Manch ein Zuschauer mag sich im Widerspruch des mit Macht nahenden Frühlings und dem weihnachtlichen Chaos verwundert die Augen gerieben haben: Denn Anlass der miesen Stimmung bei Beckers war unter anderem der kastrierte Weihnachtsbaum. Marlies Becker (Trudi Kettern) hatte ganze 60 Euro in einen über zwei Meter großen Weihnachtsbaum investiert. Ihr Mann Hubert (Heidi Schneider) jedoch verkürzte dessen Länge auf ein Maß, das sowohl seiner Frau als auch der gemeinsamen Tochter (Margit Petry) die Tränen in die Augen trieb. Wie im richtigen Leben, spielte sich das Aufstellen des Baumes im Rahmen der allgemeinen Aufregung und der viel beschäftigten Familienmitglieder ab. Die Rüschenbluse von Oma Apollonia (Rita Kettern) musste gebügelt werden, der Kartoffelsalat musste noch gewürzt werden, und zu allem Überfluss hatte sich noch Onkel Adi (Birgit Arens) angekündigt, auf dessen Besuch sich Apollonia wegen vergangener Zwistigkeiten so gar nicht freuen konnte. Einzig Tochter Marlies sah in der Anwesenheit ihres Freundes Wolfi (Martina Schmitt) den Heiligabend mit anderen Augen - schließlich wollten die beiden Verliebten ihren Eltern ihre Hochzeitsabsichten verkünden. Der Schwank in drei Akten von Ulla Kling wurde von der kleinen Theatergruppe in mehrwöchigen Proben einstudiert. "Und wir hatten jede Menge Spaß dabei", versicherte Birgit Arens. Dass es gerade der Heiligabend war, den die Aktiven zur Demonstration eines Chaostages in der Familie gewählt hatten, störte niemand. "Solche Tage gibt es das ganze Jahr über in fast jeder Familie. Sie können auf Ostern, Urlaubsstimmung, Kirmes und dergleichen mehr übertragen werden", so Zuschauer Erwin Pelz aus Bernkastel-Kues. Die Theateraufführung war Teil der "Moselfränkischen Mundarttage".