Mit 330 Pferdestärken übers Wasser

Der Reiz des Motorbootfahrens liegt irgendwo zwischen Adrenalin-Kick und Karibik-Romantik. Nach einem Mosel-Ritt mit 330 Pferdestärken zittern dem Anfänger jedenfalls erst einmal die Beine - ein Selbstversuch.

 Sportboot kann man auf der Mosel beim WSC Schweich-Issel fahren. Der Verein bietet dort die Möglichkeit, den Sportboot-Führerschein zu machen. TV-Foto: Willy Speicher

Sportboot kann man auf der Mosel beim WSC Schweich-Issel fahren. Der Verein bietet dort die Möglichkeit, den Sportboot-Führerschein zu machen. TV-Foto: Willy Speicher

 Sportboot kann man auf der Mosel beim WSC Schweich-Issel fahren. Der Verein bietet dort die Möglichkeit, den Sportboot-Führerschein zu machen. TV-Foto: Willy Speicher

Sportboot kann man auf der Mosel beim WSC Schweich-Issel fahren. Der Verein bietet dort die Möglichkeit, den Sportboot-Führerschein zu machen. TV-Foto: Willy Speicher

Schweich-Issel. Es ist später Nachmittag, und seit einer guten halben Stunde tröpfelt es vom grau verhangenen Himmel. Die Mosel fließt stumm und dunkelgrün dahin und lädt allerhöchstens zum depressiven Grübeln ein. "Bescheidenes Wetter", denke ich und lerne schon am Ufer meine erste Wassersport-Lektion: "Bootfahren macht eigentlich nur bei gutem Wetter Spaß."

Meine Verabredung für diesen Nachmittag hört auf den klangvollen Namen "Ernie III." und verbirgt sich noch unter einer großen grauen Schutzplane, auf der sich Pfützen gebildet haben. Ulf Unbehaun, Mitglied im Wassersportclub Schweich-Issel, routinierter Sportbootkapitän, passionierter Wasserskiläufer und mein Fahrlehrer für den Nachmittag, scheint das Wetter kaum zu stören.

Wenig später ist Ernie ausgepackt und schaukelt weißsilbrig und deutlich einladender am Bootsteg neben dem vereinseigenen Clubschiff. Ich lerne meine zweite Lektion ("Wassersportler sind Gentlemen") und hüpfe an der Hand meines Ausbilders etwas ungelenk in den schwankenden Kahn.

Ernie III. macht von innen einen vertrauten Eindruck: Zündschlüssel, Lenkrad, Rückspiegel, ein Schaltknüppel auf der rechten Seite - alles wie im Auto. Doch Lektion Nummer drei folgt prompt: Das, was aussieht wie ein Schalthebel, ist das Gas. Bremse? Fehlanzeige. "Ein Boot hat keinen Bremse", klärt mich Ulf Unbehaun auf. Später frage ich mich, wie ich mir das vorgestellt habe: Wurfanker? Bremsklappen unter dem Rumpf? Ehrlich gesagt habe ich noch nie darüber nachgedacht, wie ein Schiff bremst - bei 330 Pferdestärken wird gerade das nun zur drängenden Frage.

"Anfänger müssen vor allem lernen, die Reaktion des Bootes im Wasser einzuschätzen", erklärt Unbehaun. Übung Nummer eins gehört zum Standard-Repertoire der praktischen Prüfung für den MotorbootFührerschein und heißt "Mann-über-Bord": Möglichst genau soll ein im Wasser treibendes Ziel, in diesem Fall eine grüne Boje, angesteuert werden. Ich schaffe eine Punktlandung und denke: "Einfach." "Gut", lobt auch mein Fahrlehrer und nimmt mir schnell jede Illusion: "Damit das kein Zufall war, jetzt die blaue Tonne dort drüben." Ich drücke den Gashebel nach unten, der Bug steigt aus dem Wasser und das Boot schnellt ruckartig nach vorn.

Mein Bremsfuß tritt mit voller Wucht in den leeren Fußraum - Fahrlehrer Unbehaun reißt den Gashebel zurück und das Boot sackt wieder zurück ins Wasser. Die blaue Tonne verschwindet gluckernd unter dem Rumpf, ich schäme mich ein bisschen und murmele: "Zufall…"

Übung zwei ist leichter: Wir fahren moselaufwärts, ich versuche den Gashebel etwas gefühlvoller zu bedienen. Ernie gleitet ruhig über die Mosel - kaum Gegenverkehr, ideale Bedingungen für BoAnfänger. Fahren ohne Führerschein ist auf der Mosel wie auf allen anderen Binnengewässern erlaubt - solange der Fahrer älter als 16 Jahre ist, körperlich geeignet und von einem erfahrenen Führerschein-Inhaber begleitet wird. Ich werde immer mutiger, meine Kurven werden größer, und das Tempo wird schneller. "Üben kann man auch mit einem alten Kahn, aber das hier macht mehr Spaß", grinst Ulf Unbehaun auf dem Sitz neben mir. Ich grinse zurück.

Kurz bevor wir die Höhe der Autobahnbrücke bei Schweich erreichen, wenden wir, und der 40-Jährige zeigt noch einmal, wie Motorbootfahren richtig geht. Hart schlägt das Boot auf dem Wasser auf, bei jeder Kurve lassen wir eine Wasserwand hinter uns stehen, das Gefährt schleudert herum, ich klammere mich an dem einzigen Haltegriff fest und ramme das Bein in die Wandverkleidung. Mit einer letzten Drehung halten wir kurz vor dem Clubschiff in Issel. Als ich mit Wackelpudding-Knien wieder auf dem Steg stehe, streiche ich im Kopf Lektion Nummer eins und notiere stattdessen: "Motorbootfahren macht bei jedem Wetter Spaß - man muss nur schnell genug fahren, dann wird man auch nicht nass."

Das Clubschiff und der eigene Steg des Wassersportclubs Schweich-Issel e.V., liegen direkt unterhalb der Pension Isseler Hof an der Mosel. Weitere Informationen im Internet: www.waterski. com, Kontakt über Ulf Unbehaun, Telefon 0177/2517245.

Extra Führerschein "Binnen": Der Wassersportclub Schweich-Issel bietet zweimal im Jahr Kurse zum Erwerb des Motorboot-Führerscheins "Binnen" an. Dieser berechtigt zum Führen eines Schiffs bis zu einer Länge von 15 Metern und einer Motorleistung über 3,68 Kilowatt. Der nächste Kurs startet am Montag, 25. August. Die Prüfung für den Sportbootführerschein kann auch beim Konzer Wassersportzentrum Saar-Mosel (Infos: Telefon 06501/99380) und beim Wassersportclub Saarburg e.V. (Infos: Telefon 06561/6351) abgelegt werden. (eg)

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