teuren Bauten fertig sein. Bislang liegen die Arbeiten im Zeitplan. Kohlhaas: "Noch sind die Erdarbeiten dran. Als Erstes wird dann die äußere Umwehrung gebaut." Die Baustelle müsse gesichert werden, sagt Kohlhaas und fügt als Erklärung das Stichwort Weiterstadt hinzu. Im hessischen Weiterstadt hatte die Rote Armee Fraktion (RAF) 1993 das im Bau befindliche Gefängnis mit Sprengstoff in die Luft gejagt. Der Anschlag, der der letzte der RAF war, kostete das Land Hessen rund 65 Millionen Euro und Hunderte Häftlinge vier weitere Jahre in der Enge des maroden Gefängnisses von Frankfurt-Preungesheim. Auch die Wittlicher Gefangenen müssen noch zwei Jahre lang mit ihrer Überbelegung zurechtkommen. Ursprünglich sollte der alte Männerbau zum Jugendgefängnis umfunktioniert werden. Davon wurde auf Grund der landesweiten Überbelegung im Erwachsenenvollzug Abstand genommen. Wegen dieser Umplanung müsse der zweite Bauabschnitt generell neu definiert werden, erklärt Kohlhaas. Zwei neue Werkshallen mit Arbeitsplätzen für die neuen Inhaftierten sollen dann miteingeplant werden.

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