Misstöne harren der Aufklärung

Wie es zum Bruch des Kreismusikverbands Bernkastel-Wittlich mit dem Sinfonischen Blasorchester kam, ist morgen bei der Mitgliederversammlung des Verbands Thema. Erstmals öffentlich will der Vorsitzende Ewald Tonner, der in diesem Zusammenhang heftig kritisiert wurde, die Sicht des Vorstands darlegen.

 Hinter den Kulissen geht's derzeit nicht so harmonisch zu beim Sinfonischen Blasorchester Eifel-Mosel-Hunsrück. Foto: privat

Hinter den Kulissen geht's derzeit nicht so harmonisch zu beim Sinfonischen Blasorchester Eifel-Mosel-Hunsrück. Foto: privat

Bernkastel-Wittlich/Daun. Wegen einer Konzertabsage war es im Dezember vergangenen Jahres öffentlich geworden, dass der Kreismusikverband Bernkastel-Wittlich die Zusammenarbeit mit der Musikschule Daun in Sachen Sinfonisches Blasorchester bereits Ende 2006 aufgekündigt hatte. Verbandsvorsitzender Ewald Tonner hatte den Schritt im TV damit begründet, dass es zu "atmosphärischen Störungen" gekommen und die Gemeinnützigkeit gefährdet gewesen sei.In einer Handvoll Leserbriefen hagelte es daraufhin Kritik. Tonner wurde Machtgehabe unterstellt und vorgeworfen, er habe alle Vermittlungsversuche unterlaufen. Auch sein Rücktritt wurde gefordert. Zu den Vorwürfen möchte Tonner sich bislang nicht äußern. Der Verbandsvorsitzende hält an seiner Vorgehensweise fest, die er im Dezember bereits angekündigt hatte: Erst zur Generalversammlung des Verbands am morgigen Sonntag (um 10 Uhr im Manderscheider Kurhaus), bei der der Vorstand neu gewählt wird, will er den Mitgliedern Rede und Antwort stehen. Tonner: "Ich möchte im passenden Rahmen und in aller Deutlichkeit meinen Teil zur Klärung der Sache beitragen. Ich muss das aus meiner Sicht und der Sicht des Vorstands tun. Ich habe die Entscheidung nicht allein getroffen." Mit Spannung erwartet Orchestersprecher Rainer Richardt Tonners Erklärung. Für Richardt ist allein der Verbandsvorsitzende für die Misstöne in der Musiklandschaftverantwortlich. Richardt: "Sämtliche atmosphärischen Störungen sind von Herrn Tonner ausgegangen." Der Orchestersprecher wirft dem Vorsitzenden vor, er habe versucht, das Orchester, das sich gut etabliert habe und deshalb werbeträchtig sei, zu vereinnahmen. Tonner habe einen anderen Dirigenten einsetzen wollen und die Art der Musik vorschreiben wollen. Richardt: "Das geht nicht, das ist Sache des Dirigenten." Richardt kritisiert außerdem, dass die Kündigung der Kooperation für das Orchester aus heiterem Himmel gekommen sei. "Herr Tonner hat das Gespräch mit uns nicht gesucht." Letzteres stellt auch Helmut Schmitz, Schulleiter der Musikschule Daun, fest. Der Musikschule sei die Kündigung plötzlich auf den Tisch geflattert, sagt er. Schlichtungsversuche hätten nichts gebracht. Tonners Gründe für die Kündigung hält Schmitz für vorgeschoben. Doch will er nicht weiter nachkarten. Sein Blick geht nach vorne. "Das Orchester muss wieder auf die Beine kommen." Dies versucht das Sinfonische Blasorchester nun mit alleiniger Unterstützung der Musikschule Daun. Die laufenden Kosten sollen so weit möglich mit Hilfe von Beiträgen der Mitglieder gezahlt werden. Richardt: "Wir werden bezahlen, um gute Musik machen zu können." Das Orchester will sich aber auch auf Sponsorensuche begeben. Meinung Dringender Schritt Bereits länger als ein Jahr liegt die Kündigung der Kooperation für das Sinfonische Blasorchester vonseiten des Musikverbands Bernkastel-Wittlich vor. Danach gab es Vermittlungsversuche, die scheiterten. Wie allein die Leserbriefe im TV zeigen, ist der Ärger über die Vorgehensweise des Verbandsvorstands immer noch wach. Es ist längst überfällig, dass der Vorstand erklärt, warum er ein solch erfolgreiches Projekt so plötzlich fallen ließ. Von außen betrachtet, wirkt das Vorgehen nicht nachvollziehbar. Dem Orchester ist zu wünschen, dass es in Zukunft konstantere Unterstützer findet. m.maier@volksfreund.de ExtraExtra Eine Erfolgsgeschichte: 2001 wurde das Sinfonische Blasorchester Eifel-Mosel-Hunsrück gegründet. Es ging hervor aus den Jugendblasorchestern des Kreismusikverbands Bernkastel-Wittlich und der Musikschule Daun. Aktuell spielen etwa 65 Musiker dort mit. Laut Website des Kreismusikverbands Bernkastel-Wittlich ist das Ziel des Orchesters, durch anspruchsvolle Literatur und die Qualifikation der Mitglieder das Interesse an musikalischer Weiterbildung zu wecken, sei es um ein Musikstudium anzustreben oder um den Dirigentennachwuchs zu fördern. Bereits kurz nach seiner Gründung wurde dem Sinfonischen Blasorchester beim Bundesmusikfest 2001 von der Jury das Prädikat "ausgezeichnet" zuerkannt. 2004 hat das Orchester den rheinland-pfälzischen Orchesterwettbewerb gewonnen. 2005 war es bei der Blasmusik-Weltmeisterschaft das beste deutsche Orchesterseiner Gruppe.

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