Mehr Leben muss in die Stadt

TRABEN-TRARBACH. Traben-Trarbach, eine Stadt im Wandel - so lautete unsere Initiative, die wir Mitte Mai gestartet haben. Wir haben unsere Leser aufgefordert, ihre Meinung zur Stadt zu äußern. 80 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich bis jetzt an der Coupon-Aktion. Fazit: Traben-Trarbach ist attraktiv, vieles ist aber verbesserungsbedürftig.

Zunächst das Erfreuliche: Die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, die sich an unserer Coupon-Frageaktion beteiligt haben, bewerten die Zukunft ihrer Stadt positiv. Traben-Trarbach ist ein attraktiver Wohnort, wer hier wohnt, will am liebsten nicht mehr wegziehen. Kultur, Gastronomie, Wein, Natur, Landschaft, Grevenburg, Moselpromenade: Das sind alles Pluspunkte, die immer wieder lobend erwähnt wurden. Positiv fallen auch die zahlreichen Projekte ins Gewicht, die in den vergangenen Jahren mit großem finanziellem Aufwand realisiert wurden. Der Neubau der Loretta-Halle, die Neugestaltung und Sanierung des alten Bahnhofs in Traben, das neue Krankenhaus, die Freilegung des alten Stadtturms, die Brückenschenke und nicht zuletzt die Sanierung und optische Verschönerung der Moselbrücke. Doch spätestens bei der Farbgestaltung der neuen Moselbrücke scheiden sich die Geister. "Schrecklich finde ich die Farbe der Moselbrücke von innen", äußert sich eine Leserin. Solche und andere "Kleinigkeiten" erregen in Traben-Trarbach die Gemüter der Bürger. Rücksichtslose Autofahrer, Falschparker und lärmende Rasenmäher stehen ebenfalls auf der Meckerliste. Doch das ist wohl sicher nicht ein ureigenes Traben-Trarbacher Problem. Wo gelebt und gearbeitet wird, geht's nicht so beschaulich zu wie in einem Kloster. Andererseits: Traben-Trarbach ist eine Touristenstadt und muss daher dem Gast mehr bieten. Der Gast soll sich wohl fühlen, er soll ja wiederkommen. Die Stadt als Touristenmagnet noch attraktiver zu machen, das steht auf dem Wunschzettel vieler Zuschriften. Besonders ausführlich und auch kritisch hat sich Gerhard Martin aus Traben-Trarbach mit diesem Thema in einer längeren Stellungnahme an den TV befasst. Was erwartet ein Tourist, der nach Traben-Trarbach kommt?, fragt er. "Tagsüber flaniert er durch die Fußgängerzone von Trabach, wobei er ständig zur Seite springen muss, damit ihm von einem der vielen hundert Anlieger, die ständig dort hindurchfahren, nicht die Zehen abgefahren werden. Kommt er dann auf die Moselstraße, wird es für ihn noch gefährlicher. Der Auto-, Schwerlast- und Busverkehr zwängt sich an parkenden Autos vorbei und der Gast muss sich an die Hauswände quetschen, um nicht überrollt zu werden." Traben-Trarbach und der Verkehr: Ein Thema, das nicht nur Gerhard Martin erregt. Georg Bauer sieht ebenfalls in diesem Punkt einen entscheidenden Makel für die Stadt. Bauer: "Die Chance, auf eine dauerhafte, großräumige Umleitung von LKW wurde wieder verpasst. Der Stadtrat ist unfähig, auf den Tisch zu hauen und endlich die maßgeblichen Behörden zum Handeln zu zwingen. Es ist ein Unding, dass durch eine Einzelhandels-Verkaufsstraße LKW-Verkehr geleitet wird." Ein weiteres Reizthema in der Stadt - auch das ergab unsere Umfrage - sind die Verschmutzungen an Gehwegen und in den Anlagen. "Hundekot überall", heißt es in einer Zuschrift. Ein anderer Bürger ärgert sich über wilde Ablagerungen von Sperrmüll und fragt: "Warum können einige Menschen alles machen, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden." Mehrheitlich positiv bewertet wird der Flughafen Hahn. Allerdings wird bemängelt, "dass er offensichtlich von den touristischen Entscheidungsträgern immer noch nicht wichtig genug genommen wird". Die Förderung des Tourismus ist fast allen wichtig, dennoch meint ein Leser: "Es wird zu einseitig auf Tourismus und Weinbau gesetzt und kaum Werbung für Ansiedlungen von Gewerbe und Industrie gemacht. Der Jugend werden so Zukunftsperspektiven genommen." Im Städtchen ist zu wenig los, bemängelt ein Leser. Zitat: "Traben-Trarbach ist eine der schönsten und zugleich langweiligsten Städte an der Mosel." Ein anderer, der sich über zu hohe Fremdenverkehrsbeiträge ärgert, antwortet kurz und knapp auf die Frage, was noch in der Stadt fehlt: "Leben".

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