Maxi Cosi bitte an die Garderobe

WITTLICH. (peg) Viel los beim KSB: Krabbelgruppen, Schulungen, Vorträge und Krisenmanagement laufen hier parallel haupt- und ehrenamtlich, aber immer mit Hand und Fuß.

Gleich an der Tür empfängt einen das Schild: "Bitte Babyschalen und Maxi Cosi im Garderobenbereich abstellen." Wir sind im Kinderschutzbund an der Rommelsbach, es ist kurz vor 9 Uhr. Die Gäste einer Krabbelgruppe stürmen herein: locker, laut und sehr lebendig. Ja, so ist das meistens hier: Im Alltagsgeschäft haben sie nicht den problembeladenen Bereich im Fokus, verrät uns Michaele Schneider, langjährige Vorsitzende des Wittlicher KSB, die im Sommer von Rechtsanwältin Marina Bolinski abgelöst wurde. Seitdem fungiert Schneider als Stellvertreterin. Weniger Arbeit bedeutet dies jedoch nicht: Da man sehr niedrigschwellig an die Familien herantreten möchte, arbeiten die KSB-ler oft im Präventivbereich, und der strengt an, hat keine statistisch messbaren Erfolge vorzuweisen, und erfordert große Professionalität bei einem gleichen Maß an Fingerspitzengefühl. "Nicht nur, wenn ,das Kind in den Brunnen gefallen ist', sollen die Leute kommen dürfen, sondern im ganz normalen Wochenablauf." Da sind Krabbelgruppen, die sich oft genug verselbstständigen und zu tragfähigen Spielgruppen werden, Wanderungen, Spielfeste und Schwangerentreffen, da sind Pekip-Programme und Vorträge zu gesetzlichen, pädagogischen oder psychologischen Themenbereichen, die jede Familie bereichern. "Familienbildung" heißt dieses umfassende Arbeitsfeld, denn: "Starke Eltern haben starke Kinder". Viele Kurse werden vom Ministerium gefördert, und generell sind günstigere Sozialtarife machbar. Modellhaft für ganz Rheinland-Pfalz ist die starke Vernetzung des Wittlicher KSB mit der Volkshochschule. Im vergangenen Jahr hat man viel Energie aufgebracht, um Migrationskurse anbieten zu können. Schneider: "Eine kleine zweckgebundene Nachlassspende hat uns das ermöglicht." Die Muttersprache jener Frauen, die später als Kursleiterinnen fungieren, sollte in diesem Fall türkisch sein - in diesem ersten Angebot, dem später Kurse mit Russisch sprechenden Menschen folgen sollen. "Sozialraumorientierte Arbeit" heißt diese moderne Herangehensweise an Integrationsarbeit. Die Mitarbeiterinnen rechnen mit einer spannenden Zeit. "Die Bereitschaft auf türkischer Seite ist erfreulich hoch", berichtet Schneider. Ein Grund dafür sei die gute Zusammenarbeit mit den Migrantenfamilien an der Georg-Meistermann-Grundschule. Daneben existieren weiterhin zwei Klassiker: Familienentlastungsangebote wie die Babysitter- und die 160-stündige Tagespflegerschulungen (buchbar über das Jugendamt) und umfassende Beratungsangebote. Dabei gilt ein Hauptaugenmerk den Pflegekindern und jenen, die Pflegeeltern werden möchten. Hierbei kooperieren Kreisverwaltung und KSB erfolgreich. Die kontinuierliche Begleitung von Pflegefamilien auch in unvermeidlichen Krisensituationen ist so gewährleistet. Krisen gibt es ebenfalls beim Schreikind, das den gesamten Familienfrieden aushebeln kann. Hier bietet Wittlich eine Plattform für unterstützende Selbsthilfe. "Dünn gesät" sind die Männer. Doch auch da weiß man, pardon, frau sich zu helfen. "Im Sommer hatten wir eine Annonce im TV", berichtet Schneider, "in der wir speziell für unsere `Nummer gegen Kummer´ männlichen Nachwuchs suchten." Es hat funktioniert: An der aktuellen Schulung nehmen auch sechs Männer teil: Wichtig für die jungen männlichen Anrufer, die ihre Probleme lieber einer gleichgeschlechtlichen Person anvertrauen.

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