Mit 48 an den Herd

PIESPORT/TRITTENHEIM. Erst Schlosser, dann Berufskraftfahrer und schließlich Koch. Der berufliche Werdegang von Hans-Josef Seger, der nun mit 48 Jahren seine Gesellenprüfung als Koch ablegte, ist ungewöhnlich.

 Ob er wirklich Deutschlands ältester Jungkoch ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Wichtiger ist, dass Hans-Josef Seger (links) im Trittenheimer Wein- und Tafelhaus von Alexander Oos (Zweiter von links) wie seine Kollegen Martin Schmitz (rechts) und Daniel Combe eine Anstellung hat.Foto: Ursula Schmieder

Ob er wirklich Deutschlands ältester Jungkoch ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Wichtiger ist, dass Hans-Josef Seger (links) im Trittenheimer Wein- und Tafelhaus von Alexander Oos (Zweiter von links) wie seine Kollegen Martin Schmitz (rechts) und Daniel Combe eine Anstellung hat.Foto: Ursula Schmieder

Ein Lebenslauf, der ins Auge fällt: Mit 18 Jahren Kraftfahrzeugschlosser, mit 33 Berufskraftfahrer und schließlich im stattlichen Alter von 48 Jahren der möglicherweise "älteste Jungkoch Deutschlands". Ein beruflicher Werdegang, der von dem Betroffenen selbst so eigentlich nicht geplant war.Vor allem die Entscheidung für den dritten Beruf war für Hans-Josef Seger etwas unerwartet gekommen. "Freitags um 18 Uhr habe ich bei der Spedition aufgehört und montags um acht war ich in der Schule", erinnert der Piesporter sich an den August 2001 zurück.Den Anstoß dazu hatte eine Anzeige in der Zeitung gegeben. Darin hatte die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) im Rahmen eines Pilotprojektes Auszubildende für den Beruf des Kochs gesucht. Für den Mittvierziger mit berufsbedingten gesundheitlichen Einschränkungen tat sich da plötzlich eine Alternative auf. Die natürlich für den zu diesem Zeitpunkt ausschließlich "heimatnah" eingesetzten Berufskraftfahrer auch eine große Umstellung bedeutete. Ebenso wie für seine Frau und die heute 15-jährige Tochter, die wie er selbst an regelmäßig freie Wochenenden gewöhnt waren.Auslöser war der Köche-Mangel

Abgesehen von der Tatsache, dass es einem mit 48 Jahren ganz schön schwer fallen kann, sich zum Lernen von Ernährungs- und Wirtschaftskunde hin zu setzen. Nach einem ersten Lehrjahr in Wintrich, ist Seger seit 2002 im Trittenheimer Wein- und Tafelhaus Oos beschäftigt."Jetzt muss er sich bewähren, das Jugendarbeitsschutzgesetz zählt nicht mehr", kommentiert Lehrherr Alexander Oos schmunzelnd den Start seines jüngsten und gleichzeitig ältesten Gesellen als ausgebildeter Koch.Die Idee für das gezielt an einen älteren Personenkreis gerichtete Umschulungsangebot war im Arbeitsamt Bernkastel-Kues geboren worden. Auslöser waren der permanente Köche-Mangel bei einem gleichzeitigen Überhang von Ausbildungsstellen. Eine Situation, die den Versuch rechtfertigte, neue Wege zu beschreiten.Da es sich für Erwachsene schwierig gestaltet, zusammen mit 16- und 17-Jährigen eine Berufsschule zu besuchen, entstand die Kooperation mit der DAA. Diese ermöglichte es darüber hinaus, die Ausbildung mehr praxisorientiert auszurichten.Rund 200 Tagen Theorie standen etwa 270 Tage Praxis gegenüber. Der Hotel- und Gaststättenverband trug Sorge für die berufspraktische Unterweisung. Willi Schmitt kümmerte sich als Lehrer auch um Motivation und Zusammenhalt der Gruppe. Die 22- bis 48-Jährigen - darunter vier Ü-40er - kamen ebenso aus dem kaufmännischen Bereich wie aus der Produktion. Ein weiterer Vorteil gegenüber regulären Lehrlingen: Lehrgangskosten und Unterhaltsgeld übernahm das Arbeitsamt. Der jeweilige Ausbildungsbetrieb konnte eine Anerkennung zahlen. Mit der Resonanz ist der Geschäftsstellenleiter des Arbeitsamtes Bernkastel-Kues sehr zufrieden. Und ebenso mit dem Ergebnis: Acht der zehn Prüfungsteilnehmer haben laut Ferdinand Zingen im ersten Anlauf bestanden.Was ihn dabei besonders freut: "Von den zehn sind im August neun in Arbeit." Ob es eine Fortführung des Projektes geben wird, lasse sich zwar "noch nicht 100-prozentig" sagen. Er könne sich aber ähnliche Konzepte vorstellen.

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