Mit Blockflöte und CD-Player

Wittlich. Mit Lucia Mense war beim jüngsten Konzert des Musikkreises keine Unbekannte zu Gast in der Wittlicher Synagoge. Als Mitglied des Ensembles Flautando konnte man sie dort schon hören und im Georg Meistermann Museum hat sie schon eine Vernissage musikalisch gestaltet.

 Die Blockflötistin Lucia Mense, der Gambist Holger Peters und der Cembalist Alexander Puliaev führten in der Wittlicher Synagoge das Publikum durch die Jahrhunderte der Musik.Foto: Gerhard W. Kluth

Die Blockflötistin Lucia Mense, der Gambist Holger Peters und der Cembalist Alexander Puliaev führten in der Wittlicher Synagoge das Publikum durch die Jahrhunderte der Musik.Foto: Gerhard W. Kluth

Diesmal war die Blockflötistin mit dem Gambisten Holger Peters und dem Cembalisten Alexander Puliaev mit einem zeitlich sehr breit gefächerten Programm in die Säubrennerstadt gekommen. Das mit dem Thema "Gegenklänge" überschriebene Konzert gab dem Publikum einen tiefen Einblick in die Entwicklung der Blockflötenmusik durch die Jahrhunderte. Schon das erste Werk des Abends, die d-moll Triosonate von Georg Philipp Telemann, war ein beredtes Zeugnis für die technische und musikalische Bandbreite, die dieses eigentlich so einfache Instrument ermöglicht, aber auch, wie groß die Anforderungen sind, die es an seinen Spieler stellt. Da sich die drei Musiker der historischen Aufführungspraxis verschrieben haben, gestalteten sie die Sonate mit einer Diskant-Gambe. Die Folge war ein filigranes Klanggebilde, erheblich durchsichtiger als es mit einer Violine möglich ist. Ähnlich angenehm erklang Diogenio Bigaglias Sonate in e-moll, wobei Peters diesmal die Viola da Gamba zum Klingen brachte. Einen perlenden Notenteppich legte Puliaev in der Synagoge aus, als er "Recercata, Fuga y Sonata en Sol" des spanischen Barockmeisters Sebastian de Alvero interpretierte. Deutlich kamen in seiner Spielweise die Spannungen zum tragen, die durch die historische Stimmung seines Instrumentes hervorgerufen wurden. Einen breiten Raum nahmen Kompositionen des 20. Jahrhunderts im Programm des Trios ein. Den Auftakt bildete ein mit "Tombeau" überschriebenes Werk für Gambe solo des Gambisten Paolo Pandolfo, der damit eine alte Barocktradition wieder aufleben ließ, Verstorbenen ein musikalisches Grabmal zu setzen. Diese ursprüngliche Improvisation, von Peters nachträglich in Noten festgehalten, hatte einen sehr meditativen Charakter, der den einnehmenden Farbenreichtum der Gambe in den Vordergrund stellte.Auseinandersetzung mit den Tierkreiszeichen

Eine interessante Erfahrung für die Zuhörer war neben den fünf ausgewählten Teilen aus Karl-Heinz Stockhausens "Tierkreis" - eine musikalische Auseinandersetzung mit den zwölf Tierkreiszeichen - bei denen Mense teilweise mit zwei Blockflöten gleichzeitig musizierte, das Werk "Vermont Counterpoint" des amerikanischen Komponisten Steve Reich. Das zur "Minimal Music" gehörende, elfstimmige Werk ist die ständige Wiederholung einer Melodie, immer mit kleinen, in jeder Stimme anderen Variationen versehen. Mense hatte im Vorfeld zehn Stimmen auf CD eingespielt (Reich schreibt im Original ein Tonband vor), die sie in der Synagoge ablaufen ließ und zu der sie die elfte Stimme live spielte. Es war schon erstaunlich, zu beobachten, wie unterschiedlich die Zuhörer auf dieses, technisch einwandfrei vorgetragene Werk reagierten. Die Palette reichte von höflichem bis hin zu begeistertem Applaus.Einig war sich das Publikum in seiner Begeisterung für alle drei Musiker bei der Triosonate G-Dur von Johann Sebastian Bach, mit dem das Ensemble das Programm beendete. Die Zustimmung war so groß, dass die Zuhörer die Musiker erst nach zwei Zugaben entließen.

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