Mit Bon und Schildchen

WITTLICH. Ex und Hopp, das wird teuer: Der TV wollte wissen, wie die neue Pfandregelung für Dosen und Plastikflaschen von den Kunden in der Kreisstadt angekommen ist.

Als Umweltminister Jürgen Trittin für den 1. Januar die Bepfandung von Dosen durchgesetzt hatte, war das Geschrei in der Republik groß. Unpraktikabel, zu teuer, der Kunde wird es nicht annehmen lauteten einige der Befürchtungen. Wir wollten wissen, wie sich das neue Gesetz inzwischen in der Praxis bewährt hat. Im Sparmarkt in der Fußgängerzone erfahren wir von Inhaberin Elke Schultes, dass - zur Zeit noch - weniger als die Hälfte der verkauften Dosen und Plastikflaschen zurückfließt in die beabsichtigte Wiederverwertung. "Manche Kunden nehmen gar keinen Bon mit, weil sie schon wissen, dass sie die Behälter nicht zurückbringen werden." An der Kasse geben die Beschäftigten einen Bon von der Rolle - ähnlich dem an Kinokassen - heraus. Die 25 Cent, die bezahlt werden, gibt es nur bei Wiedervorlage dieses Bons plus Dose und nur in dieser Filiale zurück. Zumindest bei den unter Jugendlichen beliebten Mixgetränken bemerkt sie keine Änderung des Kundenverhaltens: Die würden sie nach wie vor sehr gut verkaufen. Bei der alteingesessenen Getränkefirma Boor stellte Walburga Boor eine entscheidende Veränderung bei der Nachfrage fest: "Es interessiert sich kaum noch jemand für Dosen." Sie habe ihr persönliches Angebot an Dosen stark zurückgefahren.Die Straßen sind sauberer geworden

Ganz aus dem Sortiment streichen können sie sie jedoch nicht. Für Urlauber etwa, die ihren Durst während einer langen Autofahrt stillen möchten, müsse sie in jedem Fall stets ein paar Dosengetränke vorhalten. Das Boor´sche Rücknahmesystem funktioniert mit äußerst festklebenden Preisschildern auf der Dose selbst, auf denen der Firmenname verzeichnet ist sowie der Pfandbetrag von 25 Cent. Möglichst schnell wünscht sich Walburga Boor von der Industrie Automaten, an denen die Kunden die Rückgabe selbst tätigen können. Bis dahin nimmt der Großhandel ihr Leergut in großen Säcken zurück. Andreas Borchert, Leiter der Norma-Filiale in der Friedrichstraße, gibt Pfandmarken heraus, die Briefmarken ähneln. "Im Großen und Ganzen bringen die Kunden ihr Leergut auch zurück", beobachtet er. Auf 90 Prozent schätzt er die Rate. Auch hier nimmt die Dame an der Kasse Bon und Leergut zurück. Norma führt seit Januar nur noch Gebinde bis 1,5 Liter, um die komplizierte Regelung von Pfand in unterschiedlichen Höhen zu umgehen. Borchert findet die neue Gesetzgebung gut. "Die Straßen sind wesentlich sauberer geworden", hat er festgestellt. Deren Zustand sei vorher oft "katastrophal" gewesen. In der Getränkeabteilung im E-Center steht Marco Helling. Dort hat man aus Einweg-Verpackungen schlichtweg Mehrweg gemacht. Bis der Handel sich auf ein einheitliches Dosenpfand einigen kann, umgeht man dort die komplizierte Pfandregelung. Beschwerden von der Kundschaft hat Helling noch keine gehört. Die Kunden lassen sich über die praktizierte Lösung aufklären, hören zu, und richten sich ohne Murren danach. Auch im Kaufhaus Bungert hält der Kunde seit dem 1. Januar vergeblich nach Dosengetränken Ausschau. Die alternativ erhältlichen Mehrwegflaschen werden von der Kundschaft problemlos angenommen. Winfried Bungert: "Sie gehen sehr gut, muss ich sagen." Dosen gibt es samt einer in Folie eingeschweißten Pfandmarke aus Papier nur noch an der Tankstelle, wo die Rückgabequote geschätzte 90 Prozent beträgt. In den Wittlicher Filialen der Supermarktketten Aldi und Plus erhielten wir keine Auskunft zum Dosenpfand.

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