Mehr als ein verspäteter Frühjahrsputz

WITTLICH. Es tut sich was im Konversionsgebiet. Die Öltanks werden freigelegt, letzte Heizölreste sind schon abgepumpt. Hinter der Römerstraße ist eine mobile Wasserreinigungsanlage bereits in Betrieb.

 Bernd Weinand von der Firma Buchen verschließt wieder den Eingangsschacht hinunter in den 100 000-Liter-Heizöltank, durch den er in den Tagen zuvor abgetaucht war.Foto: Petra Geisbüsch

Bernd Weinand von der Firma Buchen verschließt wieder den Eingangsschacht hinunter in den 100 000-Liter-Heizöltank, durch den er in den Tagen zuvor abgetaucht war.Foto: Petra Geisbüsch

Mit leichter Verspätung begannen nun die von langer Hand geplanten Sanierungsarbeiten auf dem ehemaligen französischen Kasernengelände. Beauftragt vom Landesbetrieb Bau (LBB) Trier, sind etliche Mitarbeiter der Kölner Firma Buchen auf dem Gelände. In - für deutsche Verhältnisse - respektabler Hitze räumen sie auf. Wegen möglicher Geruchsbelästigung der Anwohner wollte man eigentlich zu einem früheren Zeitpunkt beginnen - je heißer, um so größer die Wahrscheinlichkeit von Benzingestank. Der in Wittlich übliche Westwind wird den Geruch der ehemaligen Kasernentankstellen, Öl- und Altöllager allerdings auch im Sommer in Grenzen halten, versichern die Fachleute Martin Müller, Bauleiter der Firma Buchen, und Harald Lenz, Bauleiter des Gesamtprojektes. Bagger und LKW sind jetzt am Zug

Zuerst knöpfte man sich die Öltanks aus den 70er Jahren vor, die die zentrale Beheizung der Kaserne einst sicherten. Vier Tanks sind inzwischen gereinigt - eine ziemlich unappetitliche Angelegenheit. Die paar Zentimeter Öl, die noch auf dem Boden der Tanks standen, läpperten sich zusammen: Immerhin handelt es sich um 100-Kubikmeter-Tanks. Einige kleinere fanden die Fachleute mit Beton verfüllt vor. "Eine allgemein übliche Methode, um das Entstehen explosiver Gase zu verhindern", erläutert Müller. Erfahrung bei der Sanierung hat die Firma Buchen im vergangenen Jahr auf einer vergleichbaren Liegenschaften der Engländer in Mönchengladbach gesammelt. Oberhalb des zentralen Öltanks sind heute Bagger und LKW am Zug. Der Boden wird abgetragen, nachdem der Tüv sein Okay gegeben hat. "Wir gehen davon aus, dass wir hier keine kontaminierte Erde vorfinden", so Lenz. Labors, die laufend Proben auf Rückstände untersuchen, überprüfen diese Vermutung akribisch. Ist der Boden in Ordnung, wird er nach dem Herausheben der - hier übrigens doppelwandigen - Öltanks an gleicher Stelle wieder aufgeschüttet. Zwischenzeitlich liegt er, keine 100 Meter entfernt, auf Halde. Was unterhalb der Tanks auf die Bagger wartet, weiß keiner so genau. "Erfahrungsgemäß kann jedoch von einer Bodenkontamination unter dem Tank ausgegangen werden", steht es im Sanierungskonzept zu lesen, das Helmut Henrich vom Konversionsbüro dem TV aushändigte. Den Baggerführer schützt der leichte Überdruck in der Fahrerkabine vor eventuell eben doch giftigen Dämpfen: Er atmet den ganzen Tag nur gefilterte Luft. Szenenwechsel in Richtung Ecke Kasernen/Römerstraße. Hier ist ein großes Areal mit Bauzäunen abgesperrt. Ein dreigeteilter Container, dem man seine besondere Funktion von außen nicht ansieht, trennt den "schwarzen" vom "weißen" Bereich. Wer hinein möchte in den schwarzen Bereich, aus dem kontaminiertes Regen- und Grundwasser erst nach sachgemäßer Reinigung der Kanalisation wieder zugeführt werden, muss sicherheitshalber durch diese Schleuse. Rein in den Container, durch den Sanitärbereich, in den Schutzanzug geschlüpft, und raustreten in den schwarzen Bereich mit voll verschmutztem Boden. Auf dem Rückweg die gleiche aufwändige Prozedur mit umgekehrten Vorzeichen. Sie dient dem Schutz derer, die ihr Leben lang mit ähnlichen Stoffen konfrontiert sind. Und nur denen können die Dämpfe potenziell gefährlich werden, nicht den Anwohnern, die eine vergleichsweise kurze Bekanntschaft damit machen, hatten die Fachleute auf dem Podium einer Einwohnerversammlung im Jugendheim St. Bernhard damals versichert. 2000 Kubikmeter Boden für die Spezialdeponie

Wie lang die Reinigung des Wassers dauert, kann keiner vorhersagen. In sämtlichen Baugruben rechnet man mit dem Zulauf von kontaminiertem Wasser, weshalb überall eine offene Wasserhaltung ("Pumpensumpf") angeordnet wurde. Sobald die Tanks gehoben sind, beginnen Müller und Kollegen mit dem Abtragen des Bodens im Schwarzbereich. Etwa 2000 Kubikmeter Grund kommen auf eine Spezialdeponie.

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