Grube bei Bauarbeiten in Wittlich gefunden: Frühere Gerberei könnte Milzbrandsporen hinterlassen haben

Wittlich · Die bei Arbeiten für einen Parkplatz gefundenen Gruben in der Wittlicher Gerberstraße/Südtangente könnten Milzbranderreger enthalten. Der Aushub wird geschützt gelagert und untersucht.

 Eine Fundgrube der verdächtigen Art: Vermutlich muss der Erdaushub aus Sicherheitsgründen verbrannt werden. TV-Fotos (2): Klaus Kimmling

Eine Fundgrube der verdächtigen Art: Vermutlich muss der Erdaushub aus Sicherheitsgründen verbrannt werden. TV-Fotos (2): Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )
 Gut zu erkennen sind die Eichenbohlen, die die Wände der Gruben bilden. Vom ausgebaggerten Boden werden Proben genommen.

Gut zu erkennen sind die Eichenbohlen, die die Wände der Gruben bilden. Vom ausgebaggerten Boden werden Proben genommen.

Foto: (m_wil )

Unerwartete Funde im Untergrund sind selten Schätze. So ist das auch bei der Baustelle in der Gerberstraße/Südtangente, wo die Stadt einen Parkplatz für Anwohner herrichten will. Doch die Arbeiten ruhen. Warum, wurde im Bauausschuss erklärt. "Wahrscheinlich haben wir eine Gerbergrube gefunden. Und das ist ein Ding, das man sich nicht unbedingt wünscht, denn das muss aufwendig entsorgt werden", sagte Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Und: "Es könnte sein, dass da mal Leute mit weißen Anzügen rumlaufen. Das ist kein Grund zur Panik."

Denn damit absolut jedes Risiko ausgeschaltet wird, gilt zur Sicherheit bei solchen Funden umfassende Vorsicht. Neben anderen Schadstoffen kann die Gerberei, auch wenn sie schon Jahrzehnte aufgegeben ist, unter anderem Krankheitserreger wie Milzbrandsporen hinterlassen, die extrem widerstandsfähig sind. Also worum geht's nun in der Wittlicher Baugrube?

Die Verarbeitung der Haut toter Tiere zu Leder ist Sache der Gerber, die ein uraltes Handwerk ausüben, das als gesundheitsgefährlich galt wegen des Materials und der Mittel, es zu verarbeiten. Bis heute gelten daher Überreste von Gerbereien und Lederfabriken generell als "Altlastenverdachtsflächen". Oft sind ehemalige Produktionsbereiche mit Konservierungssalzen, Fungiziden, Bakteriziden, Chemikalien aber auch Krankheitserregern wie Milzbrandbakterien verseucht. Deshalb wurde in Wittlich der Aushub eingepackt, abtransportiert. Er wird geschützt gelagert. Das Material muss womöglich vorsorglich verbrannt werden. Am gestrigen Donnerstag wurden Proben des Beckeninhalts genommen, so Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung auf TV-Nachfrage und: "Die Grube wird weiträumig entfernt und der entstandene Hohlraum mit Schotter verfüllt."

Milzbrand galt früher als häufige Berufskrankheit von Fleischern und Gerbern, denn die Erreger stammen aus Tierhäuten, -fellen und Kadavern besonders von Paarhufern. Sie sind auch als Biowaffe mit dem Namen Anthrax bekannt. Jan Mußweiler stellt für Wittlich klar: "Sorgen braucht sich derzeit niemand zu machen. Das Gesundheitsamt wird in Kenntnis der Untersuchungsergebnisse gegebenenfalls entsprechende Schutzmaßnahmen für die mit den weiteren Arbeiten betrauten Personen anordnen. Eine akute Beeinträchtigung der Lieser kann derzeit ebenfalls ausgeschlossen werden."

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