Mit 200 Dollar in der Tasche nach Deutschland

Seit 1991 lebt die Amerikanerin Martha Walker in Traben-Trarbach. Mit 200 Dollar kam sie in den 60er Jahren nach Deutschland, wo sie sich in ein vielseitiges Berufsleben stürzte. "Europa ist so viel abwechslungsreicher als die USA", hat sie festgestellt.

 Die Amerikanerin Martha Walker, seit 1991 in Traben-Trarbach ansässig, ist in ihrer beruflichen Vielseitigkeit kaum zu übertreffen. Entspannung findet sie beim Musizieren, wie hier mit ihrer Oboe. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Die Amerikanerin Martha Walker, seit 1991 in Traben-Trarbach ansässig, ist in ihrer beruflichen Vielseitigkeit kaum zu übertreffen. Entspannung findet sie beim Musizieren, wie hier mit ihrer Oboe. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. (GKB) Martha Walker wurde in Rahway/New Jersey geboren und studierte an der Universität von Michigan Spanisch, Französisch, Deutsch und Musik. Nach dem Examen bereiste sie als 22-Jährige zwei Monate lang Deutschland, die Schweiz und Österreich. In den USA verdiente sie sich das Geld für die nächste Europa-Reise. "Mit 200 Dollar in der Tasche kam ich drei Monate später nach Deutschland", erinnert sie sich. In Freiburg studierte sie Germanistik. Mit Jobs als Putzfrau und Sprachunterricht hielt sie sich über Wasser. In einem Züricher Konzern arbeitete sie dann als Sachbearbeiterin. Nach der Heirat folgte sie ihrem deutschen Ehemann nach Offenbach. Beruflich ging es weiter bergauf: Martha Walker wurde Vorstandsassistentin in einem Konzern. Privat schlug das Schicksal indes grausam zu: Ein Verkehrsunfall machte sie nach nur sechs Monaten Ehe zur Witwe.Anfang der 70er Jahre heiratete sie den englischen Ingenieur Trevor Walker. Der liebte nicht nur seine Ehefrau, sondern auch den Wein. Das Paar eröffnete ein Weinhandelsgeschäft und ließ sich von 1972 bis 1977 in Traben-Trarbach nieder. "Wir bevorzugten eine Weingegend", sagt Martha Walker, die mit ihrem Ehemann auch Weinproben in England anbot. Doch mit dem Kursverfall des englischen Pfundes sank die Nachfrage nach deutschen Weinen. Ehemann Trevor nahm seinen Beruf als Ingenieur wieder auf, seine Frau arbeitete in hessischen Pharma-Unternehmen als medizinische Übersetzerin und in der Marketing-Abteilung. Es schloss sich ein Studium der Betriebsinformatik an, und dann gründeten die Walkers eine Firma, die US-Software an deutsche Großunternehmen verkaufte. Dort bot Martha Walker auch Schulungen für Informatik und Textverarbeitung an.Eine Krankheit zwang sie zur beruflichen Kursänderung; in Hamburg ließ sie sich zur Beraterin für Legasthenie ausbilden. Eine Tätigkeit als selbstständige Dozentin für Geschäftsenglisch ergänzte das Berufsleben der Amerikanerin, die nach 25 Ehejahren wieder Witwe wurde.Mit ihrem jetzigen Partner Andis Kaolins, einem in Lettland geborenen und in den USA aufgewachsenen Juristen, lebt sie wieder in Traben-Trarbach. "Die Landschaft ist wunderschön. Jedes Weingebiet bringt eine gewisse Mentalität mit sich, die ich mag", sagt sie. An den Rückzug aus dem Berufsleben denkt sie noch lange nicht. In einem renommierten Hotel ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Mußestunden bieten ihr die Katzen Lucas und Sissi, ihre Bücher und das Musizieren mit Oboe und Englischhorn.

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