"Meine Lippen, sie küssen so heiß"

Mit ungarischen Klängen und Moselwalzer ins neue Jahr: Seit 24 Jahren begeistern die Neujahrskonzerte in der Mosellandhalle auf dem Kueser Plateau ein großes Publikum.

Bernkastel-Kues. Rund 1000 Musikfreunde kamen in den Genuss etwas anderer Neujahrsklänge, denn im Mittelpunkt standen die Musik Ungarns und Werke großer Komponisten, die von ungarischen Klängen beeinflusst sind. Aber auch Walzer- und Operettenfreunde mussten nicht auf traditionelle Melodien verzichten.Zu den treuen und beliebten Orchestern, die die Neujahrskonzerte seit 1984 in der Mosellandhalle gestalten, gehört auch das Philharmonische Orchester der Stadt Trier unter der Leitung von Generalmusikdirektor István Dénes. Dénes war bereits sechs Mal zu Gast auf dem Kueser Plateau, und so klang ein wenig Wehmut mit im Spiel, als er in Bernkastel-Kues zum letzten Mal bei Neujahrskonzerten den Dirigentenstab erhob.Wer traditionelle Neujahrs-Walzerseligkeit erwartet hatte, wurde beim diesjährigen Programm überrascht. Denn die Galakonzerte boten mehr als Strauß und Co.. Das freute nicht nur Hubert Wagner aus Kues, der mit Ehefrau Ute zu den Stammgästen gehört. "Ein sehr interessantes Programm mit sehr vielfältiger, hervorragend dargebotener Musik." Werke der Komponisten Ferenc Erkel, Zoltán Kodály, Miklós Rósza, Aram Chatschaturjan reihten sich ebenso in die abwechslungsreiche Melodienfolge wie Bekanntes von Johann oder Josef Strauß, Carl Millöcker, Franz Lehár, Johannes Brahms, Peter Kettenhofen und Hector Berlioz. Mit Werken aus Oper und Operette, Walzer und Filmmusiken, Tänzen und Märschen begeisterten ein sichtbar "gut gelauntes" Orchester und ein Dirigent, der stets seinen beliebten "Späßchen"-Draht zum Publikum bewies. Aber auch "Bildung" wurde den Zuhörern zuteil, wie es Moderatorin Christina Reiche von der deutschen Radio-Philharmonie ausdrückte. Die "Dame in Rot" geleitete die Zuhörer mit sachlicher Information und launigen Sprüchen charmant durchs Programm. Von "küssenden Lippen" sangen die am Stadttheater Trier engagierten Solisten Thomas Schobert (Bass) und Vera Ilieva, die für die erkrankte Sopranistin Evelyn Czesla einsprang. Herausragende Werke auf dem fast dreistündigen Konzertprogramm war der temporeiche "Säbeltanz" aus der Feder des armenisch-russischen Komponisten Chatschaturjam, den Dénes excellent "gershwin-mozartisch" "verfeinerte". Und beim beschwingten Walzer "Du, mein Moselland" des Bernkastel-Kueser Komponisten Peter Kettenhofen, dessen Werk vor einem Jahr durch Zufall in einem Karton mit Notenbüchern entdeckt wurde (der TV berichtete), horchten nicht nur die Einheimischen auf. Ein Walzer, der vielleicht eines Tages genauso weltberühmt sein wird, wie die "Schöne blaue Donau".

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