Mauer für gute Nachbarschaft

BINSFELD. Details zu den geplanten Ausbaumaßnahmen stellte die Leitung der amerikanischen Air Base Spangdahlem jetzt in einer Einwohnerversammlung vor. Die Ortsgemeinde Binsfeld hatte Verbesserungen gefordert.

 Aufmerksame Besucher bei der Einwohnerversammlung in Binsfeld.Foto: Erich Gerten

Aufmerksame Besucher bei der Einwohnerversammlung in Binsfeld.Foto: Erich Gerten

Wererwartet hatte, dass es bei der Einwohnerversammlung in Binsfeldzu einem verbalen Schlagabtausch zwischen Ausbaugegnern und-befürwortern kommen würde, hat sich getäuscht: OrtsbürgermeisterLothar Herres konnte sogar "für die faire Diskussion" danken.Kaum ein Wort fiel zu Reizthemen wie amerikanischeVerteidigungspolitik oder Wirtschaftskraft der Air Base. ZurVersammlung erschienen waren Gemeinderat, OrtsbürgermeisterLothar Herres und Bürgermeister Christoph Holkenbrink von derVerbandsgemeinde Wittlich-Land, ebenso je ein Vertreter derOberfinanzdirektion Mainz als Bauherr und der Gutachterfirma ISUaus Ramstein-Miesenbach. Die Erläuterungen zum Flugplatzausbautrug Air Base-Commander Stephan P. Mueller und dessenUmweltschutzbeauftragter Franz-Josef Steffes vor. "Wir wollengute Nachbarn für Binsfeld sein", erläuterte der Commander. Ausder Sicht der Air Base seien aber keine Alternativen zum Bau desin der Nähe von Binsfeld vorgesehenen Triebwerksteststandesvorhanden. Daher habe man sich entschlossen, nur noch einenTeststand statt zwei einzurichten, den Neigungswinkel desTeststandes sowie den Stellwinkel der Flugzeuge zu verändern undeine Lärm- und Abgasschutzwand zu errichten. Diese werde 75 Meterlang und 6,50 Meter hoch sein. Die Air-Base bemerkte, dass dieNachbesserungen eine freiwillige Maßnahme seien. Die Lärmwerteseien nach deutschem Recht auch ohne Schutzwand unter denzulässigen Grenzwerten gewesen. Die Ortsgemeinde sieht für dasEntgegenkommen den Widerspruch vom Oktober 2002 als auslösendesElement. Lothar Herres: "Der Flugplatz hätte nichts getan, wasder Gemeinde Binsfeld nicht gefallen hätte." Die jetzt zuerwartenden Lärmwerte lägen auch im ungünstigsten Fall weit unterden Werten von 62 oder 65 Dezibel, die in Gewerbegebieten alsDauerlärmpegel zugelassen seien. Skepsis und Fragen

Eine Grundfrage blieb: Ist das Gutachten zur Feststellung der Lärm- und Abgaswerte vertrauenswürdig? Immerhin verspreche es der Binsfelder Bevölkerung eine geringere Lärmbelästigung, vielleicht die geringste seit vielen Jahren. Die Skepsis bekam vor allem der Mitarbeiter der Gutachterfirma ISU zu spüren. Dieser verglich den Effekt der Schutzwand mit dem eines Industrieschornsteins. Die Abgase würden 30 Meter hoch in die Luft geblasen und verteilten sich in weniger dichter Konzentration über die umliegenden Dörfer, Wälder und Äcker. Es blieb die Frage: "Warum wurde kein zweites, unabhängiges Gutachten eingeholt?" Bürgermeister Holkenbrink meinte, dass auf ein staatliches Gutachten inhaltlich Verlass sei. Er kam jedoch in Erklärungsnöte, als er zu einem anderen Gutachten in Sachen Bleibelastung des Flugbenzins einräumte, dass es wegen falscher Annahmen nachgebessert werden musste. Doch Holkenbrink sagte: "Sollten die Immissionen die Grenzwerte überschreiten, gilt die Ausbaugenehmigung nicht. Die Betreiber müssen dann neue Maßnahmen vorsehen."

Commander Mueller sagte zur Frage, warum denn die Air Base ausgebaut werde, obwohl die USA eine Verlegung ihrer Streitkräfte nach Osteuropa planten: "Das betrifft nicht die Air Force." Die Auflagen in der luftfahrtrechtlichen Genehmigung beziehen sich ausdrücklich auf die Zahl der Flugbewegungen in Friedenszeiten, bemerkte ein Zuhörer: "In Friedenszeiten ist das okay, aber die haben die Amerikaner nicht!" Die Ausbaugegner der Bürgerinitiative BIEGAS hielten sich zurück. Bei den Ausführungen des Commanders zum Flugbenzin JP 8 regte sich allerdings Widerspruch: "Zeigen Sie uns ihr internes Gutachten, wonach das JP 8 nicht krebserregend sein soll!"

Im Anschluss beschloss der Binsfelder Gemeinderat, den Widerspruch zur Flugplatzerweiterung zurück zu ziehen. Begründung: Die Forderungen, die im Widerspruch enthalten sind, würden erfüllt. Mit zwölf Ja-Stimmen und einer Enthaltung der 16 anwesenden Stimmberechtigten wurde der Antrag angenommen. (Bericht folgt)

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