Mit 30 Fotoapparaten fing alles an

BAD BERTRICH. "Hotel Kurfürst", so steht es noch weithin sichtbar an der Außenfassade des Gründerzeitgebäudes in Bad Bertrich. Doch die letzten Gäste haben das Haus schon vor einigen Jahren verlassen, in dem daraufhin eines der ungewöhnlichsten Museen der Region Quartier bezog: das Filmmuseum.

Hunderte Fotoapparate und Filmkameras, Projektoren und Laborgeräte, vom fingergroßen Selbstauslöser bis hin zum tonnenschweren Reprogerät, haben den Keller und die einstigen Gasträume des Erdgeschosses in Beschlag genommen. Insgesamt sind es mehr als 3000 Einzelobjekte, die auf engsten Raum im geordneten Durcheinander die Foto- und Filmgeschichte der vergangenen 150 Jahre dokumentieren. Eigentlich handelt es sich um das bislang erste und einzige Foto- und Filmmuseum Luxemburgs, das 2004 im Kurort Bad Bertrich ein neues Domizil fand. "Wir mussten uns notgedrungen ein größeres Gebäude suchen", berichtet Raymond Eischen, der die Früchte seiner Sammelleidenschaft erst vier Jahre zuvor im luxemburgischen Vianden in einem privaten Museum öffentlich zugänglich gemacht hatte. Da dies bis dahin das einzige derartige Museum im Großherzogtum war, habe man ihm jedoch schon bald immer neue und immer größerer Objekte anvertraut: "Die Sammlung ist daraufhin förmlich explodiert", so Eischen. "Bereits nach der dritten Saison war das Haus zu klein!" Ein Zufall führte ihn und seine Frau Eliane nach Bad Bertrich. Bei einem Tagesausflug in die Eifel entdeckten sie das Hotel "Kurfürst", zu dessen Kauf sich das Luxemburger Ehepaar sofort spontan entschloss. Ein Aspekt hierbei war nicht zuletzt die Nähe zum Bahnhof Bullay: Da Eischen bei der Luxemburger Eisenbahn CFL beschäftigt ist, muss er regelmäßig zu seinem Arbeitsplatz pendeln. "Ich habe noch sieben Jahre vor mir, solange ist das zu schaffen", so der 51-Jährige: "Ansonsten hätten wir das mit dem Umzug wohl nicht machen können!" Dass man als Eisenbahner ausgerechnet seine Liebe zur Fotografie entdeckt, erscheint ihm hierbei keineswegs ungewöhnlich. "Die Sammlung ist in dritter Generation geerbt", erzählt Eischen. Bereits sein Großvater habe um 1910 etwa 30 Fotoapparate vorwiegend französischer Provenienz besessen, und sein Vater habe die Sammlung dann erweitert. "Das Faszinierende ist die Präzision, die mit primitiven Mitteln erzielt wird. Man muss immer wieder staunen, wie Erfinder komplizierte Probleme auf einfache Weise gelöst haben!", erklärt Eischen das Besondere seiner Sammelleidenschaft historischer Fotoapparate. Als er vor Jahren eine umfangreiche Sammlung alter Filmkameras erwerben konnte, kam bald ein neues Sammlungsgebiet hinzu. Die zugehörigen Filmprojektoren stellten sich dann "ganz automatisch" ein. Längst ist auch Eischens Ehefrau Eliane von der Foto- und Filmbegeisterung ihres Mannes angesteckt: "Ansonsten würde das wohl nicht gehen", stellt sie lächelnd klar und berichtet, dass sie auch selbst schon zuvor eine Sammlerin gewesen ist. Ihre eigene Porzellansammlung steht allerdings in 600 Kisten verpackt auf dem Speicher: "Um das alles noch auszustellen, haben wir leider keinen Platz mehr!" Und dies um so weniger, da ein Ende der Foto- und Filmsammlung nicht abzusehen ist. Nachdem die Eischens zwischenzeitlich bereits auch schon einige frühe Fernseh- und Videogeräte in ihrem Museum ausgestellt haben, fanden zwischenzeitlich längst auch schon zwei Digitalkameras den Weg in eine der Vitrinen. "Digitaltechnik ist auch nichts anders als eine weitere Evolution der Fototechnik", stellt Raymond Eischen klar. Dass es keineswegs bei diesen zwei Kameras bleiben wird, steht für ihn schon jetzt außer Zweifel. Das Foto- und Filmmuseum Bad Bertrich ist vom 1. Mai bis zum 14. Oktober täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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